laut.de-Kritik
Richard Patrick tanzt auf mehreren Hochzeiten.
Review von Kai ButterweckEin eher zwiespältiges Kuschelalbum ("Anthems For The Damned") und ein rigoroser Ausflug in Alternative-Gefilde ("The Trouble With Angels"): Filter-Fans der ersten Stunde hatten es in der jüngeren Vergangenheit nicht immer leicht. Zwar erreichten die Mannen um Bandchef Richard Patrick auf ihrem letzten Werk durchaus wieder Durchschlagswerte der Anfangstage, doch in punkto Industrial-haltige Basis-Einwürfe ließen die Amerikaner ihre immer noch zahlreichen Roots-Anhänger abermals im Regen stehen.
Doch die beiden Einsteiger ("We Hate It When You Get What You Want", "What Do You Say") des neuen Albums reichen die Hand zur Versöhnung. Mit klinischen Drums, mächtigen Gitarrenwänden und grenzenlosem Vocal-Hall versehen, klopfen die Songs vehement gegen die Türen all derer, die auch heute noch allabendlich mit den Klängen von "Short Bus" ins Bett gehen und sich Morgens mit dem Sound von "Title Of Record" ans Frühstück machen.
Die vermeintliche Wiedergutmachungstour wird allerdings jäh gestoppt, denn das anschließende "Surprise" macht seinem Titel alle Ehre. Plötzlich schieben sich halbakustische College-Klänge in den Vordergrund, während Richard Patrick auf dem Songwriter-Schemel Platz nimmt und im Background trippelnde Keyboard-Passagen ihre Runden drehen. Indie-Liebhaber werden sich hier ein breites Grinsen kaum verkneifen können.
Der Beginn des folgenden "Watch The Sun Come Out Tonight" geht sogar noch einen Schritt weiter. Allerdings wird der gewöhnungsbedürftige Gesangseinstieg bereits nach wenigen Sekunden von einem Sattelschlepper, beladen mit tonnenschweren Gitarren und scheppernden Crashbecken, überrollt.
"It's Got To Be Right Now" versucht gar nicht erst, falsche Fährten zu legen. Hier geht's gleich von Beginn an krachend zur Sache. Würde man dem androgynen Sound etwas mehr Garagen-Attitüde verpassen, dann würde sogar Danko Jones anerkennend mit dem Haupte nicken. Großartiger Song.
"This Finger's For You" saust dagegen am Ohr vorbei. Das anschließende "Self Inflicted" packt mit schwindelerregendem Sechssaiter-Feuer und infernalem Refrain wieder kräftig zu, während sich "First You Break It" als kleiner "Surprise"-Bruder entpuppt, ehe "Burn It" und "Take That Knife Out Of My Back" wieder Vollgas geben.
Die melancholische Piano-Ballade "It's My Time" und das fast schon poppige "It's Just You" schließen letztlich die Pforten, ohne zusätzlichen Staub aufzuwirbeln. Fazit: Auch wenn sich Filter auf ihrem neuen Album wieder vermehrt um ihre Wurzeln kümmern, so bleibt dennoch einiges am Wegesrand liegen, für was sich Anhänger der letzten beiden Alben gerne bücken dürften.
1 Kommentar
na gut, dann hör ichs mal an. TOR war ganz geil, danach nur columind