laut.de-Kritik
Haben die Chemical Brothers ihren Nachfolger gefunden?
Review von Daniel StraubEs tut sich wieder was auf dem Dancefloor. Nach den unterkühlten New Wave-Sounds der Electroclash Protagonisten darf jetzt mit Freelands "Now & Them" wieder richtig dreckig abgerockt werden. Der britische Top-DJ und Nu Break-Pionier hat alle Chancen, gestärkt durch eine echte Band im Rücken, die Nachfolge von Acts wie The Chemical Brothers oder The Prodigy anzutreten. DJ-Kultur und Rockmusik kopulieren bei Freeland endlich wieder ohne Berührungsängste miteinander und erleben dabei mehr als nur einen ekstatischen Höhepunkt.
Dass Zurückhaltung bei "Now & Them" absolut fehl am Platze ist, steht nach den überwältigenden Grooves des Openers "We Want Your Soul" außer Frage. Präzise Breaks und geloopte Vocalsamples schaukeln sich hier gegenseitig in luftige Höhen auf. Big Beat im Jahre 2004? Ja, gerne, kann die Antwort nur lauten. Adam Freeland, rund um die Welt ein vielgebuchter DJ, lässt einen mit offenem Mund und wundgetanzten Fußsohlen der übrigen Tracks des Albums harren.
"Mind Killer" gibt ein bisschen Zeit, die wunden Füße zu pflegen. Paranoide Gitarrenriffs drücken auf die Stimmung und leiten damit bestens zum elektronisch dröhnenden Krautrockgroover "Burn The Clock" über, der in derselben Ahnengalerie mit The Prodigys "Mind Fields" steht. Mit "Heel And Toe" schalten Freeland dann wieder den Turboboost zu. Im hektischen Stakkato rappen die beiden New Flash Vocalisten Juice Aleem und Toastie über ein nervös und unruhig zappelndes Elektrofundament. Da beginnen die geschundenen Füße schnell wieder zu schmerzen.
Mit der zweiten Singleauskopplung "Supernatural Thing" kommt das Bandkonzept von Freeland schließlich voll zum tragen. Mussten sich die Musiker bis dahin der Track-Philosophie von "Now & Them" unterordnen, so emanzipieren sie sich hier und spielen als Band auf. Sängerin Alison David rundet den harmonischen Eindruck mit ihrer weichen Stimme gelungen ab. Schade, dass sie von Freeland & Co nur für diesen einen Song ans Mikro gelassen wurde.
Mit drei Downbeat-Nummern klingt "Now & Them" fast schon besinnlich aus, was nach dem fulminanten Dancefloor-Smasher "We Want Your Soul" zum Auftakt nicht zu erwarten war. Mastermind Adam Freeland erhebt mit seinem ersten Album noch nicht den Anspruch, die Nachfolge von Ikonen wie Leftfield oder den Chemical Brothers anzutreten, dafür ist er noch zu grün hinter den Ohren. Und weil er das selbst weiß, sieht er "Now & Them" als ersten Schritt auf dem Weg in die Königsklasse der Produzenten.
Noch keine Kommentare