laut.de-Kritik
Klapperschlangen und in Klang verwandelte Wüstenlandschaften.
Review von Giuliano BenassiNo rest for the wicked, scheint derzeit das Motto von Howe Gelb und seiner Combo Giant Sand zu sein; auf das im letzten Jahr erschienene Meisterwerk "Chore Of Enchantment" und anschließender Tournee folgen nun Gelbs Soloplatte "Confluence" (VÖ im April) und, pünktlich zu einigen Auftritten in Kontinentaleuropa als Opener für PJ Harvey, das Album "Selections ca. 1990-2000."
Der Titel ist aussagekräftig, denn einerseits kann man bei einer Band, die nie einen Chartbreaker hatte, kaum von einer Best-Of reden, andererseits lässt sich Giant Sands musikalische Tätigkeit schlecht auf ein bestimmtes Datum oder Genre festnageln. "Selections" gewährt einen gelungener Einblicke in ihre musikalische Welt, und das nicht durch eine simple Zusammenstellung einiger Titel, sondern durch eine Auswahl, die aus weniger bekannten Liedern und Alternative Takes besteht.
Klapperschlangen und in Klang verwandelte Wüstenlandschaften sind nur ein Teil des Angebots; mal verspielt, mal bedrohlich, bildet jeder Song eine in sich abgeschlossene Einheit und lädt dazu ein, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. In chronologisch umgekehrter Reihenfolge aufgeführt, beginnt das Album mit zwei Liedern aus "Chore Of Enchantment", das groovige, mit Juliana Hatfield gesungene "Temptation Of Egg" ist ein erster Höhepunkt und würde gut in einen Tarantino-Film passen, "Inner Light" stammt vom 1997 gestorbenen Gründungsmitglied Rainer Ptacek, "Sand" hat den Wüstenrocksound, aus dem Calexico sein Kapital schlägt, das schräge "Music Arcade" ist eine Hommage an Neil Young, der mit seiner musikalischen Kompromisslosigkeit nicht nur so etwas wie das Vorbild Gelbs ist, sondern den Song auch geschrieben hat.
Zum Grundgerüst Gelb (Gitarre und Stimme) plus Convertino (Bass) und Burns (Schlagzeug) stoßen immer wieder Gastmusiker und -sängerInnen wie Lisa Germano, Evan Dando, Vicky Peterson oder Lucinda Williams, was mal zu einem rockigeren, gar grungigen, mal zu einem folkigen oder countryesken Sound führt. Was als gemeiner Nenner dient ist wohl der Versuch, einem verbreiteten Ruhm aus dem Weg zu gehen. Giant Sand machen nicht wegen den Verkaufszahlen Musik, sondern aus Hingabe zur Sache. Dass dabei vielseitige und durchaus anhörbare Produkte entstehen spricht nur für sie.
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