laut.de-Kritik
Auf modern getrimmter Schottenrock der alten Schule.
Review von Kai ButterweckKnapp sieben Jahre nach ihrem letzten ("Favourite Pleasures") und ziemlich genau 30 Jahre nach ihrem erfolgreichsten Album ("Swagger") wollen es die schottischen Rocker von Gun noch mal wissen. Die Band, die einst mit ihrer Coverversion des Cameo-Hits "Word Up!" in so ziemlich jedem angesagten Alternative-Club des Planeten für Furore sorgte, lässt den Hörer auch gar nicht lange zappeln.
Mit dem angezerrten Midtemporocker "All Fired Up" erinnern Gun an die kurzweilige Blondie-Auferstehung im Jahr 1999 ("Maria"). Irgendwo zwischen dem klassischem Hardrock der Siebziger und der etwas moderneren Variante à la 3 Doors Down zelebrieren Gun ihr musikalisches Comeback.
Handwerklich gibt's hier nichts zu nörgeln. Der Sound ist etwas trocken, aber dennoch klar und druckvoll. Das Produktionsteam um Simon Bloor (Trevor Horn) und Daryl Thorpe (Foo Fighters) zieht die Regler nur ganz selten komplett nach rechts, damit der nach poppiger Power dürstende Mainstream auch ja nicht verschreckt wird. Das vermeintlich kalkulierte Klangkonzept ändert aber nichts an der Qualität der Songs. Sänger Dante Gizzi verfügt immer noch über ein markantes Organ. Aufgepeppt mit atmosphärischen Backingvocals und eingerahmt in nachhaltige Refrains macht das schon so Einiges her ("Boys Don't Cry", "Take Me Home").
Im knackigen Riffrock-Bereich müssen sich die in die Jahre gekommene Combo vor keiner aufstrebenden Newcomer-Truppe verstecken. Sobald es aber etwas emotionaler wird, treten die ersten Probleme auf. Mit "Falling" versuchen sich Gun an einem gefühlvollen Mix aus weniger Rock und zu viel Pop. Die balladeske Nummer flacht mit ihrem uninspirierten Chorus ziemlich ab. Ebenfalls ziemlich träge schält sich die ähnlich gestrickte Nummer "A Shift In Time" aus den Boxen. Abermals versinkt der Trupp in einem Sumpf aus belanglosem Schmalz.
Was die Band definitiv besser kann ist poppiger Bluesrock mit zartem Gospel-Einschlag ("You Are What I Need"), 80s-Pop-Metal der Marke Def Leppard und Co. ("Never Enough", "Don't Hide Your Fears Tonight") und allen Robert Palmer-Fans ein kurzes Lächeln ins Gesicht zaubern ("Lucky Guy").
Dreißig Jahre nach ihrer kommerziellen Alternative-Rock-Punktladung scharen Gun noch mal ein paar treue "Hombres" um sich und zeigen der Welt, dass mit ihnen rocktechnisch durchaus noch ein paar Jahre zu rechnen ist. Das kann man feiern oder aber auch einfach nur zur Kenntnis nehmen. Ich gönne mir einen Platz irgendwo in der Mitte.
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