laut.de-Kritik

Der Techno-Träumer ist zurück.

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Der israelische Produzent Guy Gerber ist zurück. Endlich. Kaum ein neuer Track von Guy Gerber fand in den letzten Jahren den Weg ins Presswerk. Seine Kollaboration mit Cadenza-Chef Luciano liegt mittlerweile schon wieder drei Jahre zurück. Gleiches gilt für sein letztes Release auf Cocoon, die Maxi "Timing". Um so aufmerksamer dürften Fans Gerbers 12" "The Mirror Game" auf Visionquest im April dieses Jahres zur Kenntnis genommen haben. Den zwei Tracks von "The Mirror Game" lässt der Israeli jetzt gleich 15 weitere neue Produktionen folgen, die er exklusiv für "Fabric 64" eingespielt hat.

Damit stellt sich Guy Gerber in eine Reihe mit Produzenten wie Omar-S aus Detroit, Minimal-Spezialist Ricardo Villalobos und Dubstep-Act Shackleton, die für ihren Fabric-Sets allesamt ausschließlich Eigenproduktionen verwendeten. Dazu gehört zum einen natürlich ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein.

Zum anderen braucht es für ein solches Unterfangen einen umfassenderen konzeptionellen Ansatz, als ihn ein DJ-Set erfordern würde. Den liefert Guy Gerber für sein jüngstes Release gleich mit, ganz so als hätte er bloß auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, ihn aus der Schublade zu holen, und die passenden Tracks gleich dazu.

14 unveröffentlichte Tracks sowie "One Day in May", das schon auf "The Mirror Game" zu hören war, wählt Gerber für sein Fabric-Set aus. Musikalisch beschreitet er mit ihnen durchaus bekannte Pfade. Analoge Synthie-Sounds schieben sich Lage für Lage übereinander und verdichten sich zu einer träumerischen Melange aus Melodien und Rhythmen.

Altbacken, trancig und kitschig mögen manche das finden, schließlich hat Gerber schon vor zehn Jahren ähnlichen Sound gemacht und gab der von endlosen Minimal-Loops ausgelaugten Elektronik-Hörerschaft zusammen mit Produzenten wie James Holden und Nathan Fake die Freude an der Melodie zurück. Diese Mission verfolgt er auch heute noch. Und es ist wohltuend, auf "Fabric 64" einen Produzenten zu hören, bei dem der Groove lediglich ein Nebenprodukt seiner Arbeit zu sein scheint.

Die Tanzbarkeit kommt beinahe ungezwungen und nebenbei, ganz anders als bei einem Großteil der Produktionen, die für den schnelle Erfolg auf der Tanzfläche ausgerichtet sind. Guy Gerber stellt seine Stücke in den größeren Zusammenhang eines durchgängigen Live-Sets, verwebt sie so eng miteinander, dass es am Ende egal ist, welcher Track gerade läuft, ob die Bassline schon das nächste Stück ankündigt oder noch zum letzten gehört. "Fabric 64" huldigt dem Flow eines Live-Sets. Genau das macht es zu einem großen Release.

"Ich wollte schon immer mal ein Album machen, das nur aus einer langen Komposition besteht, ähnlich den Sachen, die Steve Reich gemacht hat. Das wichtigste für mich war etwas Eigenständiges zu schaffen und zu zeigen, dass sich durch die Veränderung von lediglich einer Note in der Harmoniefolge die gesamte Stimmung ändert. Ich hoffe das ist mir gelungen", sagt Guy Gerber selbst über sein "Fabric 64"-Live-Set.

Trackliste

  1. 1. Store-House Consciousness
  2. 2. The Golden Sun and the Silver Moon
  3. 3. Shady Triangle
  4. 4. The Naked Hairdresser
  5. 5. Ribbons Turn To Chains
  6. 6. The Rhythm
  7. 7. A Blade Through My Piano
  8. 8. One Day in May
  9. 9. Howling Moon feat. Clarian North
  10. 10. Running Through the Night feat. Clarian North
  11. 11. Lady Falkor feat. Lady Falkor
  12. 12. The Money Shot
  13. 13. Moon Blur
  14. 14. My Medicine
  15. 15. Human Raft
  16. 16. Just Wanna See You Happy feat. Deniz Kurtel

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