laut.de-Kritik
Lorbeeren geben ein stacheliges Ruhekissen ab.
Review von Dani FrommLorbeeren geben ein stacheliges Ruhekissen ab. Ist das angehäufte Polster allerdings dick genug, ließe sich auch darauf recht bequem ausruhen. Das kommt einem Ice Cube, der veritabel auf seinen Meriten thronen könnte, aber offenbar gar nicht erst in den Sinn. Warum auch? "I can do this shit 'til I'm seventy."
An heutigen Maßstäben gemessen klingt zuweilen schon ein wenig hölzern, was der Althase vom Stapel lässt. Sein Rap-Stil erweist sich weder als variantenreich noch als besonders flüssig. Passend zur Sepia-getönten Retro-Western-Bebilderung seines Booklets erscheint solches bei Ice Cube allerdings weniger antiquiert als von ehrwürdiger Patina überzogen. Zumal der Biss noch immer stimmt.
"I Rep That West", daran dürften auch dann keinerlei Zweifel bestehen, wenn in Form zurechtgeschnittener, verlangsamter Zeilen oder wieder und wieder wiederholter, simpler Elemente der tiefste Süden aus den Beats grüßt. Was DJ Montay für "Ya'll Know How I Am" aus den Reglern entwischt, hätte auch Mr. Collipark den Ying Yang Twins auf die durchgeknallten Leiber schustern können.
Der Plastik-Spielautomaten-Sound aus "She Couldn't Make It On Her Own" oder "Urbanian" tönt weit mehr nach Atlanta denn nach Los Angeles. Mit einer Nummer wie "Fat Cat" rechnete man ebenfalls eher in Dirty South-Gefilden. "Guys don't dance", lernen wir hier zu Retorten-Claps und schiebenden Synthies. "We boogie."
All das ist schön und gut. Am besten funktioniert Ice Cube aber immer noch, wenn er auspackt, was die Bezeichnung "California swagger" wahrhaftig verdient: Sir Jinx und Dae One stopfen "Life In California" dermaßen mit dem typischen Westcoast-Lebensgefühl, dass man meint, selbst im Straßenkreuzer unter Palmen entlang zu cruisen und den Ellenbogen in den Fahrtwind zu halten.
Ununterbrochen nickt der Kopf, wenn Jigg für "I Rep That West" den G-Funk wieder aufleben lässt. Keine Sau braucht Autotune-Effekte, so lange man auf die gute alte Talkbox zurück greifen kann. "Nothing Like L.A." zeigt darüber hinaus, dass auch harte Jungs ganz weich werden, weil sie wissen: Zu Hause ists halt doch am allerschönsten. Angesichts solcher Tracks entbrennt die "California Love" umgehend aufs Neue.
Ice Cube besteht daneben aber auch in "Hood Robbin'", dem satte Bässe und Klavier eine deutlich nachdenklichere Note verleihen. "Steal from the rich, give the poor", solches zeichnet - analog zum Wortspiel im Titel - ein leider realistischeres Bild der Wirklichkeit, als es die Legende des edlen Räubers aus dem Sherwood Forest vorgibt.
"It feels good to be independant" - aus dieser Position lässt es sich leicht die eine oder andere Stichelei in Richtung von Kollegen wie Lil Wayne, Jay-Z oder Kanye West austeilen. Rückendeckung bräuchte ein Eisklotz dieses Formats zwar nicht. Seine Begleiter – insbesondere WC, der mit seinem Singsang ein wenig an den seligen Ol' Dirty Bastard erinnert, oder sein durch und durch fies klingender Kollege Maylay – erledigen dennoch erstklassige Jobs.
Ab und an fahren die zahlreich herangezogenen Produzenten einen derart kratzigen, verschrappten Sound auf, dass ich, besäße ich "I Am The West" auf Vinyl, das von der Nadel mitgeschleifte Tumbleweed suchen würde. Irgendwie passt das aber auch wieder wie die Faust aufs Veilchen, wenn der Grand Wizard zu "just another day in my neighborhood" lädt.
3 Kommentare
Sind wir schon da?
ich kann der review nicht so ganz zustimmen. drink the cool-aid und vorallen dingen your money or your life sind die stärksten tracks dieses albums. besonders der beat von letzterem ist sowas von derbe ice cube-maßgeschneidert und passt einfach beinahe perfekt zu ihm.
it is what it is is sehr eigen. der beat und die hook nerven und man findet den track scheiße oder man mag beat und hook und findet den track fett.
4 von 5 punkten könnt man dem teil auch ganz gut geben.
Ein in meinen Augen enttäuschendes Album. Viel zu komerziell und deutlich schlechter als sein letztes Album.
Da haht Cube viel mehr drauf als er hier zeigt!