laut.de-Kritik

Wer sonst vereinigt Azad, Eko und Savas auf einem Album?

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Nein, das ist leider nicht die neue Soloplatte von J-Luv. Hierbei handelt es sich nur um ein Produzentenalbum. Ist aber nicht weiter schlimm, denn qualitativ bewegt sich "Threeshot" auf dem gleichen Niveau des superben Solodebüts "Kontraste" des Hessener Multitalents. Aus Friede-Freude-Eierkuchen macht J-Luv im Jahr 2005 die neue Hip Hop-Dreifaltigkeit "Peace, Love & Harmony". Einen besseren Zeitpunkt hätte sich der Produzent und Sänger Julian Williams nicht aussuchen können. Deutschrap verkommt gerade zur hässlichen Schlammschlacht auf Illustrierten-Niveau und Mediator Williams bringt die Streithähne Azad, Sido, Savas, Eko und Fettes Brot auf ein und dasselbe Album. Mir fällt jedenfalls kein Anderer ein, dem das gelungen wäre.

Von so viel Liebe hat sich dann auch der Großteil der Gäste anstecken lassen. Gemeinsam mit Kool Savas und einem Glockenspiel gibt sich J-Luv gleich zu Beginn der Musik hin. Diese Verbundenheit hatte Julian bereits so wundervoll auf "Der Erste Ton" unter Beweis gestellt. Und sogar dem Duettpartner Savas nimmt man die Emotionalität dieses Tracks ab. Noch weiter ragt die erste Singleauskopplung des Albums aus dem Gesamten heraus. "Signal" treibt unantastbar durch ein Meer voller Poesie, Musikalität und Träumerei. Die Gitarre zupft unwiderstehlich und Azad passt hier, wie seine Faust auf Sidos Auge.

Apropos. Auch Sido ist J-Luvs Einladung gefolgt. Herr Maske schlägt zwar deutlich clubbigere Töne an, erfreut den Hörer dabei aber nicht viel weniger. Außerdem liefert er gemeinsam mit Harris, als Deine Lieblingsrapper, eine der treffendsten Beschreibungen für die von den Neptunes bekannten Hammer-Claps: "Echte Männer klatschen so hier" Bammbabamm "So klingt dein Kopf zwischen der Klotür" Bammbabamm. Die überhebliche, asoziale Art hat Sido ohne Frage drauf. Außerdem im Club unterwegs ist Samy Deluxe, der diesmal wenig gute Haare an den sonst so umworbenen Frauen lässt: "Du bist so sexy, du kotzt mich an!" Der Titel ist auf jeden Fall Programm ("Skandalös").

J-Luv schafft es auf "Threeshot" jedem Kollaborateur den Beat auf den Leib zu schneidern. Hochwertige Abwechslung kommt dadurch zustande, dass die Zusammenarbeit dann funktioniert, wenn die Clubgänger auf die Party und die Nachdenklichen in sich selbst gehen. Savas und Ferris MC bestätigen dabei als Ausnahmen die Regel. Wer auf diesem Album die Pflicht und wer die Kür übernimmt, ist dabei nicht pauschal zu benennen. J-Luv muss zwar bei wenigen Nummern im Alleingang den Karren aus dem Dreck ziehen, der Großteil brilliert aber durch das Zusammenspiel der jeweils Beteiligten.

Neben überdurchschnittlichen Beiträgen von Curse, Creutzfeld & Jakob, Tefla & Jaleel oder Cora E.(!) liefert der Hamburger Dendemann ein wahres Highlight. Von ihm können sich oben genannte Streithähne in Sachen Battleraps eine Scheibe abschneiden. Auf seine ganz eigene Art stellt Dende Diss neben Entschuldigung und hat so in jedem Fall die Sympathien auf seiner Seite: "Sorry ey, doch ich find mich einfach besser als dich. 'Tschuldigung, doch deine Reime fesseln mich nicht."

Julian Williams stellt mit "Threeshot" nicht nur sein Gesangs- und Produktionstalent einmal mehr fulminant unter Beweis, sondern unterstreicht auch seine Ausnahmestellung, die er im deutschen Rapzirkus genießt. Ich kann mich nicht entsinnen, wann die Bandbreite des deutschen Raps das letzte Mal so hochwertig auf einem Album in Szene gesetzt wurde.

Trackliste

  1. 1. Die Scheiße Kommt
  2. 2. Musik (Liebe)
  3. 3. Signal
  4. 4. Skandalös
  5. 5. Bei Nacht
  6. 6. Ferris MC
  7. 7. Deine Lieblingsrapper
  8. 8. Haute Couture
  9. 9. Wir Fliegen
  10. 10. Tut Mir Leid
  11. 11. Lebendig&Frei
  12. 12. Ruhrpotter Liebe
  13. 13. Kind
  14. 14. Irgendwann
  15. 15. Fragen
  16. 16. Bea Love
  17. 17. Orangener Mond
  18. 18. Extremsportler
  19. 19. Asphalt
  20. 20. Auf Dem Dach

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LAUT.DE-PORTRÄT J-Luv

Die Wenigsten werden es wissen, aber Julian Williams alias J-Luv hat es gewagt, einen gewissen Samy Deluxe auf der Bühne zum Live-Battle herauszufordern.

1 Kommentar

  • Vor 7 Jahren

    Deutschlands einziger, echter Soulsänger überzeugt hier (nach dem Debutalbum und Meilenstein "Kontraste") mit dem Musikprojekt "Threeshot", auf dem er als Produzent zu überzeugen und flashen weiß. Mit souligen, hiphop'chen, abgespaceten, vorher-noch-nicht-gekannten, unkonventionellen, experimentellen und einfach guten, durchproduzierten Beats bietet J-Luv den auf diesem Album vereinten Rappern die perfekte Grundlage und Spielwiese. Denn J-Luv vereint hier die Crème de la Crème des Deutsch-Rap, Wegbegleiter und Genre-Größen, um zu zeigen, dass es möglich ist, in Einklang, Harmonie und Nächstenliebe miteinander zu sein (daher "Love, Peace Harmony" im Untertitel) und Schönes zu schaffen. Und genau das ist Julian Williams hier wunderbar gelungen. Leider bisher oft "underrated" und "verkannt", beweist J-Luv, dass er mindestens genau so viel Talent hat, überragende Beats zu bauen, wie zu singen. 5/5!