laut.de-Kritik
Ein Rückblick, der nicht den leisesten Zweifel an der Zukunft lässt.
Review von Simon LangemannSo so, eine Best Of. Das kennt man ja. Doch wem will man nach 14 Jahren, fünf Studioplatten, EP, Dub-Album, Live-Album, Live-DVD und etlichen hundert Gigs eine solche Bestandsaufnahme schon verübeln? Mit "Almost Hits" wagen Jamaram eine umfassende Retrospektive, lassen jedoch nicht den leisesten Zweifel an einer ebenso produktiven Zukunft aufkommen.
Die Tracklist, so betont Murxen Alberti im laut.de-Interview, basiere weniger auf den meistgespielten Songs als auf den Bandfavoriten. Ebenso subjektiv darf über die Qualitäten der Auswahl also auch jeder Anhänger selbst urteilen.
Besonders erfreut es, wenn Jamaram längst in Vergessenheit geratene Perlen wie "Ya Estaba Fria", "Energy", "Down To The Rhythm" oder "Hey Now Girl" herauskramen. Der ein oder andere entspannte Song hätte, auf Kosten von Partytracks wie "Oh My Gosh", zwar ruhig noch reinrutschen dürfen. Aber klar, die unbändige Livepower der Münchner muss zu ihrem Recht kommen.
Außerdem entschädigt die Compilation mit drei neuen Tracks, die ausnahmslos Freude bereiten. So nahm der Achter mit "La Mala" eine der stärksten Latin-Nummern der Bandgeschichte auf. Und tritt mit "Somewhere" in einer weiteren Lieblingsdisziplin an: erdige Roots Reggae-Grooves plus fette Bläsersätze.
Neuland betreten Jamaram dagegen, wenn sie bei der Liveversion "Construction" die großartige Soulstimme des simbabwischen Künstlers Prayersoul begleiten. Dieser bildete mit den beiden Sängerinnen Tariro und Rutendo die Acoustic Night Allstars, die das Goethe-Institut im Rahmen eines Austausches mit auf "La Famille"-Tour 2013 schickte.
Murxen Alberti brachte das auf Tour gesammelte Footage in einem 40-minütige Dokumentarfilm auf den Punkt, der auf "Almost Hits" das heimliche Highlight bedeutet. Sein Schnitt sorgt bei allen Sprachbeiträgen und Hintergründen für Abwechslungsreichtum – um der Musik hingegen deutlich mehr Zeit zur Entfaltung einzuräumen.
Eine gute Entscheidung, denn den produktiven und leidenschaftlichen Vibe der Konzertreise transportiert der Film ohne Frage. Und er veranschaulicht darüber hinaus mal wieder, worum es bei dieser unermüdlichen Band primär geht: Ideen sammeln, reisen, spielen, Menschen begeistern.
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