laut.de-Kritik
Bunt und chaotisch, back to the roots.
Review von Jan EhrhardtJamaram sind mit einer neuen Platte am Start, schon wieder: "Freedom Of Screech" heißt das mittlerweile siebte Studioalbum der Münchener. Dazu gesellen sich eine EP, ein Remix-Album, eine Live-Platte, ein Best-of und eine Live-DVD. Ganz schön umtriebig also, dazu ist die Kombo fast dauerhaft auf Tour. Dennoch dürfte sich die Fangemeinde über die neue LP der bayerischen Spaßmacher freuen, steht sie doch für den unbändigen Schaffensdrang achtköpfigen Truppe um Sänger Tom Lugo.
Die meisten der 16 Stücke entstanden unterwegs, während einer der zahlreichen Tourneen. Ganz so neu sind die Titel deshalb doch nicht, zumindest nicht alle. Die eine oder andere Melodie hat man live schon einmal gehört, der ein oder andere Refrain klingt vertraut. Grundsätzlich ist es aber offenbar ein ganz gutes Leben, ständig auf den Bühnen Europas zu stehen und dabei in kreativer Arbeit Musik zu produzieren - als Handlungsanweisung an alle anderen gibt es deshalb "Easy Life".
Wahrscheinlich erscheint "Freedom Of Screech" genau deshalb so wenig einheitlich, oder, positiver ausgedrückt: so vielfältig. An Genregrenzen haben sich Jamaram noch nie gehalten. Reggae, Ska, Dub, alles egal. Auf ihrer neuen Platte werfen sie aber wirklich alles in den Ring, das gerade zielführend erscheint, sei es Rocksteady, Hip Hop, Dubstep oder Rock.
Bei all diesen klanglichen Spielereien kehren die bayerischen Dauerbrenner doch überraschend häufig zu ihren Wurzeln zurück: "Spread Some Love", "Why Trouble", "Never Ever", "Easy Life" und "Fine Fine Fine" kleiden sich ausnahmslos in ein smoothes Reggae-Gewand, "Girlfriend" kommt als schnellerer Rocksteady-Bruder daher.
Ansonsten versäumen Jamaram jedoch, all diese verschiedenen Stile zu ordnen. Es folgen beispielsweise auf die Offbeat-Nummer "Why Trouble" die doch sehr stark gitarrenlastigen "Off My Lawn" und "Test It", oder auf die sanften Singer/Songwriter-Klänge von "Honey Bee" die druckvollen Dubstep-Geschosse "Like A Rock" und "We Got The Groove": So richtig zusammenpassen möchte das nicht, auch wenn die einzelnen Stücke überwiegend gelungen sind.
"Worlds Apart" etwa oder das teil-hispanische "Pa Mi Gente" und "Fine Fine Fine" mit Passafire funktionieren sehr gut. Generell harmonieren die Feature-Gäste, allen voran das Münchener Reggae-Urgestein Conscious Fyah, auf "Freedom Of Screech" beeindruckend gut mit der Band und gleichen so das gelegentlich doch etwas schwerfällige Englisch von Jamaram-Frontmann Lugo aus.
Aber schlussendlich bewegt sich "Freedom Of Screech" zu oft in eine musikalische Sackgasse, um sich dann mit einer Dampframme den Weg wieder frei zu schlagen. Ein bisschen mehr Konzept hätte der Platte gut getan, ein bisschen mehr Ordnung und weniger Durcheinander.
Irgendwie ist "Freedom Of Sreech" kein Album im eigentlichen Sinne geworden, eher eine Compilation der in den letzten Monaten und Jahren auf Tour aufgenommenen Titel. Man freut sich wahrscheinlich aber deshalb so, weil man ungeachtet der 'neuen' Studioaufnahmen noch in seliger Erinnerung des letzten erlebten Live-Auftrittes schwelgt oder schon jetzt die anstehenden, mitreißenden Festival-Performances im Blick hat. Irgendwie ist das doch auch okay.
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