laut.de-Kritik

Schnurgerade auf Schmachtfetzen-Kurs.

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Glücklicherweise war es Jamie Foxx' letztes Album, das den Titel "Unpredictable" trug. Auf dem Cover der aktuellen Veröffentlichung verkäme er zum glatten Hohn. Ein Blick auf die Tracklist, die beteiligten Produzenten sowie die aufgefahrenen Gäste genügt, um glasklar Bescheid zu wissen, wohin der Hase laufen wird. Immerhin: Die Erwartungen werden an keiner Stelle enttäuscht.

Der Oscar-Preisträger gehört keineswegs bloß auf die Kino-Leinwand. Er hat seinen Platz in der ersten Riege der zeitgenössischen R'n'B-Künstler gefunden und fügt sich dort auch prima ein. Er kann schließlich nicht - zumindest nicht alleine - dafür, dass sich das Genre nicht gerade als blühende Spielwiese gelungener Innovationen profiliert.

Dabei besäße Jamie Foxx durchaus Potenzial, dem abzuhelfen: Im ersten Drittel von "Intuition" beweist er sich als ebenso vielseitiger wie wandlungsfähiger Interpret, der neben seinen stimmlichen auch seine schauspielerischen Talente in die Waagschale wirft. Man möchte kaum glauben, dass man sich in "Just Like Me" und "I Don't Need It" mit dem gleichen Sänger konfrontiert sieht, derart unterschiedlich gestaltet Jamie Foxx seine Darbietung.

Hübsch produziert wurde der Einstieg zudem: Christopher 'Tricky' Stewart und The Dream statten die Eröffnungsnummer mit filigraner Akustikgitarre aus, der voluminöse Bässe diametral gegenüber stehen. Trotz der mächtigen Kontraste und der zusätzlich aufgefahrenen Klavierakkorde und schiebenden Synthiesounds wirkt das Resultat schlank, geradezu schlicht, und bietet dem Gesang wie dem tadellosen Rap-Part T.I.s eine angemessene Grundlage.

Der zwingende Rhythmus sowie die blendend arrangierte Bläser-Dekoration im anschließenden "I Don't Need It" tragen unverkennbar die Handschrift Timbalands. Dumm nur, dass "Intuition" damit seinen Zenit bereits überschritten hat. Was folgt, könnte langatmiger, insbesondere absehbarer, kaum ausfallen.

Lil Wayne darf ein bisschen irre lachen ("Number One"), während Jamie Foxx in Abzählreim-Manier seine Einzigartigkeit beschwört. Weder Boden und Zwerchfell erschütternde Vibrationen noch engagiertes Hey-Ho-Geschrei bewahren die Nummer vor der unentschlossenen Zerfahrenheit. Quo vadis, Just Blaze? Für den Dancefloor ist das jedenfalls zu lahm, fürs Schlafzimmer aber um Welten zu konfus.

Kanye, T-Pain, Fabolous, alle liefern sie genau, womit man bei ihnen rechnet. Auch Ne-Yo ist nicht für die winzigste Überraschung gut. Er gibt in "She Got Her Own" einmal mehr den jungen Michael Jackson, die typischen Aufseufzer inklusive. Dieser Track, wie übrigens Jamie Foxx' komplettes Schaffen, ist "dedicated to the ladies". Wer heilt die Herren der Schöpfung wohl endlich von dem Irrglauben, Frauen seien ausschließlich mit süßlichem Gesülze ein-, respektive auszuwickeln?

Im Foxx'schen Universum ist die Stoßrichtung jedenfalls klar: Durchs Herz der Damenwelt - halbwegs würdevoll zwar, aber doch bitte möglichst hurtig - ins Schlafzimmer. Dort darf man sich dann ("Slow") gerne gediegen Zeit lassen. An der gar gruseligen Berechenbarkeit ändert allerdings weder die Screw-Anleihe noch der für "I Don't Know" getätigte Griff in den Soul-Topf.

Entschleunigung bis zur völligen Darmträgheit wird zur Maxime erhoben. "You were my favorite girl, I was your favorite guy." Aufs Sofa geflackt, ein bisschen essen, dann ins Schlafzimmer, "shirt off, jeans down": Inhaltlich bleibt "Intuition" eher einfach gestrickt. Von "freakin'" keine Spur, auch wenn Titel wie "Freak'in Me" das Gegenteil vorgaukeln.

Spätestens bei "Overdose" verzeichne ich eine solche, an Piano, an Uuuuuhs, von den Chimes hatte ich ohnehin beim ersten Klingeln bereits genug. "Love Brings Change": Nötig wärs. Leider bleibt auch der Bonustrack schnurgerade auf mit Piano und Schmalz getränktem Schmachtfetzen-Kurs.

Trackliste

  1. 1. Just Like Me feat. T.I.
  2. 2. I Don't Need It
  3. 3. Number One feat. Lil Wayne
  4. 4. Digital Girl feat. Kanye West & The Dream
  5. 5. Blame It Feat. T-Pain
  6. 6. She Got Her Own feat. Ne-Yo & Fabolous
  7. 7. Intuition Interlude
  8. 8. I Don't Know
  9. 9. Weekend Lover
  10. 10. Why
  11. 11. Freak'in Me feat. Marsha Ambrosius
  12. 12. Slow
  13. 13. Rainman
  14. 14. Overdose
  15. 15. Love Brings Change

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