laut.de-Kritik
Flexibler Genre-Mix mit PJ Harveys Producer und Zauberstimme.
Review von Philipp KauseKreisende Fuzz-Riffs stehen bei der Britin für das New Wave'ige in ihrem Konglomerat aus Dreampop ("Univers"), Shoegaze versus Powerpop (im Titel-Track), Lullaby-Folk ("Motif"), Quiet-is-the-new-loud (immer wieder), Kraut-Soul ("The Axis And The Seed"), Slow-Post-Punk ("Is Metal"), Trip Hop ("Happiness In Proximity"), Psychedelic Rock ("Romantic Worlds") und breitflächigem Ambient ("Family Of The Sun"). Producer John Parish (PJ Harvey, Aldous Harding) hört man mit seiner Handschrift zum Beispiel im Opener "Perfect Storm" sehr gut heraus. "Love In Constant Spectacle" heißt die 16. Platte der gebürtigen Liverpoolerin. Einige Alben erschienen unter Namen wie Misty Dixon oder Fenella. Jane ist seit über 30 Jahren im Showgeschäft.
Sie arbeitete mit Mitgliedern von Elbow, Doves und mit Badly Drawn Boy. Coldplay sampelten ein Lied von ihr. Die 52-jährige Weaver steckt mitten im Herzen des in den 90ern florierenden Britpop. Ihr geringer Bekanntheitsgrad auf dem kontinentaleuropäischen Festland lässt sich kaum erklären. Janes Karrierestart zog sich lange hin - doch bis heute hört sie sich jung, ätherisch und experimentell an. Der große Britpop-Zug war abgefahren, als sie richtig produktiv solo loslegte - doch ein solches Album wie dieses lässt sich auch in Electro- und Folk-Kreisen vermarkten. Ihre Tourneen sind heute eher eine regionale Sache in Irland und Großbritannien, dort aber ein relativ großes Ding - bei uns weiß man das halt (noch) nicht.
Das zarte Säuseln Janes besitzt große Strahlkraft und Festigkeit inmitten der Zartheit. Dieses Paradoxon macht einiges von der Faszination der Platte aus. Dann leuchten einige Melodien hell, freundlich, sommerlich (z.B. "Univers"), während andere eher trottend und lakonisch wirken, zum Beispiel in "Is Metal". Der Gegensatz und die Spannung zwischen diesen Polen verleihen dieser Scheibe ebenfalls einen interessanten Charakter.
Während "Love Is A Constant Spectacle" in erster Linie Lieder unterschiedlicher Machart sammelt, jeder Track seinen Genre-Schwerpunkt pflegt und das flexible Stil-Aufgebot Weavers optimal zur Schau stellt, fehlt ein bisschen das Verbindende. So homogen und in sich versunken, 'dreamy', wie der Vorgänger "Flock" ist das Spektakel hier nicht. Dafür setzt sich diese LP mit vielen starken Einzelstücken massiver und nachhaltiger in die Ohrmuscheln. Ein Hidden-Tipp für die Bestenliste des Jahres im Bereich Alternative/Indie.
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