laut.de-Kritik
Die Grenzen im Jazzanova-Universum sind fließend und wirken sinnlich.
Review von Gregory BritschNach "Remixes 1997 - 2000" sowie "In Between" steht mit "The Remixes 2003-2005" eine neue Zusammenstellung aus dem Hause Jazzanova an.
Darauf enthalten sind - unter anderem - bearbeitete Stücke von Status IV und Fat Freddy's Drop aus dem Sonar Kollektiv-Umfeld sowie von Jazzanova geschätzte Musiker wie Eddie Gale, Shaun Escoffery oder der Brasilianer Marcos Valle. Die Berliner zeigen erneut, dass ihre Produktionen das Optimum aus den Originalen heraus kitzeln, ohne deren Wiederkennungswert vollständig zu verwässern und drücken ihnen nebenbei noch den unverkennbaren Jazzanova-Stempel auf.
Mit Gespür für catchy und hervorhebenswerte Details, beweisen sie ein glückliches Händchen. Mit neu- und umarrangierten Kombinationen, programmierten sowie live eingespielten Sounds, erschaffen sie eine Musik, der die Etikette Fusion lediglich annähernd gerecht wird. Jazzanova bewegen sich letzten Endes in einem eigenen Raum, der sich aus vielerlei Klängen unterschiedlichster Herkunft speist.
Sie wandeln spielerisch leicht zwischen den Welten. Ob die nun Afro, Funk, Broken Beat, Hip Hop, House, Detroit, Brazil oder Jazz heißen. Die Grenzen im Jazzanova-Universum sind fließend und wirken sinnlich, ohne peinlich zu sein. Das regt die Rezeptoren des aufgeschlossenen Musikkonsumenten mit einer einnehmenden Deepness an.
Wie zum Beispiel bei Heavys ursprünglicher Ballade "Wonderlove (For Minnie)". Diesem verpassen Jazzanova Strings, Bläser und obendrein eine groovende Bassline und machen daraus einen Uptempo-Soultune. Ein anderes Paradebeispiel: Das mit einem Afro-Beat gedopete Acapella-Stück "You Ain’t Really Down", bei dem die Vocals voll zur Geltung kommen. Einen ebenfalls außergewöhnlichen Remix fertigen sie aus Calexicos "Black Heart" an, bei dem in schleppender Geschwindigkeit Joey Burns Gesang mit Streichern und Dub-Elementen samt Bassgeblubber schwanger geht.
"Honest" von Nuspirit Helsinki dagegen, mit Jimi Tenors Gattin Nicole Willis an den Vocals, mutiert zu einem wahren Groovemonster, wie das Infoblatt treffend feststellt. Der Track wirft auf einem dynamischen Fundament aus Broken Beats eine Hookline nach der anderen aus und macht mit einem Boogie-Vibe auf sich aufmerksam. In bester Hip Hop-Manier bounct das zuvor acapella arrangierte "Song Of Will" von Eddie Gale hypnotisch vor sich hin, während Marco Valles "Besteira Do Amor" brasilianische Momente mit Detroit vereint und einen in den Bann zieht. Wer Jazzanova als Remixer verpflichten kann, darf sich wirklich glücklich schätzen.
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