laut.de-Kritik
Affengeile Club-Tracks!
Review von Alexander CordasWer Tom Holkenorg aka Junkie XLs letztes Album "Big Sounds Of The Drags" besitzt und erwartet, es gehe in derselben Machart weiter, wird sich getäuscht sehen. Der Junkie aus den Niederlanden präsentiert sich auf dem neuen Doppel-Album vielseitig wie nie. Die beiden CDs sind einem Radioprogramm nachempfunden und in Tag bzw. 3PM (CD 1) und Nacht bzw. 3AM (CD 2) unterteilt.
Auf erster findet sich viel Eingängiges, während Holkenborg auf Nummer zwei hauptsächlich hypnotische Clubsounds aus dem Rechner quetscht. Im Intro proklamiert eine Radiostimme "Radio JXL is on the air". Als erste schwirrt Saffron durch den Äther, die Chanteuse der verblichenen Republica. Holkenborg rollt einen netten knallig-deepen Big Beat-Teppich aus, auf dem die Hübsche ihren Text ins Off sing-brüllen kann.
Der erste Leichentanz steigt mit "Sleepy Policemen", die sich Peter Tosh direkt aus dem Jenseits wünscht, wenn er mal wieder kräftig einen durchzieht. Zum zweiten Mal darf Saffron bei "Spirits" ran, und es scheint, als ob sie die Tracks singt, die sie mit Republica gerne geschrieben hätte. Auf jeden Fall gehört auch dieser Song zu einem der Highlights auf 3PM, was man von Gary Numans Song "Angel" und dem schleppenden "Between These Walls" nicht behaupten kann.
Atmosphärisch ist das zwar, aber es rockt nicht und geht deshalb etwas zwischen den Uptempo-Nummern unter. Was eine Harke ist, zeigen uns Chuck D. und der Solomon Burke, der mit dem Groove-Kracher "Catch Up To My Step" für rappelvolle Tanzflächen sorgen wird.
Der Oberhammer kommt aber noch. Der frühere Specials-Sänger Terry Hall bekommt in Gestalt von "Never Alone" einen dubbigen House-Track auf den Leib geschneidert, der seine Ex-Band ganz schnell vergessen lässt. Holkenborg zieht auf seinem dritten Output hörbar sämtliche Register und begeistert mit affengeilen Club-Tracks, auch wenn zwischendrin mal eine Lusche auftaucht.
CD 2 pluckert erst mit ambientlastigem Dub um die Ecke und entwickelt nach und nach eine immer technoider werdende Struktur, klingt im Finale mit "Rehsurc" aber wieder ganz chillig aus. Zusätzlich remixt Holkenborg noch mal "Angels". Ob allerdings eine zwölfminütige Mammut-Version von "Beauty Never Fades" nötig ist, sei dahin gestellt. Junkie XL befreit sich erfolgreich von den Big Beat-Fesseln und liefert ein reifes und rundes Album ab.
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