laut.de-Kritik
Das Rap-Talent liebäugelt mit den Charts.
Review von Alexander EngelenZu seinem Debüt erlaubte ich Kane "Kano" Robinson alles: Liebeslieder, Metallica-Samples und Salsa/Rap-Mash Ups. Es gab nichts, was sein Raptalent nicht entschuldigte. Alles in allem war "Home Sweet Home" immerhin das beste Rap-Debüt von der Insel seit Dizzees "Boy In Da Corner".
Im Gegensatz zu Herrn Rascal verpasste Kano jedoch den Sprung in die Hit-Listen. Die Kritiker-Begeisterung ebbte ab, ohne in angemessenen Verkaufszahlen widerzuhallen.
Ob das vielleicht der Grund für Kanos etwas verwässertes Nachfolgealbum ist? Leidet der so gefeierte Blick über den Tellerrand des jungen Briten unter dem Liebäugeln mit Chartskompatibilität? Fakt ist: Das Prädikat Grime streift Kano endgültig von sich ab. Auch wenn er das selbst nicht ganz so radikal sieht: "It sounds like Grime but a little slower. I'm a lot wiser, a little older."
Aber mal der Reihe nach. Denn es ist ja nicht so, dass der erste Teil von "London Town" einem nicht schmerzhaft vor Ohren führt, mit was für einem verdammten Rap-Talent dieser Jungspund gesegnet ist. Auf "The Product Of My Environment" schließt Kano genau dort an, wo er auf "Home Sweet Home" aufgehört hat. 4 Minuten und 20 Sekunden Flow- und Skill-Feuerwerk der Rap-Extraklasse
Setzt Kano in egal welche Cypher zwischen Long Beach, Houston, New York und Miami, er versetzt alle Anwesenden in Schrecken. Gleiches gilt für den Titeltrack, wo er gegen Ende auf simplem Schlagzeug die zweite Rap-Lektion in Perfektion vorträgt. Weitere sehr starke Nachhilfestunden folgen auf der synthetisch-beklemmenden Kollaboration mit dem jamaikanischen Dancehallstar Vybz Kartel ("Buss It Up") sowie der simpel einschläfernden Down South-Suppe "Bad Boy".
Und dann? Nun ja, es folgt ein wildes Durchprobieren, was denn so alles musikalisch möglich wäre. Weltverbesserungs-Geleier auf Akustikgitarre, getarnt als Junior Murvin-Remake von "Police And Thieves" ("Fightin' The Nation") - fehlgeschlagen! Chartstauglicher Rap/Gesang-Mittelmaß mit dem wieder ausgegrabenen Craig David ("This Is My Girl") - grenzwertig! Herzschmerzige Selbstreflexion mit Stadion-Hook ("This Is My Life") - gähnend langweilig! Und auch den freigeistigen Kollaborationen mit Damon Albarn und Kate Nash fehlt es an dem gewissen Etwas. Kano schafft es einfach nicht, dem Drum-Wahnsinn ("Me & My Microphone") und der ganz klassischen Gorillaz-Nummer ("Feel Free") seine eigene Note zu verpassen.
Schmerzlich für die Fans ist, dass Grime einen seiner besten Emcees verloren hat. Blöd für den ganzen Rest, dass es Kano bei seiner Öffnung für neue Zielgruppen versäumt, sein gewohntes Qualitätslevel zu halten.
3 Kommentare
okayes album, die review trifft zu.
seh ich genauso, hier meine review:
http://www.hiphop-jam.net/thread.php?threa…
okay review von deiner seits aus