laut.de-Kritik
Hier wird einem bewusst, wie sehr man den alten Kumpel Bigbeat vermisst hat.
Review von Theresa LockerEs lacht, es tanzt, es zwitschert - wenn man von Sunshine-Pop spricht, weiß eigentlich jeder, was gemeint ist: Good Vibrations in Kübeln, euphorischer bis eskapistischer Pop von Bands, die ihre Alben irgendwo an der kalifornischen Westküste aufnehmen und keinen Zweifel an ihrem unerschöpflichen Optimismus und am schönen Wetter lassen.
Wenn das alles wahr ist, dann macht Kidda Sunshine-Hip Hop. Als ein Kind Englands scheint Ste McGregor zwar die Sonne höchstens aus dem Arsch. Dafür ist er aber seit fast zehn Jahren im äußerst produktiven Elektro-/Bigbeat-Umfeld von Fatboy Slim, Midfield General und Konsorten unterwegs, die auf dem Label Skint ein Zuhause im britischen Badeort Brighton gefunden haben.
Dort ist auch der 3D-Animator Kidda gelandet und schubst mit seinem Debüt "Going Up" den Sommer ein gehöriges Stück nach vorn. Ein durchgehend fröhlich krachendes Bigbeat-Album, bis an die Kanten vollgepackt mit Samples, die nicht selten an The Avalanches oder Junior Senior erinnern. Kidda ist eindeutig verknallt in alten Soul, und so überlagern seine präzisen Beats immer wieder warme Northern Soul-Partien, die das Grinsen direkt im eingängigen Refrain mitliefern.
"Going Up" platzt dementsprechend nur so aus allen Nähten voller zurückgelehnter guter Laune. Poppiger Bigbeat und Funk, Hip Hop und Soul vereinen sich hier auf eine extrem zugängliche und tanzbare Art und Weise, wirken aber nie hirnlos. Da Kidda leider ziemlich verschwenderisch zuckersüß gepitchte Vocals einsetzt, freut man sich umso mehr auf und über die Gäste: Gary Lightbody von Snow Patrol singt die Ballade, die eigentlich auch keine ist, Lo Max von Black Twang und Psycho Les (The Beatnuts) machen das Album erwachsener, ohne es dabei auszubremsen.
Was kann man gegen so eine Platte haben? Eigentlich nichts, und doch ist man versucht, ihr das schaurige Prädikat "nett" aufzudrücken. Denn die besungene Sonne mag warm und strahlend hell sein, sie ist genauso flüchtig. So hört sich auch das Album mit seinen allzu offensichtlichen Ohrwürmern ziemlich schnell aus - und bleibt wohl nur eine vorübergehende, aber intensive Sommeraffäre. Trotzdem ist es ein gutes Debüt, so frisch, saftig und süß wie eine Wassermelone – und ein Wiedersehen mit dem alten Kumpel Bigbeat, von dem man gar nicht wusste, dass man ihn so sehr vermisst hat.
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