laut.de-Kritik
Militantes Feuerwerk politischer Rap-Raketen.
Review von Alexander EngelenDie beiden Rap-Schwergewichte Killah Priest und Tragedy Khadafi haben sich zusammengeschlossen, um den Schwarzmarkt zu militarisieren. Zur Schwarzmarktmiliz gesellen sich die weniger bekannten MCs Timbo King und Hell Razah - beide wie Killah Priest aus dem Wu-Tang-Umfeld - und der gänzlich unbekannte William Cooper.
Powergeladene Beats bilden die Grundlage für ein Feuerwerk politischer Rapraketen, wie man sie das letzte Mal in ähnlicher Intensität bei Paris hören konnte. Während Paris auf "Sonic Jihad" aber musikalisch auf die Westküste schwor, bedient sich die Miliz beim altbewährten Eastcoast-Stil: treibende Drums und harte Samples für eine kopfnickende Atmosphäre.
Inhaltlich lassen sich die fünf Rapper ausgiebig über den Irakkrieg und ganz generell über die amerikanischen Machenschaften in der Weltpolitik aus. Natürlich ist das aber nicht das Einzige, was Killah Priest und Tragedy Khadafi, Timbo King und Hell Razah Cooper formidabel rappend zu sagen haben. Zur politischen Aufklärung, die nicht ohne die eine oder andere Verschwörungstheorie auskommt, gesellen sich unterschiedliche religiöse Ansätze, die sich normalerweise nicht ganz so gut verstehen. So gehören am Schwarzmarkt nicht nur Präsident Bushs Hegemonialbestrebungen, sondern auch weltreligiöse Streitereien der Vergangenheit an.
Allen voran sticht "The Last Call" aus der hochqualitativen Gesamtheit heraus. Erstens verneigt sich die BMM mit dem Auftritt von Abiodun Oyewole, Teil der Last Poets, vor den Wurzeln der Hip Hop-Kultur, zweitens verursachen diese gebetsartigen Raps, unterlegt mit mystischen Streichern, eine verdammte Gänsehaut. Nach Kanyes Monumentalwerk "Jesus Walks" ein weiterer Übertrack, getragen vom Bibelpsalm: "I walk through the valley where the shadow of death is."
Der Track bleibt der ruhige Höhepunkt, der Rest pumpt deutlich lauter durch die Boxen. "The Last Call" fordert zum stillen Gebet auf, die anderen Beiträge zum Widerstand. Mit nach oben gerissener Faust folgt der Hörer revolutionären Weisheiten, mal mit Five Percenter-Hintergrund, mal mit weniger tief greifender Michael Moore-Ideologie. Wer könnte angesichts dieser Thematik da noch besser als Gast passen, als die nicht weniger engagierten Dead Prez. Die machen auf "Audobon Ballroom" das, was sie am besten können und erklären ihre Sicht der Dinge im Schema des gesamten Albums.
"Black Market Militia" ist harte Kost, die sicher keinen Platz auf den Tanzflächen findet. Geballte Fäuste, das haben aber schon die Brothers Keepers festgestellt, werden immer gebraucht. So verbindet dieses Album die lyrische Explosivität eines Molotovcocktails mit der musikalischen Härte der Straßen von Staten Island. Der Arm hebt sich zum Black Power-Gruß gen Himmel und der Kopf nickt halsbrecherisch zu bestem Eastcoast-Sound. Was will man mehr?
1 Kommentar
wie ein solches album nur 3 punkte bekommen kann ist für ich echt nicht verständlich... es ist anspruchsvoll... lyrisch perfekt.... und beattechnisch ne bombe...
also bitte nochmal überdenken... ich konnte nämlich keinen kritikpunkt in der rezession lesen...
zudem sind timbo kind und hell razah nicht weniger bekannt als der herr priest... immerhin stammen alle von den sunz of man (1. rapgruppe aus dem wu umfeld)
5/5
rap in its purest form... fuck fame