laut.de-Kritik
Rework, Remodel, Remix: Die Musealisierung einer Band.
Review von Kerstin KratochwillNon Stoooop ... Trotz permanenter Gerüchte gibt es keine neuen Songs von Kraftwerk: Ralf Hütter konzentriert sich auf das Verwalten des Mythos und arbeitet lieber weiter an dessen Musealisierung. Und so lange diese zeitlosen Songs in zahllosen Remixen neues Leben gewinnen, wird es immer weitergehen – Musik als Träger von Ideen.
Das neue Album auf Doppel-CD und Dreifach-Vinyl, schlicht "Remixes" benannt, beginnt passenderweise mit einer kühlen neuen eigenen Verarbeitung aus dem Kling-Klang-Studio von "Music Non Stop" bzw. "Techno Pop". Und weitgehend technoid geht es mit Reworks und Remixes weiter von DJs und Produzenten wie François Kervorkian, William Orbit, Étienne de Crécy, Orbital, Underground Resistance, DJ Rolando und Hot Chip.
Die Tracks stammen von verschiedenen Kraftwerk 12" Singles, CD-Singles sowie digitalen Veröffentlichungen aus den Jahren 1991 bis 2021. 30 Jahre umfasst diese Werkschau also, die wieder durchaus beeindruckend den immensen Einfluss der deutschen Electronik-Pioniere auf die Club-Kultur zeigt, ohne die es Synthpop, Techno oder Hip Hop in dieser Form wohl nie gegeben hätte.
Herausragend auf der Compilation ist der staubtrockene Hardcore-Remix von "Radioactivity" von William Orbit im Kling-Klang-Edit und die epische elfminütige Überarbeitung von "La Forme" von der Indietronic-Band Hot Chip. Die eigene Verfeinerung und Verarbeitung des Klassikers "Die Roboter" in zwei Kling-Klang-Mixen namens "Robotnik" und "Robotronik" wirkt hingegen dann doch zu maschinell und roboterhaft abgearbeit. Die Mensch-Maschine läuft hier Gefahr, zum Fließbandarbeiter zu werden.
Und während Kraftwerks Sound sich also immer mehr einem musealen Kulturgut nähert, so ist es der ganze Act erst recht: Von 2012 bis 2016 traten Kraftwerk in der aktuellen Formation mit Ralf Hütter, Henning Schmitz, Fritz Hilpert und Falk Grieffenhagen in den wichtigsten Kunst-Museen mit dieser 3-D-Show auf, 2012 widmete das Museum of Modern Art in New York der Band die Retrospektive "Kraftwerk – The Catalogue 12345678". Die Songs sind damit museales Gut und wandern nur noch von Bühne zu Bühne oder Event zu Event, um bestaunt zu werden. Und nach einer Ausstellung in Londons Design Museum kann man in einer Multimedia-Show in Düsseldorf Kraftwerk-Kunst bewundern (bis 22. Mai 22) – am besten mit diesem Album in den Ohren, denn die Ausstellung lautet: "Electro - From Kraftwerk To Techno".
5 Kommentare
Alles bekannte Tracks, das Kraftwerk ist leider schon lange nur noch ein Recyclinghof.
Schreckliches Album. Wirklich schrecklich. Kraftwerk setzen ihrer wachsenden Null-Kreativität leider die nächste Krone auf. Man kann es sich nicht mehr antun. Das ist vor sich hin pluckernder Sound-Müll. Ein Trauerspiel.
Völlig überflüssiges Album....und das schreibe ich als Kraftwerk-Fan.
Statt den Originalen mehr Pep zu geben werden sie langweilig....
Einzige Ausnahme ist Radioactivity,aber das wars auch schon,der Rest kann als Elektronikmüll entsorgt werden...
"Musik als Träger von Ideen"
…es wird immer weitergehen…
gut so
Die reinfolge der Tracks hätte man anders anordnen sollen /können. Früher hätte man ein schönes Mixtape daraus erstellen können mit unterschiedlichen Songs. Das Erscheinungsbild des Album ist billig und ich hätte mir wenigsten ein Doppel Cover gewünscht. Das ganze macht den eindruck von "mal eben eine schnelle Mark zu machen" ! Bin trotzdem froh das ich es gekauft habe.