laut.de-Kritik

Vom Death'n'Roll zum harten Rock in fünf Alben.

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Kennt ihr das auch? Die Mehrheit der Genre-Ultras liebt die frühen, rotzigen Alben aus dem versifften Kellerstudio wie "36 Chambers", "Reign In Blood" oder "Appetite for Destruction" und schreien später bei den Nachfolgern 'Ausverkauf' oder 'Bring back the old shit', wenn diese sich zu zeitlosen, top-produzierten Musikwundern weiterentwickeln. Du aber – zusammen mit einem kleinen, unbeugsamen Dorf – ziehst heimlich jene Nachfolger, auf denen die Musiker ihre Kunst wesentlich besser beherrschen, den Sure Shots vor. Bei Kvelertak begann diese Entwicklung mit Album Nummmer zwei ("Meir"), nahm aber erst mit "Nattesferd“ und "Splid" so richtig Fahrt auf. Selbst "A-ha und Boston wurden erkannt".

Der fünfte Streich "Endling" festigt jetzt diesen neuen Sound. Aus der der einstigen Death'n'Roll-Band aka den Turbonegro für Black Metal-Fans wurden astreine Vertreter des harten Rocks. Extreme Metal-Momente sind neben der Stimme von Ivar Nikolaisen rar gesät. Einzig "Fedrekult" holt kurz ein paar Blastbeat-Ansätze raus und spielt mit einem Hardcore-Vibe. Stattdessen dominiert auf "Endling" der Rock in aller Pracht wie bei Wrestle Mania 19.

Der Opener "Kroterveg Te Helvete" baut sich nach einem spacigen Intro vier Minuten lang auf, um dann in einem grandiosen Gitarren-Feuerwerk aus Stoner, Sludge, New Wave sowie AC/DC- und Metallica-Riffs zu enden. "Likvoke" geht straight nach vorne, überrascht mit Klargesang im Refrain und drückt Kvelertak gar in Richtung Gothic. Dieser Wechsel zwischen Scream-Vocal und klarer Stimme verleiht dem Sound der sechs Norweger endlich die notwendige Dynamik, krankten gerade die älteren Alben nach einer Weile doch an fehlender Abwechselung und Überraschungsmomenten. Gerade diese beiden Punkte lassen "User You Illusion" oder "Seasons In The Abyss" zeitloser erscheinen als ihr so hochgejazzten Vorgänger.

Auch die Single "Endling" und "Motsols" spielen erfolgreich mit dieser Dynamik. "Die Songs klingen so, wie Turbonegro klingen sollten", so ein anonymer Fan im bilateralen Nerd-Musik-Chat. Doch die mit Abstand derbsten Tracks sind ausgerechnet die, die den alten Sound noch wesentlich weiter ausdehnen. "Skoggangr" kommt als große Hymne mit aufbrechendem Bombast-Refrain daher, während "Svart September" den alten Sound zum bluesig-schweren Hardrock dreht. Beide Varianten passen perfekt zu den Texten, die man als Nicht-Norweger auch weiterhin nicht versteht und die selbst Google-Translate nur äußerst unzureichend übersetzt. Trotzdem fühlt man diese "Erdung", eine gewisse bodenständige Erhabenheit in der Musik, die die "Geschichten über die bereits ausgelöschten und sterbenden Völker Norwegens, jenseits von Wikingern und Trollen" (O-Ton Gitarrist und Mitbegründer Vidar Landa) auch als Nicht-Skandinavier stimmig überträgt.

Es klappt jedoch nicht alles auf "Endling". "Dogeniktens Kvad" stampft mit Banjo als Country-Metal wie einst The Waltons durch die Berge am Fjord. "Paranoia 297" klingt wie ein Konsens-Song, um auch die Fans des Debüts gütig zu stimmen. Der Sound, den man dieses Mal im Studio vor Ort kreierte, ist auch dank der live mit nur einem Klick eingespielten Spulen etwas zu breiig und nicht akzentuiert genug. Gerade, wenn man sich mehr Richtung Rock bewegt, hilft eine etwas cleanere Produktion, um die nötigen Akzente zu setzen. So ist "Endling" ein richtig gutes Album, das den Weg für die nächsten Jahre vorgibt, aber im Endeffekt noch eine Ecke mutiger sein könnte. Potenzial für einen weiteren Klassiker, dieses Mal im zeitlosen Gewande, ist auf jeden Fall vorhanden.

Trackliste

  1. 1. Krøterveg Te Helvete
  2. 2. Fedrekult
  3. 3. Likvoke
  4. 4. Motsols
  5. 5. Døgeniktens Kvad
  6. 6. Endling
  7. 7. Skoggangr
  8. 8. Paranoia 297
  9. 9. Svart September
  10. 10. Morild

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