laut.de-Kritik
Obszöner Drive in der Stax-Tradition.
Review von Alexander CordasBernard Alexander aka Skip McDonald aka Little Axe ist einer der Musiker, die sich seit Jahr und Tag mit Genuss, handwerklichem Können, Witz und Humor zwischen alle Genre-Stühle setzen. Dass er damit meilenweit am Mainstream vorbei öttelt, stört ihn selbst wohl am allerwenigsten.
Was im Jahr 1994 mit dem Debüt "The Wolf That House Built" so groovy und gleichzeitig relaxt begann, erfährt auch im Jahr 2010 eine hochklassige Fortsetzung. Gospel, Blues, Funk, eine Prise Hip Hop, Rock-Anleihen, Jazzige Versatzstücke? Nur her damit!
Der Fokus liegt jedoch auf dem Blues und die damit einhergehende Melancholie. "Sometimes, I have a heartache, sometime I ache all over." Der arme Tropf kann nicht schlafen ("Can't Sleep"), weil das Herzelein so weh tut. Der Dutzidutzi-Faktor bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau. Die Herzdame ist gegangen, McDonald schickt ihr ein paar locker aus dem Ärmel geschüttelte Licks auf der Akustischen hinterher. Die Holde dürfte wohl auf dem Absatz kehrt machen und zurück kommen.
So puristisch wie hier geht es selten zu. "Hammerhead" schickt einen Hybriden aus Funk und Blues ins Rennen, der mit schönen Call and response-Gospelchören und akzentuiert eingesetzten Bläsern respektive Blues Harp mächtig nach vorne schiebt. Doug Wimbish verleiht dem Ganzen mit prägnanten Bassläufen einen schön obszönen Drive.
Kaum zu glauben, dass die Songs in den Real World-Studios von Peter Gabriel quasi live eingespielt wurden. Nichts zu spüren von schludrigem Zusammenspiel, hier greifen alle Rädchen ineinander. McDonald sieht sich selbst in der Tradition von Labels wie Stax oder Ahmet Ertegüns Atlantic: "Man musste nicht nur gut aussehen, sondern wissen, wie man spielt."
Das wissen die hier versammelten Herren nur zu gut, denn mit Drummer Keith LeBlanc und Wimbish bildete Bernard Ende der Siebziger die Hausband für das damals noch neue Hip Hop-Label Sugarhill.
Genre-Schubladen sind dennoch nicht ihr Ding. So musizieren sich die Jungs durch ein erfrischend heterogen klingendes Konglomerat. Die Bluesigkeit der Little Axe sei jedem freidenkenden Musikgeist wärmstens ans Herz gelegt!
3 Kommentare
lausige gitarre-bei "grinning in your face" sind ein paar haspler drin und mit dem tempo haperts auch...
Aleister,
ich würde eher davon ausgehen, daß das so beabsichtigt ist- die Haspler kommen nur da, wo sie passen, und sind damit wohl eher Stilmittel als Fehler.
Ich würde mal davon ausgehen, daß der Mann erstens Gitarre spielen kann und zweitens keine offensichtlichen Fehler auf dem Album durchwinkt.
Wesentlich schwerere Passagen spielt er ja auch fehlerfrei.
Und in einer Welt voller überproduzierter, glattpolierter Produktionen freue ich mich über solche "Fehler"...
ok, wenns als "stilmittel" gedacht ist: nur halt ichs dann für zuviel des guten. vielleicht bin ich ja auch nur verwöhnt.....
http://www.youtube.com/watch?v=vNc5o9TU0t0
http://www.youtube.com/watch?v=I7ypeZ6R-t0
http://www.youtube.com/watch?v=Dp7hcqadoj8…