laut.de-Kritik
Ironischer Rückblick auf ein langes Künstlerleben.
Review von Daniel StraubDer Weg zu Ruhm und Anerkennung ist selten gerade. Einer, der ein Lied davon singen kann, ist der britische Entertainer Marc Almond. Gleich am Beginn seiner Karriere wird er als Stimme von Soft Cell zum internationalen Popstar. Einige Jahre später landet er auch als Solokünstler an der Spitze der Charts.
Gleichzeitig bleiben die zwielichtige Subkultur Londons und Experimente mit Drogen lebenslange Begleiter. "Stardom Road" zeichnet diesen Weg zwischen Licht und Schatten auf amüsant ironische Weise nach. Gleich mit dem ersten Song "I Have Lived" geht Almond in die Vollen. "I've always been an artist, not a saint", heißt es dort.
Das klingt wie die Rechtfertigung einer Biographie, die von der puren Lust am Leben getragen wird. Der Künstler, der auf der Suche nach Inspiration gegen Konventionen verstoßen muss - eine Rolle, die Marc Almond wie auf den Leib geschrieben erscheint. Allerdings stammt "I Have Lived" gar nicht aus seiner Feder, sondern aus der des französischen Chansonniers Charles Aznavour.
Auf dem ersten Album nach seinem beinahe tödlichen Motorradunfall 2004 lässt Marc Almond zum überwiegenden Teil andere Songwriter für sich sprechen. "The London Boys" von David Bowie lenkt den Blick auf die Protagonisten der Londoner Clubkultur, zu der sich auch Almond bekennt. Mit seinem unverkennbaren Hang zum Pathos ist der 1970 von Paul Ryan verfasste Song "Kitsch" für Almond natürlich ein absolutes Muss auf "Stardom Road". "The Ballad Of The Sad Young Man" schlägt mit Antony Hegarty am Mikrofon persönlichere und eindringlichere Töne an.
"Strangers In The Night" schließlich ist die einzig weithin bekannte Coverversion, die der 50-jährige Sänger für "Stardom Road" auswählt. Musikalisch bewegt sich das Album zwischen satten Streichersätzen, ausgelassenen Dancebeats für die Mitternachtsparty, zerbrechlichen Akustikarrangements und jazziger Traurigkeit. Damit zeichnet der Künstler Almond ein abwechslungsreiches, differenziertes und stets von pointierter Ironie durchwobenes Bild seiner Karriere.
Den Schlusspunkt unter sein Album schließlich setzt Almond mit dem einzigen von ihm selbst komponierten "Redeem Me". Die mit Händen greifbare Lebendigkeit der Songs ist es, die "Stardom Road" zu einem Longplayer macht, den man zunächst etwas unterschätzt. Je öfter man ihn hört, desto mehr wachsen jedoch die einzelnen Lieder zusammen und ergeben ein stimmiges Ganzes.
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