Marsen Jules - " Herbstlaub"

Nach Jahren flüchtiger Existenz auf den verschiedensten Internetlabels dieses Landes materialisiert sich der Dortmunder Martin Juhls mit seinem Ambient-Projekt Marsen Jules zu Beginn dieses Jahres endlich in Form eines ausgewachsenen Silberlings. "Herbstlaub" sind die sechs Stücke überschrieben, deren Klangraum sich irgendwo im weiten Land zwischen elegisch schwelgend und optimistisch prickelnd verorten lässt.

Marsen Jules' Album "Herbstlaub" ist eine Hommage an die Ästhetik des Verzichts. In manchen Momenten schwingt in den Stücken gar eine mönchische Ausstrahlung mit. In sich ruhend, der Außenwelt eher abgewandt, wachsen die sechs Tracks aus sich selbst heraus, halten die Zuhörer auf vorsichtiger Distanz. Das mag mit ein Grund sein, warum man sich umso lieber von den Klängen auf "Herbstlaub" entführen lässt.

Klänge bilden überhaupt so etwas wie ein Leitmotiv bei Marsen Jules. Das beginnt beim sehnsuchtsvollen "Herbstlaub", findet seine Fortführung in den französischen Liedtiteln wie "Aile D'Aigle" und erfährt seinen Abschluss in den mit Bedacht ausgewählten Sounds des Albums. Vor allem auf Streicher greift Juhls gerne zurück, arrangiert sie in Schleifen, die über die Zeit vorsichtig an Dynamik und Wucht gewinnen, sich jedoch zu keinem Zeitpunkt aufdrängen.

Kommt der Opener "Fanes D'Automne" noch ganz mit dem klassischen Instrumentarium aus, bereichern ab "De La Mort D'un Cygne" natürliche, man könnte auch sagen konkrete Sounds das Klangspektrum. Klar, dass nun Namen wie Pierre Henry oder Pierre Schaeffer im Raum stehen, gelten sie doch als Pioniere derartiger Klangexperimente, bei denen sich künstlich erzeugte Töne und natürliche Sounds zu einem Ganzen zusammenfinden.

Bei aller theoretischen Wucht, die man in "Herbstlaub" hinein lesen kann, geben sich die sechs Stücke ganz und gar nicht verkopft, sondern erfreuen mit leicht schwebenden Strukturen, die zum Fallenlassen und Forttreiben geradezu einladen.