laut.de-Kritik
Wer braucht schon Tiefsinn, solange die Gläser voll sind?
Review von Dani FrommVon wegen Solo-Projekt! Eigentlich haben wir es hier mit einem Wu-Tang-Album zu tun - schließlich ist der komplette Clan am Start, um seinem Gründungsmitglied, DJ und Logo-Erfinder Mathematics bei der Problemlösung beizustehen. Wu-Tang is always in the spot lite: "The Problem" erweist sich als gediegenes Familientreffen, für das sich sogar Ol'Dirty, möge er in Frieden ruhen, aus einer besseren Welt nochmals zu Wort meldet. "Break That" bedient sich einer extrem groovenden Bassline, Masta Killa und U-God machen zusätzlich eine gewohnt gute Figur. "You know the routine, give 'em what they need." Mit diesen alten Hasen, Tatsache: satisfaction guaranteed.
Method Man, durchgeknallt wie immer und mit Sicherheit einer der mitreißendsten MCs des Clans, erhält mehr als eine Gelegenheit, seine atemlosen Raps abzulassen: In "John 3:16" unterfüttert Mathematics diese mit einem schnurgeraden Beat, sparsam eingestreuter Instrumentierung sowie wohl dosierten Scratches und baut so einen wunderbar pumpenden Track zusammen. "Rush" bietet mit Methodman und GZA zwei Charaktere auf, die gegensätzlicher kaum sein könnten, aber scheinbar trotzdem zusammen passen, wie der Arsch auf den Eimer. Auch hier kommt man aus dem Kopfnicken kaum heraus.
"Can I Rise" fragt sich Neuling Hot Flames - wenn er in dieser Form weitermacht, ganz bestimmt: So mühelos, wie dieser Herr seine Reime in die Welt setzt, sehe ich da kein Problem, während der behäbige Stil von Bald Head doch eher gewöhnungsbedürftig ist. Aufpoliert mit solidem DJ-Handwerk zählt aber auch "Coach Talk" zu den durchaus hörenswerten Tracks. Zu meinen Highlights gehört der Party-Stampfer "Two Shots Of Henny", in dem bouncend und vergnügt dem Alkoholismus und anderen Späßen gefrönt wird.
Gut gelaunte Reimer geben sich das Mikrofon in die Hand - wer braucht schon Tiefsinn, solange die Gläser voll sind? Zumal das Storytelling auf "The Problem" keineswegs zu kurz kommt: T-Slugz und Eyeslow berichten in "C What I C" über den Alltag im viel strapazierten "Ghetto"; neben dem Text gibt das zugehörige Instrumental viel her, wenn auch der Bass hier etwas an Mächtigkeit vermissen lässt. T-Slugz beglückt den Hörer ein weiteres Mal in "Bullet Scar". Durchaus möglich, dass hier ein großer Geschichtenerzähler am Werk ist. Ich hätte nichts dagegen, von diesem Herren noch mehr zu hören.
Mathematics sorgt für durchgehend sehr musikalische Produktionen: Vielschichtige Instrumentals über eingängigen, wenngleich nicht besonders abwechslungsreichen Beats liefern seinen mikrofonschwingenden Clan-Kollegen eine hervorragende Plattform. Das Rad erfindet Mathematics hier nicht neu, vielmehr besinnt er sich auf die Basics. "Real Nillaz" ist der beste Beweis: gepitchte Samples, satter, gerader Beat, Ghostface und Raekwon dabei ... Wer den Wu-Tang-Sound der 90er mochte, dürfte mit "The Problem" keine Enttäuschung erleben.
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