laut.de-Kritik
Der selbstverliebteste Pop-Stinkefinger des Jahres.
Review von Kai ButterweckMeghan Trainor will nicht mehr das keck grinsende Doo-Wop-Girlie mit der wallenden blonden Mähne sein. Die frisch gebackene Grammy-Gewinnerin mimt jetzt lieber die Rote Pop-Zora. Da kann man sich schon mal selbst auf die Schulter klopfen und vor dem heimischen Spiegel ein selbstbewusstes "Thank You" vom Stapel lassen.
Mit ihrem zweiten Studioalbum präsentiert die 22-Jährige den selbstverliebtesten Pop-Stinkefinger des Jahres. Titel wie "Watch Me Do", "Better" und "I Love Me" sprechen Bände: "Wave all your hands if you don't need a man", koddert sie ins Mikrofon. Kommt doch mal einer angekrochen wird noch vor der Begrüßung klar gestellt, wer die einzig wahre Hot-Chick auf dem Planeten ist: "Who's that sexy thing i see over there? That's me! Standing in the mirror."
Peng! Peng! Peng! Meghan Trainor schießt aus allen Rohren. Und kommt ihr einer blöd, schallt ein amtliches "Nein" aus ihrem Munde ("No"). Nein, mit Madame Trainor ist anno 2016 nicht zu scherzen. Wer nicht nach ihrer Pfeife tanzt, der wird aussortiert, müde belächelt und ihren Fan-Sistas zum Fraß vorgeworfen. Meghan Trainor will hoch hinaus. Ihr Ziel: der Legenden-Status. Dafür teilt sie ordentlich aus.
Inhaltlich präsentiert sich "Thank You" wie eine mit Brennnesseln gefüllte Pralinenschachtel: äußerlich verführerisch, aber innerlich gefüllt mit Gift und Galle. Der Bogen wird dabei aber oft überspannt, mitunter sinkt das Girlpower-Gezicke fast schon auf Schulhof-Niveau. Ein Königreich für die unwiderstehlichste Pop-Primadonna der Neuzeit? Von mir aus. Hier sind die Schlüssel. Sperre sie sich in ihre Gemächer ein und lausche ihren selbstgeschriebenen Pop-Dreiminütern. We'll see what happens!
Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht viel. Für die Krönung hat Meghan Trainor nämlich noch zu wenig musikalische Qualität am Start. Sicher, das furztrockene "Watch Me Do" hat schon was. Auch der fast schon arrogant gezwitscherte "No"-Refrain lässt mit monotonem, aber süchtig machendem Unterton aufhorchen. Ebenfalls auf der Habenseite: Das an den Karriere-Kickstarter "All About That Bass" erinnernde "Dance Like Yo Daddy" sowie der partytaugliche Pop-Hüpfer "Champagne Problems". Hier passt sogar der Inhalt. Selbstironie als Ablenkungsmanöver: Punkt für die Urheberin.
Die ansonsten eher austauschbare Melange aus R'n'B, Neo-Jazz, Gospel, Pop und Hip Hop wird von der Stimmakrobatik einer Sängerin gedeckelt, die noch viel an sich arbeiten muss. Für ein Ringeltänzchen mit ihrem Idol Beyonce reicht das Gebotene nicht einmal ansatzweise. Ich sage aber dennoch artig: Thank You! Bin ja gut erzogen worden.
7 Kommentare mit 5 Antworten
"Du bist perfekt wie du bist, lass dir von niemandem etwas anderes sagen!", sprach der gephotoshopte Makeup-Berg.
Dreck. Wann kommt so ne Monae und wirbelt den Pop wieder frisch durch?
"Du bist schön so, wie du bist. Es sei denn du bist dünn, dann ist dein Schönheitsideal doof und du stinkst."
"allenthalben mit 08/15-Hits in die Charts spült - Baujahr 1993"
Zu meiner Zeit hiesen solche Früchte der Besetzungscouch Kim Wilde und Co. Aber die über mir haben recht, die waren vögelbar zumindest für mich und meine damaligen Freunde. Kim Wild war laut Bravo bis 25 Jungfrau mein ich, lecker.
Das hat einer Mimose wie dir natürlich auch Hoffnung gemacht auch mal einen wegzustecken. Ist aber nicht schlimm, dass es bis heute dann doch nicht geklappt hat und du deine Zeit damit verbringst weibliche Künstler auf Musikportalen zu dissen.
Logisch, aber du bist ja wirklich süß, zu meiner Zeit hat man solche wie dich auch als Negerküsse vernascht. Die Vaseline haben sie uns aber verschwiegen, die man bei so engen süßen Hintern brauch. Wenigsten fiel die so rein farblich nicht auf.
Apropos süß: Versuchste dich jetzt am Bad Boy Image, weil es in der vorherigen Schiene nicht mit der Anerkennung geklappt hat?
Wirkt fast so, als hätte Torque sich 'nen Wachsmalstift zu tief in die Nase geschoben und wäre zurückgekehrt.
Kann mit der Alten nix anfangen. Die hat mir mit ihrem Gejaule schon den "Peanuts"-Film versaut.
Echt ein sehr gutes Album! Friends und Just A Friend To You sind ziemlich langweilig. Better und Watch Me Do sind ganz ok. Aber der Rest ist gut!
Favoriten: Kindly Calm Me Down(!!!), No, Me Too (!!), Woman Up & Champagne Probems