laut.de-Kritik

Weg von bloßer Attitüde, hin zu gutem Songwriting.

Review von

Sie bringen es immer wieder fertig, einem ein fremdbeschämtes Grinsen aufs Gesicht zu zaubern. Nach dem Katastrophen-Debüt mit "Hieb Und Stichfest" und ultragrausligem Frisurensport folgte bei "Stille Post" ein weiterer Bas Couture-Schock. Mieze im Pampers-Minipli? Wer will denn so etwas sehen?

Immerhin haben sich die Berliner ehrlich angestrengt und nach der Kakophonie ihres Debüts wenigstens halbwegs brauchbare Popsongs abgeliefert, die - wohl manchem auch wider Willen - in die Gehörgänge krochen. Wo sind Mia Anno 2006 angelangt? Ist der ultimative Masterplan gefunden, der Style und Musik unter einem Dach vereint? Zumindest sieht Mieze nicht mehr aus wie auf der Suche nach dem nächsten Altkleidersack. Im schicken Pagenschnitt macht sie auf den aktuellen Promo-Fotos eine recht gute Figur. Aber was ist das? Mieze Katz. Deftige Schenkelklopfer ob des erweiterten Pseudonyms. Na dann (kicher) lassen wir mal (gacker) die Katz aus dem Sack. Wasn Scherz.

Eine Spieluhr erklingt und leitet mit schrägen Tönen den harmlosen Opener "Uhlala" ein. Sanfte Stimmung macht sich breit, wenn Frau Katz (jahaa!!) zärtliche Worte an den Auserwählten richtet. Fesselnd klingt anders, zumal ein Eingangs-Song doch Laune auf mehr machen sollte. Eine etwas unglückliche Wahl, um einem Mia 2006 ans Herz legen zu wollen. Die erste Single-Auskopplung "Tanz Der Moleküle" macht ihre Sache hingegen schon besser. Geschickt eingewobene perkussive Elemente, die sich um Xylophon-Klänge ranken, mäandern um einen flotten Four To The Floor-Beat, der ganz gut nach vorne pumpt.

Und dann auf einmal "Zirkus". Wow, was für eine Nummer. Hier bewahrheitet sich einmal mehr Frau Butschers Weisheit, wonach auf jedem Mia-Album mindestens ein geiler Track zu finden ist. "Zirkus" wartet mit dem gleichnamigen Song auf. Im Marschmusik-Rhythmus preschen Mia durch die Manege. Da klingt sogar ein abgedroschenes 'da dab da da" nicht peinlich.

Na, das ist doch schon einmal eine Vorgabe: Zwei gute Songs im Laufe der ersten Viertelstunde. Dann mal her mit dem Rest. "Floss" besticht neben der falschen Schreibweise erneut mit engagierten Schlagzeug-Sounds. Wäre da nicht dieser Pennäler-Amore-Text. "Wär deine Liebe ein Boot, ich würde sinken. Wär deine Liebe ein Floß, ich wär in Not". Gepaart mit dem Fokus auf die Ich-Erzählerin erscheinen die Texte eher als notwendiges Übel denn als kreativer emotionaler Ausdruck. Überhaupt Mieze. Wer hat eigentlich behauptet, dass gedoppelte Backgroundgesänge zwingend gut klingen müssen? Sicher, die Chanteuse gibt sich hörbar Mühe, einen engagierten Gesang aufs Band zu bannen. Aber andauernd dieses Gefiepse im Hintergrund? Nö, das geht nicht. Oder höchstens auf die Nerven.

Wer sich an Frau Katzens lyrischer Egozentrik nicht stört, findet sicher Gefallen an einigen Perlen, die sich hie und da in der Trackliste verbergen. "Odernichtoderdoch" entpuppt sich dabei als hübsche Halb-Ballade, dem der Totalausfall "Je Dis Aime" folgt. Trotz Mitwirkung von Frankreichs Oberexzentriker M floppt der Track nicht nur wegen der abermals dämlichen Lyrics. "Durch meine Adern schießt die Spree". Aha. Da wäre ich ob eines Flusses, in den an regenreichen Tagen regelmäßig Fäkalien fließen, ein wenig vorsichtig. Ein gniedeliges Gitarrensolo am Ende gibt dem Song dann endgültig den Rest.

Meist tummelt sich die Qualität am Anfang eines Albums. Wenn die Scheibe weiter fortschreitet, nimmt oft auch die Qualität des Materials ab. Nicht so hier. Halten "Engel", "Das War Dann Wohl Liebe" und das englisch intonierte "2 Pieces" schönen Poprock-Standard, glänzt "Was Besonderes" als selbiges. Abermals gelingt der Band mit Hilfe rhythmischer Hoppelpoppelei ein hervorragender Abschluss.

Es scheint mehr und mehr so zu sein, dass sich Mia von bloßer Attitüde weg hin in Richtung gutem Songwriting bewegen. Bitte so weiter machen. Und ab und an mal die Jungs einen Text schreiben lassen, dann wird das schon.

Trackliste

  1. 1. Uhlala
  2. 2. Tanz Der Moleküle
  3. 3. Zirkus
  4. 4. Floss
  5. 5. Oder Nicht Oder Doch
  6. 6. Je Dis Aime/Ich Sag Liebe
  7. 7. Engel
  8. 8. Dann War Das Wohl Liebe
  9. 9. S.O.S.
  10. 10. 2 Pieces
  11. 11. Was Besonderes

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23 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    alter, kannst du nicht einmal n bisschen objektivität an den tag legen? es ist unglaublich, mit was für einer selbstverständlichkeit du vorraussetzt, dass POP popt und alles andere scheiße ist. es geht nicht darum mit selbsternannten pseudo- profi- ohr musik und texte zu zerreißen unter dem gesichtspunkt der absoluten antipathie zur sängerin, sondern darum, dass du ein lied hörst, richtig laut, mit richtig bass und nicht anders kannst, als deine muskeln anzuspannen und die darauffolgenden zappeleien zu unterdrücken! versuch das mal mit "machtspiele", dem eletromarsch- remix von "was es ist", oder "floß"! egal ob ausgefeilte texte, oder durchdachte musikalische stimmigkeit innerhalb eines liedes, selbst die unvollkommene stimme von mietze gibt dem ganzen einfach... eine leichtigkeit und liebe zur musik, die man zwar sehr gut mit dem argument des blöden decknamens niederquatschen kann, was allerdings vollkommen sinnlos und arogant ist. denk nur mal an igy pop, boy george oder billy idol...

  • Vor 17 Jahren

    "Bitte so weiter machen. Und ab und an mal die Jungs einen Text schreiben lassen, dann wird das schon." (siehe Artikel)

    was soll denn bitte dieser so überhaupt nicht objektive und noch dazu frauenfeindliche satz?! diese frage konnte ich mir jetzt echt nicht verkneifen! als ob nur männer gute musik machen könnten! also echt... macht mich wütend!

  • Vor 17 Jahren

    war das jetzt gegen meine super antwort oder was?
    das war nichts frauenfeindliches liebchen, sondern, dass auch andere blöde künstlernamen haben, und trotzdem musikalischen erfolg... zu recht!

  • Vor 17 Jahren

    @Unregistered (« @Anya92 (« [size=16:11dbb5555f]Super schlechter Bericht !!!! [/size:11dbb5555f]:mad:

    sollte solche Album-Kritik nicht objektiv sein ??

    Ich mochte MIA. auch nicht beonders, aber seit ich ihre Single "Uhlala" gehört habe bin ich sehr begeistert von dieser Band.
    Vorher sind sie mir nie aufgefallen, doch der Text und erst diese Melodie, die einfach zum träumen verleitet haben selbst mich, die nicht für alles zu begeistern ist überzeugt.
    Und niemand kann mir erzählen das dieser Bericht wahrheitsgemäß ist, hier hat wohl jemand keinen Sinn für musik!

    Solche Menschen sollten wohl eher Maurer oder Metzger werden, denn da würde ihr unwissen an Musik wohl niemanden stören !!!

    ich kann nur jedem Empfehlen dieses Album zu kaufen, auch wenn ihr jetzt ein bisschen verunsichert seid, durch den missglückten Bericht!

    Also mein Fazit ist MIA. bleibt eine Klasse für sich! Jeder sollte von ihnen gehört haben und gänsehautgarantie ist sicher !!!
    Auch schon mit ihren vorhergehenden Alben sind sie ein Wohlgenuss.
    Zwar ist das etwas sehr rebelische in der Musik zu einem etwas träumerischen Pop gewandelt, jedoch hat es der Qualität der Musik nicht geschadet.
    Im Gegenteil ich finde, dass es genau zu dieser Zeit und der Band heutzutage passt!

    lass euch auch nicht von jedem sagen was ihr zu denken habt: Bildet euch eure eigene Meinung !!
    Viel spaß mit ihrem Album ZIrkus !!

    => anya92 :) »):

    Huhu du Vollpfosten! In der von dir angesprochenen Review geht es um die deutsche Band Mia und nicht udm die Dame aus Sri Lanka. Meine Güte! »):

    haha du vollpfosten, lern erstmal ihren post lesen, anstatt sofort uns deine meinung aufzuzwingen.

    @ topic: mia album geil

  • Vor 16 Jahren

    was is denn hier für eine agressive stimmung??? irgendwie witzig. also rezensionen können nie wirklich objektiv sein, aber es fällt auf, dass fast alle autoren von mia-rezensionen die band abgrundtief zu hassen scheinen.vielleicht sollten die hier mal wen anstellen, der mia nicht so scheiße findet.

  • Vor 16 Jahren

    Von Anfang an war mir klar, dass Mia und ich keine Freunde werden. Die Musik spricht mich gar nicht an und ich finde die Lieder total nervig.
    Geht ja mal gar nicht ...