laut.de-Kritik
Vier, fünf potentielle Sommerhits und ein intellektuelles Gewitter.
Review von Joachim GaugerAm Anfang pfeift ganz kurz ein beunruhigender Wind durchs Studio. Spendete nicht nach ein paar Takten ein ruhig gestrichenes Cello etwas Wärme, klänge das depressive "Slow Down" wie ein typisch verregneter Trip Hop-Track aus der Frühzeit der Londoner.
Auch wenn das Thema von "Otherwise" eher schlechte Gefühle sind, ist in der Klangfärbung nun allenfalls noch eine leichte Morgenkühle zu vernehmen. Das morgentliche Bad findet ohne Lungenautomat in großer Tiefe statt ("Aqualung"), bevor die musikalische Reise endlich in den heißen Süden führt: exotische Percussions und dem Tropicalismo entlehnte Harmonik machen in "Sao Paulo" erstmals den selbst gestellte Anspruch hörbar, Einflüsse aus der ganzen Welt zu verbinden.
Ein "Charango" ist zwar eigentlich ein kleines, südamerikanisches Saiteninstrument, der Song klingt mit seinen scheppernden Samples und rauen Raps trotzdem nach Großstadt. Da passen natürlich die selbstzerzweifelten Lyriks von Lambchops Kurt Wagner ganz gut hin, auch wenn sich sein "What New York Couples Fight About" sehr langsam und bedächtig entwickelt und mit seiner schleppenden Melodieführung unter dem übrigen meist melancholisch-schönem Sommerpop wie ein Fremdkörper wirkt.
Gewiss wollte Skye Edwards das folgende, ebenfalls von Wagner geschriebene "Undress Me Now" nicht nur deshalb selber singen, damit das intellektuelle Gewitter schneller abzieht; vielmehr ist ihr der Song geradezu auf den Leib geschneidert. Überhaupt herrschen ab hier Sonnenschein und Wohlklang vor, ein Lied ist liebreizender als das andere, bis Hörer und Band zuletzt erschöpft in die gut gelüfteten Kissen sinken ("The Great London Traffic Warden Massacre").
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