laut.de-Kritik
Die Birminghamer geben sich wütender denn je.
Review von Toni HennigVor rund eineinhalb Jahren meldeten sich Napalm Death mit "Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism" nach fünf Jahren Albumpause lautstark zurück. Nun legen sie mit "Resentment Is Always Seismic - A Final Throw Of Throes" mit einem Minialbum nach.
"Narcissus" leiten schwere, verzerrte Saiten-Töne ein. Im weiteren Verlauf entwickelt sich der Song zu einer Napalm Death-typischen, treibenden Grindcore-Nummer mit punkiger Schlagseite. Und 'Barney' Greenway? Der klingt, obwohl er das fünfzigste Lebensjahr mittlerweile überschritten hat, noch eine Nummer angepisster und hasserfüllter als bisher.
In "Resentment Always Simmers" betonen die Birminghamer mehr ihre Industrial-Seite. Maschinelle Drum-Klänge, unheilvolle Chöre, druckvolle Bass-Töne, laute Gitarrenwände und 'Barneys' übel gelaunter Gesang sorgen für eine bedrohliche Klangkulisse. Anschließend lädt die Band mit dem geradlinigen "By Proxy" zum Headbangen ein. Alles wie gewohnt also. Trotzdem hat die Veröffentlichung auch ein paar Überraschungen zu bieten.
Das Cover des SLAB!-Stückes "People Pie" mutet im Napalm Death-Universum etwas ungewöhnlich an, da sich die Formation nicht nur an die schweren Saiten-Akkorde und das kühle Drumming des Originals hält, sondern auch an den Sprechgesang und den Gospel-Einlagen im Refrain. In "Man Bites Dogged" fährt die Band von Aggressivität über Groove bis hin zu Epik so gut wie alles auf, was sie zu bieten hat. Epische Elemente vernimmt man auch in "Slaver Through A Repeat Performance". Die verleihen dem Song aber nur kurzzeitig eine dunkle Bedrohlichkeit. Danach geht es nämlich äußerst brachial und roh zur Sache. Das Minialbum erreicht seinen wütenden Höhepunkt.
Bad Brains' "Don't Need It" schrubbt die Formation in rotziger Hardcore-Manier in einer Minute runter. Gegen Ende gibt es mit dem Titelstück eine apokalyptische Geräuschekullisse aus Godflesh-artigen Rhythmen, dichten Ambient-Sounds, düsteren Chören und hoffnungslosem Klargesang, die Bassist Shane Embury unter dem Banner seines Soloprojekts Dark Sky Burial zusammen mit Producer Russ Russell erdacht hat und die unmissverständlich zum Ausdruck bringt, dass sich die Welt nicht unbedingt zum Besseren wendet.
Jedenfalls kann man sich auch in Krisenzeiten auf eins verlassen: Dass man von den Birminghamern keine halben Sachen bekommt. Ganz im Gegenteil. Man fragt sich, wie Napalm Death nach über vierzig Jahren im Geschäft ihr beängstigend hohes Niveau immer noch konstant aufrecht halten.
Noch keine Kommentare