laut.de-Kritik
Detailreiches Remaster, das Audiomängel besitzt.
Review von Toni Hennig"Once" stellt mit weltweit über zwei Millionen verkauften Einheiten das bislang erfolgreichste Nightwish-Album dar und markierte 2004 den Beginn der Zusammenarbeit zwischen der Band und Nuclear Blast, die bis heute anhält. Es eroberte in Deutschland, Finnland, Norwegen und Griechenland die Pole Position der Albumcharts und erreichte hierzulande Dreifach-Goldstatus.
Für die Platte fuhren die Finnen so ziemlich alle Geschütze auf, die das Budget von 400.000 Euro hergab. Sie arbeiteten für Orchesterpassagen erstmalig mit dem 52-köpfigen London Session Orchestra zusammen, das auch Filmmusik für "Harry Potter" und "Der Herr der Ringe" beisteuerte. Das Album spielten sie in verschiedenen Studios in Finnland und Großbritannien ein. Für das Mastering zeichnete sich dabei wieder einmal Mika Jussila verantwortlich.
Dass der Kitsch, den die Formation in den Balladen öfters mal an den Tag legte, einer gewissen Poppigkeit wich, hat sicherlich eine Menge zum Erfolg beigetragen. Die von romantischen Pianotönen Tuomas Holopainens und melodischen Gesangslinien Tarja Turunens geprägte Single "Nemo" spielte man im Radio und Musikfernsehen hoch und runter. Zudem blieb sie die einzige Top 10-Single der Finnen hierzulande.
Damals warfen Fans und Kritiker der Band eine gewisse Schlagerhaftigkeit vor, woran die stampfenden Schlagzeugklänge Jukka Nevalainens in "Wish I Had An Angel" und "Dead Gardens" sicherlich nicht ganz unschuldig waren. Dennoch haben sich Nightwish in diesen beiden Tracks ihre Heavyness bewahrt, so dass sich die Metal-Fans nicht beleidigt von ihnen abwendeten.
Die Heavyness trieben sie in "Planet Hell" und "Romanticide" sogar auf eine vorläufige Spitze. "Planet Hell" mauserte sich mit seinen pompösen Orchesterpassagen und dem unnachahmlichen Wechselspiel aus den diabolischen Vocals Marko Hietalas, der kürzlich die Band aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen verließ, und der sirenenhaften Stimme Tarjas zum Live-Dauerbrenner. Außerdem betonte die Formation in Tracks wie "Creek Mary's Blood", "The Siren" und "Ghost Love Score" mehr denn je ihre progressive Seite und verband diese mit ausgefeilten sinfonischen Arrangements und sopranhaftem Gesang.
"Ghost Love Score" sollte auch der Song sein, der Floor Jansen beim Wacken 2013 zum Durchbruch als Nightwish-Sängerin verhalf, beeindruckte und berührte sie doch mit ihrer gänsehauterregenden Performance sowohl Gesangstrainer/innen, klassische Sänger/innen oder gar Hip Hop-Heads. Zahlreiche Reaction-Videos auf YouTube zeugen davon. Aber auch die wunderschönen Gesangs- und Melodielinien gegen Ende von "Creek Mary's Blood", das erdige indianische Einflüsse durchziehen, sollte man nicht unerwähnt lassen. Letzten Endes gab es davor und danach kaum ein Album, das Metal, Klassik, poppige und progressive Versatzstücke perfekter in Einklang brachte.
Für das nun veröffentlichte Remaster, für das sich ebenfalls Mika Jussila zuständig zeichnet, hat die Band wahrscheinlich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, solch ein Meisterwerk zu übertrumpfen. Vielmehr steckt der Teufel im Detail, auch wenn die Orchesterpassagen im Vergleich zur 2004er-Fassung an Dynamik gewonnen haben und der Bass Marko Hietalas stärker im Vordergrund steht, was für mehr Druck sorgt. Jedenfalls hört man besser heraus, was an den einzelnen Instrumenten passiert.
Dabei kommt Intensität nicht zu kurz, wenn Jussila in "Nemo" und "Creek Mary's Blood" die Streicher und Bläser am Ende noch stärker betont als in den Ausgangsversionen. Dennoch sind es die kleinen, etwas unscheinbaren Momente in den Tracks, die am meisten vom Remaster profitieren. Die sehnsüchtigen Steel-Gitarren-Einschübe Olli Halonens in "Creek Mary's Blood" und die indische Sitar Sami Yli-Sirniös in "The Siren" hört man nun viel besser heraus als vor siebzehn Jahren. Auch die indische Melodik zu Beginn von "Ghost Love Score" erscheint in einem klareren Licht als früher.
Das 2-CD-Digibook des Remasters hat außerdem noch eine zusätzliche Scheibe mit remasterten instrumentalen Versionen der einzelnen Tracks zu bieten. Aufgrund der ohnehin schon sehr üppigen Instrumentierung sollte man keine all zu zu gravierenden Unterschiede zur ersten CD erwarten. Dennoch tut sich mit den Instrumentals ein etwas anderer Blickwinkel auf "Once" auf, steht doch die sphärische Keyboardarbeit weitaus deutlicher im Vordergrund als auf dem Hauptalbum. Die spielt dort nämlich zugunsten Tarjas eine eher untergeordnete Rolle. Zudem stechen durch die Keyboardlastigkeit die klassisch lieblichen Pianomomente in "Ghost Love Score" und "Kuolema Tekee Taiteilijan" viel besser ins Ohr.
Weiteres Zusatzmaterial wie B-Seiten, Demo-, Orchester- und Live-Versionen sowie Single- und Video-Edits hält das 4-CD-Earbook bereit, das außerdem noch einen kompletten Livemitschnitt vom Taubertal Festival in Rothenburg vom August 2005 enthält. Eine limitierte Box, die neben dem 4-CD-Earbook das remasterte Studioalbum und die remasterten Instrumentals auf Vinyl sowie fünf Covercards und ein Poster zu bieten hat, macht die Vollbedienung für die Fans komplett. Des weiteren gibt es noch das remasterte Studioalbum mit B-Seiten separat auf Vinyl zu kaufen.
Leider haben es in die Verkaufsversionen diverse Audiomängel geschafft, die dem uneingeschränkten Hörgenuss im Wege stehen. Ohne diese Mängel hätte man mit dem "Once"-Remaster die definitive Variante des Albums bekommen.
8 Kommentare mit 22 Antworten
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https://youtu.be/gg5_mlQOsUQ
Klassiker
Grad mal wieder reingezogen. Tränen gelacht. Danke!
Aus einer Zeit in der Tuomas noch Lieder und keine Soundtracks schreiben wollte. Immerhin mMn das Zweitbeste Album mit Tarja am Gesang.
Dark Chest of Wonders und Planet Hell immer noch ziemliche Banger und das Emokind in mir liebt das etwas cringige Nemo.
Ein zeitloses Argument gegen Musik, speziell Symphonic Metal.
Finde es auch witzig, wie dieses Album im Nachhinein als Klassiker hochstilisiert wird.
Freut mich, den Spruch noch mal zu lesen. In dem Fall trifft er natürlich zu. Musik für ganz stark Hängengebliebene.
Es ist ein Klassiker. Daran ändert auch euer lächerliches Gehate nichts. Hobelt ihr euch jeden Morgen einen auf euren ach so tollen Musikgeschmack?
"Hobelt ihr euch jeden Morgen einen auf euren ach so tollen Musikgeschmack?"
Night wisch und weg meistens, bekanndlich endet die Nacht aber Morgens, also ganz daneben liegste nicht!
"Hobelt ihr euch jeden Morgen einen auf euren ach so tollen Musikgeschmack?"
Teilweise richtig.
"Night wisch und weg meistens"
Props!
Definitiv eines der besten Alben der Band. Schade, dass es das letzte mit Tarja war. Live waren die damals eine Bank, inzwischen hat es was von Zirkusshow. Wie habe ich es einmal gelesen: die Rondo Veneziano des Metal. Stimmt schon, höre ich dennoch gerne mal.
Es ist tatsächlich genau so furchtbar wie ich mir Symphonic Metal immer vorgestellt habe. Absolut grauenhaft!!! Oder wie Amazon schreiben würde: Kunden die Nightwish kaufen würden auch Helene kaufen.
Wie konnte es eigentlich passieren, dass Toni Hennig die zahlreichen Audiomängel in Songs wie "Nemo", "Planet Hell" und "Ghost Love Score" überhörte und nicht erwähnte? Oder hörte er sich die Promofassung des Remasters überhaupt nicht an? Glückwunsch, denn all diese Mängel haben es letztlich auch in die Verkaufsversion geschafft. Man hätte das also an das Label weitergeben können und selbst wenn dann nix passiert wäre, wären dann aber zumindest potenzielle Käufer informiert gewesen. Schade.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Ich kümmere mich mal drum.
Vielen Dank!
Habe das mit den Audiomängeln noch in der Review ergänzt.
Vielen Dank! ²
Wovon sprecht ihr? Clipping?
Glitches, die sich in Form von "blip"-Geräuschen äußern.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Kurzum: Von Masteringfehlern.
Hab jetzt mal reingehört. Krass. Wenn schon unverhohlener Cashgrab, sollte man doch meinen dass sie's wenigstens professionell machen.
Genau, peinliche Masteringfehler. Ist bei NB übrigens schon desöfteren passiert.