laut.de-Kritik
Purer Sex? Lieber mal ein Bad einlassen.
Review von Anastasia HartleibPA Sports ist ein echtes Phänomen. Seit gut zwanzig Jahren ist der Essener mittlerweile im Game und dümpelt von Beginn an eher so im Mittelfeld umher. Menschlich scheint er bei den meisten hervorragend anzukommen - musikalisch springt der Funke eher selten über. Ersteres ist gut fürs Karma, zweiteres eher so mittel erfreulich - vor allem, wenn man mit der Musik seinen Lebensunterhalt bestreiten will.
Das hält PA jedoch keineswegs davon ab, weiterhin zu veröffentlichen. Das "Kiss & Fly Tape", sein aktuellster Output, ist sein mittlerweile zehntes Solo-Projekt. Zählt man die ganzen Kollabos und EPs noch dazu, landen wir bei mehr als doppelt so vielen Releases. Macht im Schnitt mindestens eine Veröffentlichung pro Jahr. Mangelnden Arbeitseifer kann PA Sports also nicht vorhalten.
Vom Mixtape-Charakter, den das "Kiss & Fly Tape"-Projekt dem Namen nach haben soll, ist nicht wirklich was zu spüren. Die meisten Songs finden ihr Ende irgendwo um die 2:30 Minuten und fädeln sich nach dem klassischen Part-Hook-Part-Hook-Schema auf. Selbst die 'Freestyles' wirken eher wie normale Parts. Was soll man sagen: PA Sports ist eben eher der Typ für verlässliche Vertrautheit.
Musikalisch bewegt sich das "Kiss & Fly Tape" in etwas anderen Sphären als die vorherigen Releases. Bediente sich der Essener da eher an Crossover und Gitarren-lastigen Produktionen, kommen hier andere Retro-Gefühle auf: Lang lebe der R'n'B. Ja, ganz richtig, es wird cheesy. Ein paar bekannte Samples der 90er und frühen 00er Jahre hier, ein paar spanische Gitarren da - und damit das nicht allzu altbacken klingt, werden noch ein paar Trap Snares drübergestreut. Eigentlich gar kein so schlechtes Rezept. Weil die Produktionen aber lieber in redundanten Loops ihre Kreise ziehen, statt sich in die Tiefe zu schrauben, bleibt das Tape dabei jedoch sehr oberflächlich.
Auf inhaltlicher Ebene lässt sich ein ähnliches Fazit ziehen. Zwar ist PA nicht mehr ganz so schwermütig unterwegs wie noch im vergangenen Jahr, wirklich Nennenswertes hat er jedoch nicht zu erzählen. Frauen klären, Geld ausgeben, O.G.-Streetlife wo immer es geht. "Deutscher Rap ist eine Pussy / Ich bin immer noch der Realste!" Ein Satz, wie man ihn auch schon vor zwanzig Jahren eher lieblos zitierte.
Auch sonst hört man nicht viel Neues auf dem "Kiss & Fly Tape". Ein paar leicht zu habende Frauen werden geklärt, aber die sind natürlich nichts gegen die Richtige. Die ist "street, hood" und zum Glück "straight" und meistens nackt, aber das zählt nicht als "freizügig, denn genauso will ich sie". Generell fällt auf, dass die Lines im Bezug auf Frauen recht ungelenk wirken - und dadurch eine etwas ungewollte Komik entfalten. "Zwischen Prada-Taschen liegen vollautomatische Waffen / Sie strahlt puren Sex aus, will mich wahnsinnig machen / und ich kann's nicht mehr erwarten, mir ein Bad einzulassen." Vielleicht ist das das erste Anzeichen dafür, dass auch PA Sports kein Jüngling mehr ist - statt von wildem Sex zu fantasieren, träumt der alternde Rapper beim Anblick lüsterner Frauen eher von einem heißen, entspannenden Vollbad.
Abgesehen davon gibt es über PAs zehntes Solo-Release nicht wirklich viel zu berichten. Hier und da fallen ein paar bildhafte, selbstanalytische Lines: "Hab mein Leben auf der Bühne verbracht, so wie Charlie Chaplin / doch werd wahnsinnig weil ich denke, dass sie es gar nicht schätzen". Diese kleinen Lichtblicke sind aber stets umrandet von massig zusammenhangslosem Gelaber, dass auch sie das Ruder nicht mehr herumreißen.
2 Kommentare mit einer Antwort
Wieso wird statt dem Schrott von diesem Schlumpf nicht Freddie Gibbs reviewed?
Das Tape läuft auf heavy rotation, wenn man(n) mit 1 heißen Madmosell bei Kerzenschein Hummer isst. Bei der Mucke geht es schnell zur Sache, weil die Atmosphäre sehr hot ist. Ich erinnere Nellys „hot in here“. PA setzt aber noch einen drauf.
#hiphophurra #cancelgentleman
Ähm, ja.