laut.de-Kritik
Letzte Veröffentlichung einer großartigen Band.
Review von Michael EdeleIch nehme mal an, es gibt doch einige unter uns, die dem frühzeitigen Ausscheiden dieser Band genauso nachtrauern wie ich. Pitchshifter waren eine enorme Bereicherung für die Anhänger extremer Musik. Nicht nur weil sie sich ausgiebig politisch engagierten, sondern vor allem, weil sie musikalisch neue Akzente setzen konnten und mit ihren ungewöhnlichen Stilmitteln für den Metal ähnlich wichtig waren, wie Fear Factory oder Skindred.
"Bootlegged, Distorted, Remixed And Uploaded" ist jetzt das letzte offizielle Output der Band und hat in Form einer Doppel-CD durchaus Hand und Fuß. Bei CD 1 handelt es sich um eine Live-Aufnahme aus dem Londoner Astoria Club vom November 2002, was eine ziemlich coole Party gewesen sein muss. Dass meine Eltern mal bei nem Gig von meiner Combo auftauchen und sich das Ganze relaxt vom Balkon aus anschauen, wird mir in diesem Leben wohl nicht mehr passieren. J.S. Clayden kommuniziert cool und lässig mit dem Publikum und ist sich nach wie vor nicht zu schade, Organisationen wie Greenpeace öffentlich zu supporten.
Der Sound der Live-CD hat bestimmt seine Schwächen, doch hier bekommt man 100% Live Mucke auf die Ohren und keine nachträglichen Overdubs oder so nen Kram. Alles in allem also ein grundehrliches Album, wie man es von Pitchshifter nicht anders erwartet hätte. Die Songsauswahl kann sich auch mehr als sehen lassen und mit "Triad", "Microwaved", "Genius" und vor allem "W.Y.S.I.W.Y.G." sind meine absoluten Klassiker dabei. Dass "Keep It Clean" dann allen Boybands und besonders N Sync gewidmet wird, hat schon wieder Kultcharakter.
Anscheinend wird es immer beliebter, seine Heiratsanträge auf Konzerten vor Hunderten von Menschen zu machen. So handhabt es auch Basser Mark Clayden, der von seiner Freundin natürlich prompt den Zuschlag erhält. Muss ich beizeiten auch mal versuchen, wenn ich die richtige am Wickel hab. Auf CD 2 ("Remixed And Uploaded") finden sich dann zwölf Tracks der Engländer, die hauptsächlich von ihnen selber oder den Drawbacks remixt wurden. Da ich persönlich kein großer Fan von solchen Angelegenheiten bin, kann ich der Scheibe nicht sonderlich viel abgewinnen, aber für Fans ist das sicher ne feine Sache.
Neben den Drawbacks und den Meistern selbst durften auch Logan Mader (Ex-Machine Head, Ex-Soulfly, Medicatione), OBNY und The Dead Sexy Inc. an jeweils einem Song rumschrauben. Ärgerlich an der Sache ist eigentlich nur, dass die Scheibe auf dem Kontinent noch schwer zu bekommen ist und meistens direkt beim Label geordert werden muss. Da es sich hierbei aber um die letzte Veröffentlichung einer großartigen Band handelt, sollte man sich das Ding nicht nur aus Nostalgiegründen leisten.
Noch keine Kommentare