laut.de-Kritik
Formatradio-Pop in Neon-Farben.
Review von Markus BrandstetterDer Drumbeat treibt den Wagen unter den Sky full of Stars, dazu gibts hallschwangere Klaviersounds, man erahnt etwas Delay. Natürlich kommen bald schon die Synth-Fanfaren, die Oh-ohs. "Live the life that you wanna live", vor allem, wenn die roads dark sind, singt der Mann auf dem Cover. Rea Garvey ist mit allen Pop-Wassern gewaschen, Wein macht er aus diesen Wassern allerdings nicht.
So und nicht anders klingt eben kontemporäre Popmusik, wenn Produzenten einen zeitgemäßen Sound konzipieren. Einzig die Sprechgesang-Bridge wirkt ein wenig albern. Aber dann kommt der Filter-Part rein, der auch Connaisseuren der gepflegten Großraumdiskothek die Glückstränen in die Augen treibt. Solche Momente gibt es auf "Neon" einige.
Rea Garvey kennt man in der deutschen Popmusik, früher von seiner Band Reamonn und deren Über-Single "Supergirl", mittlerweile ist er durch die Sendung "The Voice" eine Popinstitution wie Paddy, pardon Michael Patrick Kelly, Gentleman oder Stefanie Kloß.
Das Format brachte schon relativ eigenwillige Features hervor, Paddy mit Gentleman, zum Beispiel. Auch Garvey hat ein überraschendes Feature auf der Platte, allerdings mit keinem Star der TV-Serie. Beim zweiten Lied "It Is Love", das wenig störend dahin plätschert, im schönsten Hochglanz-Popgewand, hört man plötzlich Deutschrap-Hoheit Kool Savas, dessen lyrisches Ich sich Gedanken zu seinem eigenen Verhalten in Beziehungen macht.
Nach diesem kurzen Umweg geht es weiter mit dem gewohnten Programm. "Hometown" ist wohl produzierter, sehr atmosphärischer, klanglich dichter Pop, Atmosphärenbombast im rechtschaffen gezimmerten Soundkleid. "Let's be lovers tonight", singt Rea. "Let's just close our eyes and let go." Bei allen Songs könnte man sich bunte Coldplay-Farben vorstellen, Girlanden und Konfetti wie bei Helene, Strobolicht wie am Dancefloor, Sonnenuntergänge, wie sie "Cafe del Mar"-Cover nicht schöner zeigen. Pop in HD, vom Klang international gedacht, halt auch ohne die ganz große Substanz. Dass "SMS (I Just Wanna Be Loved)" eigentlich eine Schnulzenschmonzette ist, zu deren Chorus es sich auch der Bierbank schunkeln ließe, können auch die Synth-Wände und die moderne Produktion nicht überdecken.
"Never Give It Up" scheut dann auch nicht vorm ganz argen Eurotrash-Synth-Gebolze. Dazu singt Garvey Biographisches und Durchhalteparolen, natürlich schreckt er vor Plattitüden nicht immer zurück. Am Ende wirds nachdenklicher, und Rea geht mit der Stimme noch einmal ein paar Tonlagen runter. Schließlich heißt der Song auch "Darkness". Dazu gibts dramatische Klavierakkorde und viel Atmosphäre, ehe mit "Love Hurts" wieder geschmachtet wird, garniert mit fragwürdigen Vokal-Effekten.
"Neon" birgt einige mehr als passable Radio-Popsongs. "Water" gehört dazu, oder die Schmachtballade "Turn Me Away". "Urban" und "streetlike" hat Garvey seinen neuen Sound beschrieben. Für die Straßen-Credbility glänzt "Neon" zu sehr – vornehmend, nomen est omen, in Neonfarben. Radiopop für den deutschen Markt, eben.
4 Kommentare mit 3 Antworten
Welch schlechter Journalismus - Garvey hat noch nie bei "Sing meinen Song" mitgemacht. Der Autor verwechselt das vermutlich mit "The Voice", wo er in der Jury saß.
Vielen Dank für den Hinweis, das ist natürlich ein völlig berechtigter Einwand: Garvey ist tatsächlich erst bei der kommenden "Sing meinen Song"-Staffel dabei. Wir haben das geändert.
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Das ist wie wenn man Marienhof und Verbotene Liebe verwechselt - es interessiert im Normalfall keinen Schwanz, weil es absolut belanglos ist.
Ich stimme zu, Thomas. Was'n Frevel, ein behindertes TV-Format mit nem anderen zu verwechseln.
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.