laut.de-Kritik

Zwei Meister für ein Fusion-Halleluja.

Review von

Im Englischen gibt es über 250.000 Wörter. In Poplyrics findet davon gefühlt ein weichgespültes Dutzend Verwendung, darunter "love", "dance" und "world". Wie gut dass Gitarrist Robben Ford und Saxofonist Bill Evans, nicht zu verwechseln mit dem Jazz-Pianisten gleichen Namens, weitestgehend auf Text verzichten und der Sprache der Gefühle den Vorrang geben. Zwei Meister der Musik für ein Fusion-Halleluja.

Die Kollaboration als zwingende Notwendigkeit zu bezeichnen, scheint übertrieben. Die gemeinsame Tour zu Fords Modern Blues-Meisterwerk "Purple Room" brachte die beiden Größen zusammen. Ford schwört, wie er im laut.de-Interview verrät, auf Howlin' Wolf und dessen Tenor-Sax-Gang. Die Chemie stimmt, die Vergangenheit auch. Natürlich kennt man sich von gemeinsamen Gigs und Recordings. Zudem traten beide als Sidekick von Miles Davis auf, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten.

Pat Metheny steht Pate für das erste Stück, das par excellence auf den Laufsteg großer Jazz-Improvisationen zugeschnittene "Star Time". Der 68-jährige Gitarrist läuft hier gleich zu Höchstform auf und bleibt bei aller Scofieldschen Strenge im rootigen Blues-Hafen. Der sexy Grower "Catch A Ride" hätte auch auf Tito And Tarantulas Party im Titty Twister kurz vorm Morgengrauen eine gute Figur abgegeben.

Das im Country wurzelnde "Bottle Opener" lädt zum Füße-Wippen ein. Evans steuert vereinzelte Impros bei, bevor er gänzlich das Zepter übernimmt. Mit seiner packenden Virtuosität, die doch immer melodische Struktur offenbart, lässt der 61-Jährige selbst jüngere Hüpfer wie Kamasi Washington alt aussehen.

Dem geringeren Bekanntheitsgrad der Rhythmus-Fraktion aus Keith Carlock und Dave Genus ist es wohl geschuldet, dass ihre Namen kleiner als die von Ford und Evans auf dem Cover prangen. Carlock spielt derzeit Drums bei Steely Dan. Genus sorgte in Chick Coreas Band für die tiefen Töne. In Sachen Kunstfertigkeit bei gleichzeitiger Grundierung stehen sie ihren solistischen Vorturnern in nichts nach, halten sich aber dennoch eher im Hintergrund auf.

Ach ja, gesungen wird dann doch. Einmal intoniert Evans im Sting-Stil das chillig groovende "Insomnia", das auch auf "The Soul Cages" seinen Platz gefunden hätte. Fords Beitrag "Gold On My Shoulder" klingt wie ein Überbleibsel der "Purple House"-Sessions, aber keinen Deut schlechter. Tolle Ballade, geiles Solo von Evans zum Ende hin.

In Sachen instrumentaler Einfallsreichtum ist diese Platte ein Genuss. Ohne zu überfrachten, bietet sie genügend melodische Anker, damit die Melange aus Blues, Jazz, Rock und Fusion trotz der Notendichte im Ohr bleibt.

So, wie sich die beiden Altmeister musikalisch den Ball zuspielen, geizen sie auch nicht mit Komplimenten. Ford spricht von "den besten Erfahrungen in meinem langen musikalischen Leben". Evans stoppt mit der Brust und vollendet: "Für mich klingt die Musik auf 'The Sun Room' zeitlos. Gut gemacht, Leute. Immer wieder gerne!". Nuff said!

Trackliste

  1. 1. Star Time
  2. 2. Catch A Ride
  3. 3. Big Mama
  4. 4. Gold On My Shoulder
  5. 5. Pixies
  6. 6. Somthing In The Rose
  7. 7. Insomnia
  8. 8. Strange Days
  9. 9. Bottle Opener

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