laut.de-Kritik
Die Zukunft von Rap-Metal? Eher trübe.
Review von Kai ButterweckVor vierzig Jahren näherten sich Rap und Rock zum ersten Mal an. Run DMC und die Beastie Boys traten die Türen ein. Es folgten Bands wie Anthrax, Rage Against The Machine, Downset und Dog Eat Dog. Irgendwann legten Korn, Deftones und Limp Bizkit noch eine Energie-Schippe drauf. Die Letztgenannten genießen aktuell gerade ihren zweiten Frühling und zerlegen eine Arena nach der anderen. Die Alten haben es also noch drauf. Aber was ist mit dem Nachwuchs? Gibt es überhaupt eine Crossover-Generation nach Fred Durst, Zack De La Rocha und Co.?
Die Band Silly Goose aus Atlanta zieht aktuell wohl die meisten Blicke auf sich, wenn es um die Zukunft des Crossover geht. Mit ihrem zweiten Longplayer "Keys To The City" wollen Jackson Foster (Vocals), Alan Benikhis (Drums) und Ian Binion (Gitarre) der Welt nun beweisen, dass sie mindestens genauso viel draufhaben wie ihre großen Vorbilder Limp Bizkit, Mudvayne und Slipknot. Auf den ersten Blick passt auch einiges zusammen. Mit Grammy-Gewinner Josh Wilbur (Korn, Megadeth, A Day To Remember) konnte der Dreier einen Fachmann an den Reglern für sich gewinnen. Entsprechend satt scheppert es auch sogleich aus den Boxen.
Tieftönige Nu Metal-Riffs, Scratches und eine groovige Rhythmusfraktion legen das Fundament, auf dem sich Shouter, Sänger und Rapper Foster austoben darf. Wahlweise im Hip Hop-, Boygroup-, Punkrock- oder Nu Metal-Modus schießt der Frontmann aus allen Rohren. Nach einem wilden Einsteiger-Duo, das sich referenztechnisch irgendwo zwischen Limp Bizkit und Mudvayne einordnen lässt ("Cowboy", "Neighbors"), präsentieren Silly Goose den etwas untergewichtigen "Firestarter"-Zwilling "Traffic".
 
In der Crossover-Branche ist man bekannterweise von Natur aus offen für jegliche Drehungen und Wendungen. Silly Goose treiben es aber bisweilen auf die Spitze. Nach The Prodigy orientiert sich das Trio wieder am etwas massentauglicheren Sound von Dog Eat Dog ("Keys To The City"), ehe man zur Mitte des Albums hin Punkrock- und Nu Metal-Fans an die Hand nimmt und alle Regler auf zehn dreht ("Now Dance"). In der zweiten Hälfte lassen noch ein paar amtliche Metal-Riffs kurz aufhorchen ("Playin' Games"). Ansonsten ist man in Atlanta scheinbar überzeugt davon, dass das bereits Bekannte so gut ist, dass man es in leicht abgewandelter Form ruhig noch einmal auf die Reise schicken kann ("Give Me My Money", "Split", "Heart Attack").
Am Ende fühlt sich irgendwie weder der Rap-, noch der Metal-Fan so richtig abgeholt. Die Amerikaner lassen viel zu viel liegen, hören nicht richtig hin oder scheitern an eigenen Unzulänglichkeiten. Silly Goose fehlen die Songs, über die man auch am nächsten Tag noch spricht.


					
				
				
				
				
				
				
				
				
				
				
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