laut.de-Kritik
Boombap mit starken Strophen und hymnischen Hooks.
Review von Philipp Kause1981 sprühte er seine ersten Graffitis. "Ich bin ein Original B-Boy-Breakdancer", erzählt uns Sol Messiah. Ins Produzieren startete er seinerzeit mit einem 8-Spur-Tonbandgerät. Er ist der Mann hinter Madonnas "Secret", von ihm stammen die Beats in TLCs R'n'B-Juwel "Creep". Nach über drei Jahrzehnten des Reglerschiebens tritt er auf "God Cmplx" mal selbst als 'Interpret' auf. Dafür braucht er dann doch wiederum Stimmen, 19 an der Zahl. Diese Konstellation führt zu einem halbem Sa-Roc-Album, da die Rapperin auf sieben Tracks mitwirkt, und zu einer Compilation, auf der sich Aesop Rock, Evidence, Murs, Planet Asia, stic.man und viele andere versammeln.
In weiten Teilen glänzt das Album (oder staubt, ganz wie man will) als klassische Boombap-Platte mit starken Strophen, aufgeteilt unter zahlreichen, sonst nicht so miteinander vernetzten Artists, jeweils zusteuernd auf hymnische Hooks, unterteilt zwischendurch mit prägnanten Scratches innerhalb der Tracks und Bewusstsein steigernden Interludes zwischen ihnen. Alt in der Darreichungsform, aber extrem gut in der Umsetzung.
Ruhige Strecken wie mit Evidence in "Limitless" und der Selbsterkenntnis, "Geld hat mich nie verändert", fließen in Psychedelic-Pop im Breakbeats-Gewand in "Freedom ft. Locksmith, stic.man" über - und in witzig gestaltete Oldschool-Party Tunes wie "The Hard Way ft. Che' Noir, Lyric Jones, Sa-Roc", wo gleich drei straight entschlossene MCs ihre wohl gesetzten Worte zwischen die perfekten Scratch-Loops punchen.
Aus der Psychedelic-Pop-Ohrwurm-Fraktion mischen sich das soulige "Mickey Messiah ft. Mickey Factz" mit Spieluhren-Melodie, Mellowness und Verzerr-Filter und die Mini-Perle "Dogon ft. TriState" in die Tracklist, gleichfalls das mysteriös orgelnde und knisternde "Slipping Sands ft. Murs, Sa-Roc".
Im Boom Bap-Feuer lodern "The Light ft. Sa-Roc", "Roc Steady ft. Sa-Roc" und die '80er-Drum Machine-Ehrung "Computer Roc ft. Sa-Roc, Narubi Selah" sowie das euphorische "Rhymeslayers ft. Slug, Aesop Rock, Sa-Roc" mit Gruß ans Ghetto. "Sun-Dey-Skool ft. Planet Asia" klimpert als Jazz-Rap in weit entfernter, aber erkennbarer Anlehnung an Bill Withers' "Lean On Me".
Heimlicher Hit der LP ist das schwerfällig stolpernde "Sol Supreme ft. Cambatta". Und ein im Lockdown Verstorbener (genauer gesagt: Erschossener) ist zu hören: Aus der Fülle der kurzen Tracks sticht das einnehmende "Jah City ft. Baba Zumbi" heraus. R.I.P. Mit dezent eingesetzten Dancehall-Vibez fällt der Tune ein bisschen aus dem Rahmen. Und auch "Computer Roc ft. Sa-Roc, Narubi Selah" erinnert an King Jammys kultigen Digital-Dancehall der mittleren Eighties. Sol Messiah war schon immer Reggae-Fan, arbeitete bereits mit Chronixx.
Als Mann hinter Sa-Roc hat der Pionier aus der Atlanta-Hood bereits einen gewaltigen Katalog abgemischt. Die Wärme in seinen Tunes ist Hammer, der Flow aller seiner hier auftretenden MCs kommt immer auf den Punkt. "God Cmplx" macht daher wirklich viel Spaß und verbraucht nach zahlreichen Rotationen keinen Funken seiner Energie. Wobei die ersten beiden Drittel das Level hoch anlegen und das letzte Drittel ein bisschen ins Konventionelle abfällt. Bis dahin hat es aber längst fasziniert.
Für Nostalgiker ist "God Complex" als Kassetten-Tape erhältlich. Auf Vinyl verteilen sich die 48 Minuten auf eine rote und eine blaue LP. Für Geduldige stehen für irgendwann 2023/24 Termine live in München, Köln und Co. im Raum.
1 Kommentar mit 3 Antworten
Klingt als wäre es was für mich Boomer
Boomer-Bap halt
Japp, nenn mich Icke Hüpfgold
Nachdem Layla-Gedöns kräht auch kein Hahn bzw. Huhn mehr. Kaum aus den Medien raus, plötzlich dann doch nicht mehr so der moralische Maßstab .