laut.de-Kritik
Zwischen akustischem Folk und schrulligem Country.
Review von Giuliano Benassi"Wenn der Postmann zwei Mal klingelt", lautet der Titel eines Films mit Jack Nicholson und Jessica Lange. Thomas Hansen alias St. Thomas, ehemaliger Angestellter der norwegische Post, hat sie sogar übertroffen: Auf sein letztjähriges Zweitwerk "I'm Coming Home" folgt nun mit "Hey Harmony" schon der dritte Streich.
Die frohe Botschaft lautet: Seine nasal-nörgelige Stimme, die auf dem letzten Album stellenweise ganz schön auf die Nerven ging, hört sich nun kräftiger und selbstbewusster an. Außerdem gab es einen Quantensprung in Bezug auf Produktion und Arrangements. In Nashville aufgenommen, waren einige Mitglieder von Lambchop an dem Projekt beteiligt, allen voran Mark Nevers hinterm Mischpult. "Alternativer norwegischer Folkrock bei mir um die Ecke?" muss der Übervater des Genres, Howe Gelb von Giant Sand, erstaunt fest gestellt haben, bevor er ins Studio rannte, um ebenfalls einen Beitrag zu leisten.
Das Ergebnis ist stellenweise fröhlich und beherzt, lässt aber auch schwereren Gemütszuständen Platz. Der Opener "A Long Long Time" macht gute Laune und ist nicht zufällig auf den zweiten Platz der norwegischen Singlecharts gestiegen. Schon auf "45 Seconds" sind aber Einsamkeit und Trauer zu hören. Melancholische Freude kommt bei "Everything Was Up For Romance" auf, während "Hero's Making Dinner" zum Mitwippen einlädt.
"Be Cool Be Nice" erinnert an Neil Young, der sich immer wieder als Vergleichsperson hergeben muss, "Falling Down" hört sich dagegen stellenweise so an, als würden Calexico auf Prozac mitspielen. Hinter dem enigmatischen Titel "Cowboy/Cowgirl Moviestar, Moviestar" verbirgt sich sogar ein kurzes rockiges Stück.
Vorwiegend bewegt sich das Album zwischen akustischem Folk und Country, wobei zusätzliche E-Gitarren, Banjos, Glockenspeil, Ziehharmonika oder Elektronikgeräusche für Abwechslung und Untermalung sorgen. "Hey Harmony" ist ein etwas schrulliges, aber gut anhörbares Produkt. Da darf der Postmann gerne bald wieder kommen.
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