laut.de-Kritik
Boom Bap Rap, back on that Hood shit.
Review von Stefan Johannesberg"Boom bap rap, back on that hood shit." DJ-Legende Tony Touch gibt mit 70er-Trompetensounds und Midtempo-Beats auf dem Opener stellvertretend für Statik Selektah die Richtung vor, während dieser munter Mase und MOP miteinander im Mix cuttet.
Der inzwischen weltbekannte DJ, Produzent und Radiomoderator aus Boston mit Sitz in New York feiert auf seinem fünften Solo-Studioalbum "Extended Play" eine Eastcoast-Party, als hätten die Knicks im Madison Square Garden die Meisterschaft gewonnen. Und wenn man sie schon im realen Leben nicht abgeräumt hat, redet man sich eben alles schön. Lil' Fame und NORE erzählen auf "East Coast" den Beef mit der Westcoast aus ihrer Gewinnersicht.
"Yo when Snoop and them was kicking buildings down by your fucking house / Most of y'all was fucking quiet like a church mouse / They had New York, New York, We had L.A., L.A. / We had the army fatigues, you had the negligee / Ay, you see I rep for my city kid / And even Biggie said he loves what my niggas did / Just in case you wanna go and check the record / It wasn't Mobb Deep, that was CNN's record / But them Mob niggas came with us, try and spit flame with us / Nas said he had our back, then he put our name with us / Yea, It was an east coast victory / It's not a mystery, this east coast history."
Man kann geteilter Meinung sein, ob es in dem Krieg überhaupt Sieger gab. "Extended Play" ist aber auf jeden ein Eastcoast-Victory. Mobb Deeps Prodigy präsentiert gewohnt wütend seinen "Pinky Ring". Die Veteranen von Smif'n Wessun robben als "Camouflage Dons" mit den Flatbush Zombies über böse Basslines und Synthies. "If nigga want statik, i select my guns." Rookie-Gangsta-Rapper Troy Ave sucht sich bei der Hymne "Big City Of Dreams" seine Waffen aus und holt einmal mehr die New York-Fackel von der Freiheitsstatue.
Black "It's the elephant in the room / Created by a collision of the sun and the moon" Thought zerlegt im bombastischen "Bird's Eye View" Joey Badass und ein bisschen auch Raekwon – obwohl beide überzeugen. OG Sean Price steht mit dem College-Weißbrot Mac Miller in der Booth ("21 & Over'"), während der Posner den Badass und den Bronson auf "The Spark" mit einem sonnig-warmen Hook schlägt, der jeden Head den Sand in der Kimme und den Schnaps in der Stimme fühlen lässt.
Freeway Philly leidet über ein fein ausgesteuertes Klavier-Sample immer emotionslos: "It's hard not to kill niggas, cause im a real nigga." Styles P aus Yonkers killt mal nicht, sondern lädt alle Fake Azz Rappers auf den Friedhof ein und stellt klar, dass für jeden gilt, ob arm oder reich: "Funeral stay on schedule." Der mächtig geloopte Frauen-Chor besiegelt das Begräbnis.
Doch die Eastcoast ist multikulti wie ein grüner Lehrer aus dem Ghetto. Aus LA bringen Blu und Evidence noch mehr Sonne und Mädels ("My Hoe") in den Ostküstensound. Die Strong Arm Steady-Crew rappt endlich mal etwas spannender und Gangsta Gibbs gefallen trotz Trap Rap die klassisch-minimalistischen Kopfnicker noch immer ("Make Believe").
Trotz des kurzen Blicks über den Tellerrand pulsiert auf Statiks Alben immer der reine Eastcoast-Vibe. Sein Sound scheint mit frischen Soul-Samples, dunkler Dramatik, Live-Drums und stilsicheren Scratches durch die dunklen Wolken der Vergessenheit, die dem Hip Hop-Mekka um Manhattan so zu schaffen machen. Wenn Talib Kweli zum Schluss mit "There Is No Place Like Home" alle zum Gruppenkuscheln holt, ist es pure Hip Hop-Liebe. Oder, um es mit den Worten von Tony Touch zu sagen: "See I paved the way, Statik saved the day / Extended Play."
3 Kommentare
Erst Albert Einstein und jetzt Extended Play, war ne gute Woche. Ist wirklich ein gutes Album.
Hörst du die Alben eigentlich immer per Shuffle?
Jein
Da macht sich der Künstler die Mühe und arbeitet monatelang an einem roten Faden und dann sowas
Hier fällt es mir besonders auf weil der Beat vom vorherigen Track oft noch vom nächsten Track übernommen wird bevor dann der eigentliche neue Track beginnt. Finde das immer ganz "harmonisch".