laut.de-Kritik

Zähflüssig und unbequem: ein apokalyptischer Strudel.

Review von

Die US-Amerikaner von SubRosa haben sich mit kontinuierlich hervorragenden Alben und ihrer unermüdlichen Livepräsenz eine Ausnahmestellung in der Doom-Metal-Szene erarbeitet. Mit Levi Hanna wirkt hier zum ersten Mal ein Bassist auf einer Platte der Band aus Salt Lake City mit. "For This We Fought The Battle Of Ages" stellt sich im Vergleich zu den vorangegangenen Alben zugleich als heavier und sperriger heraus.

Langsam und bedächtig baut sich "Despair Is A Siren" mit spärlichen Gitarrenakkorden auf, ähnlich wie "The Usher" auf "More Constant Than The Gods" aus dem Jahr 2013. Gezupfte Violinenakkorde erzeugen Spannung, bis brachiale Gitarrenwände und weitere verstörende Klänge der beiden Violinistinnen Sarah Pendleton und Kim Pack hereinbrechen. Danach fährt der Song das Tempo wieder etwas zurück, sorgt für beständige Unruhe, um anschließend emotional aus allen Nähten zu platzen.

Unheilvoll saugt dieser Sound den Hörer in einem apokalyptischen Strudel, geprägt von lähmender Hoffnungslosigkeit und Düsternis, ein. Was Intensität betrifft, spielt diese Band im Doomsektor nahezu in ihrer eigenen Liga.

"Wound Of The Warden" klingt vom Aufbau variabler. Gerade das Bassspiel von Levi Hanna bringt eine größere Dynamik ein. Dennoch bleibt auch hier die Grundierung tiefschwarz. Mit eingestreuten Growls und fiesen Sludgeriffs präsentiert sich der Song ohnehin schon von seiner am schlechtesten gelaunten Seite. Trotzdem besitzt der Track eine ungeheure Dramatik. An dem kraftvollen Refrain klammert man sich sofort fest. Die Heavyness, mit der die Band stets agiert, wirkt schlicht überwältigend.

In "Black Majesty" ändert sich an dem bewährten doomigen, aber spannungsgeladenen Schema wenig. Der Unterschied zu den beiden Vorgängeralben besteht darin, dass sich die Hooks nicht mehr ganz so offensichtlich in die Gehirnwindungen hineinfräsen. Der Sound gerät um Einiges zähflüssiger und unbequemer. Ein wenig Zeit sollte man in "For This We Fought The Battle Of Ages" investieren, um das Werk ins dunkle Herz schließen zu können.

Das auf Italienisch gesungene "Il Cappio" versprüht leichtes Morriconeflair und bietet eine kurze, aber nötige Verschnaufpause. In "Killing Rapture" herrschen anschließend wieder Traurigkeit und Weltschmerz mit verhangenen Violinen und melancholischen Gesangslinien der insgesamt drei Vokalistinnen vor. Der Track klingt nicht mehr ganz so schonungslos wie die ersten drei, überzeugt aber mit virtuosen, dunklen Streichern in der Mitte. Diese lockern das sumpfige Bild auf und helfen dem Song etwas aus seiner gefühlsmäßigen Lethargie.

"Troubled Cells" umhüllt den Hörer als eine im Zeitlupentempo gehaltene, unheilvolle Ballade wie dichte, undurchdringliche Nebelschwaden. Eindrucksvoll rundet dieser äußerst atmosphärische Abschluss die Platte ab.

"For This We Fought The Battle Of Ages" besitzt, wie die beiden Vorgängerscheiben, viele mitreißende, emotionale Momente. Trotz aller Sperrigkeit klingt die Band immer noch intensiv und packend. SubRosa halten ihr bisher schon beängstigend hohes Niveau auch auf diesem Album aufrecht. Man fragt sich aber trotzdem, wie lange ihre mittlerweile gewohnte Doomrezeptur wohl noch so gut funktionieren wird.

Trackliste

  1. 1. Despair Is A Siren
  2. 2. Wound Of The Warden
  3. 3. Black Majesty
  4. 4. Il Cappio
  5. 5. Killing Rapture
  6. 6. Troubled Cells

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LAUT.DE-PORTRÄT SubRosa

SubRosa finden im Metal-Untergrund mit ihrer Mischung aus brachialen Doom- und Sludgewänden gepaart mit melancholischen Violinenklängen und traditioneller …

5 Kommentare mit 31 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Album des Monats, auch wenn die Sängerin Mormonin ist.

  • Vor 8 Jahren

    hab mir gerade einfach mal "wound of the warden" und "killing rapture" auf youtube gegeben ohne irgendne erwartungshaltung (nie zuvor von der band gehört) und bin ziemlich begeistert.. bin seit cult of luna's zusammenarbeit mit julie christmas eh offen für doomigen sluge + postrockiges mit weiblichem gesang, aber abgesehen davon sind die songs auch musikalisch echt ansprechend. "reinen" doom vertrag ich nur in geringen dosen und in bestimmten situationen, aber stilistisch und emotional abwechslungsreich hybride dieser art und qualität mag ich sehr - geile neuentdeckung, danke dafür!

  • Vor 7 Jahren

    Scheiße, die Platte bzw. SubRosas gesame Diskographie gibt mir einfach die Chills kontinuierlich auf Knopfdruck. Die z.T. mit Gitarreneffekten belegten E-Violinen, überhaupt: Hab selten eine so stimmige Verschmelzung distorsiver Gitarrenmusik mit klassischen Instrumenten gehört. Klingt auch an Stellen, wo die Violinen die Arbeit der Rockbesetzung mit eher traditionellen Klangbildern konterkarieren, niemals billig dran gepappt (also genau so, wie es der Lacrimosa-Tilo im Interview neulich überwiegend fälschlicherweise von seinen Kompositionen behauptete: Homogen, da alle Instrumente von vornherein gleichberechtigt in der Komposition berücksichtigt wurden).
    Dazu der dezent mehrstimmige weibliche Gesang, die wohlüberlegt eingesetzten Growls, die mäandernden Wall of Sounds, die immer wieder von den molllastigen Melodiebögen der Violinen aufgebrochen werden. Diese epische Fähigkeit, heutzutage noch leichtfüßig mehrere durchgehend spannende Fünfzehminüter rauszuhauen. Stunning.

    Das ist die Band, der Sound, wonach ich seit Jahren gesucht habe. Sind auf dem besten Wege, die tragende musikalische Rolle in meinem Leben zu übernehmen, vergleichbar mit dem Effekt von Isis oder Oceansize auf mich im letzten Jahrzehnt. Ich sag's jetzt einfach: Spannendste Neuentdeckung der aktuellen Dekade vor dem Hintergrund meiner musikalischen Allzeithelden.

    Dank an Toni für's Auftun und an Dogma für's zurück auf den Schirm befördern. Fixt mich trotz paralleler und grandioser Neuveröffentlichungen gerade mehr als alles aus 2017.

    • Vor 7 Jahren

      Bitte. Live gingen die Violinen leider ein wenig in der Wall Of Sound unter, aber die sollte man trotzdem mal in einer ordentlichen Location sichten. Lohnt!