laut.de-Kritik
Zähflüssig und unbequem: ein apokalyptischer Strudel.
Review von Toni HennigDie US-Amerikaner von SubRosa haben sich mit kontinuierlich hervorragenden Alben und ihrer unermüdlichen Livepräsenz eine Ausnahmestellung in der Doom-Metal-Szene erarbeitet. Mit Levi Hanna wirkt hier zum ersten Mal ein Bassist auf einer Platte der Band aus Salt Lake City mit. "For This We Fought The Battle Of Ages" stellt sich im Vergleich zu den vorangegangenen Alben zugleich als heavier und sperriger heraus.
Langsam und bedächtig baut sich "Despair Is A Siren" mit spärlichen Gitarrenakkorden auf, ähnlich wie "The Usher" auf "More Constant Than The Gods" aus dem Jahr 2013. Gezupfte Violinenakkorde erzeugen Spannung, bis brachiale Gitarrenwände und weitere verstörende Klänge der beiden Violinistinnen Sarah Pendleton und Kim Pack hereinbrechen. Danach fährt der Song das Tempo wieder etwas zurück, sorgt für beständige Unruhe, um anschließend emotional aus allen Nähten zu platzen.
Unheilvoll saugt dieser Sound den Hörer in einem apokalyptischen Strudel, geprägt von lähmender Hoffnungslosigkeit und Düsternis, ein. Was Intensität betrifft, spielt diese Band im Doomsektor nahezu in ihrer eigenen Liga.
"Wound Of The Warden" klingt vom Aufbau variabler. Gerade das Bassspiel von Levi Hanna bringt eine größere Dynamik ein. Dennoch bleibt auch hier die Grundierung tiefschwarz. Mit eingestreuten Growls und fiesen Sludgeriffs präsentiert sich der Song ohnehin schon von seiner am schlechtesten gelaunten Seite. Trotzdem besitzt der Track eine ungeheure Dramatik. An dem kraftvollen Refrain klammert man sich sofort fest. Die Heavyness, mit der die Band stets agiert, wirkt schlicht überwältigend.
In "Black Majesty" ändert sich an dem bewährten doomigen, aber spannungsgeladenen Schema wenig. Der Unterschied zu den beiden Vorgängeralben besteht darin, dass sich die Hooks nicht mehr ganz so offensichtlich in die Gehirnwindungen hineinfräsen. Der Sound gerät um Einiges zähflüssiger und unbequemer. Ein wenig Zeit sollte man in "For This We Fought The Battle Of Ages" investieren, um das Werk ins dunkle Herz schließen zu können.
Das auf Italienisch gesungene "Il Cappio" versprüht leichtes Morriconeflair und bietet eine kurze, aber nötige Verschnaufpause. In "Killing Rapture" herrschen anschließend wieder Traurigkeit und Weltschmerz mit verhangenen Violinen und melancholischen Gesangslinien der insgesamt drei Vokalistinnen vor. Der Track klingt nicht mehr ganz so schonungslos wie die ersten drei, überzeugt aber mit virtuosen, dunklen Streichern in der Mitte. Diese lockern das sumpfige Bild auf und helfen dem Song etwas aus seiner gefühlsmäßigen Lethargie.
"Troubled Cells" umhüllt den Hörer als eine im Zeitlupentempo gehaltene, unheilvolle Ballade wie dichte, undurchdringliche Nebelschwaden. Eindrucksvoll rundet dieser äußerst atmosphärische Abschluss die Platte ab.
"For This We Fought The Battle Of Ages" besitzt, wie die beiden Vorgängerscheiben, viele mitreißende, emotionale Momente. Trotz aller Sperrigkeit klingt die Band immer noch intensiv und packend. SubRosa halten ihr bisher schon beängstigend hohes Niveau auch auf diesem Album aufrecht. Man fragt sich aber trotzdem, wie lange ihre mittlerweile gewohnte Doomrezeptur wohl noch so gut funktionieren wird.
5 Kommentare mit 31 Antworten
Album des Monats, auch wenn die Sängerin Mormonin ist.
Kann das Kreuz auf dem Cover jetzt etwas mehr nachvollziehen, was beim ersten Anblick mir gar nicht aufgefallen ist. Aber Danke für die Anmerkung. Wusste ich gar nicht.
Den verstehe ich nicht Morpho, ist es dir nicht egal was der jeweilige Künstler glaubt? Ich mein, viele beziehen ihre Motivation/Inspiration aus dem Irrationalen und das ist doch gut so! Eigentlich müsste dein Satz lauten, Album des Monats, gerade weil sie Mormonin ist oder?
Letztendlich zählt die Musik, aber der Glaube versetzte schon bei vielen Künstlern Berge und war stets eine Inspiration. Finde ich legitim. Auch wenn das etwa in irgendwelchen Black-Metal-Kreisen anders gesehen wird, aber wenn die eigene Philosophie glaubhaft und tiefsinnig rüberkommt, habe ich damit auch kein Problem, außer wenn es in die tiefste Grauzone geht und andersweitig missbraucht wird. Erklärt sich aber von selber.
http://www.invisibleoranges.com/subrosa-fo…
Für Umme eine Mormonin.Und Toni ich weiß ja wie das so ist mit dollen (Zwischen-) Überschriften, bin auch gerade beim ersten Song der dazu noch sehr lang ausfällt, aber keineswegs "Zähflüssig" und "unbequem". Wenn man sich mit dem Filmprojektor im Kopf schwer tut ok dann schon, aber doch nicht du?
Hast natürlich recht, aber die Alben davor gingen schon weitaus schneller ins Ohr. War Anfangs ein wenig ernüchtert, aber nach dem zweiten und dritten Hören wird das Album immer größer, so mein Eindruck.
Der zweite Song (Wound Of The Warden) hat mich direkt gekappert! Was eine geile Soundwall aus Riffgebirge und Bassbrett! Die düstere Decke der Finsternis reist von einem Gipfel zum nächsten und trägt dich easy selbst über den Everest. Repeat erstmal.
Super!
Der Streamlink ist ok? Bin mir nicht sicher....
Ich mein, die sollen auch ein paar Dollar verdienen!
Nimm den: https://profoundlorerecords.bandcamp.com/a…
Thx.....übrigens 18 Euro mit Sinistro als Support sind wirklich nur Kleingeld, in Köln!
13 Euro Berlin bei mir. Nix wie hin.
Karten bestellt. Will das unbedingt live sehen.
Wo spielen die bei dir? Auch ein Club?
https://www.google.de/maps/uv?hl=de&pb=!1s…
Und ob die mich rein lassen?
Im Urban Spree im hippen Friedrichshain.
Sieht doch nett aus in Köln.
Hier: http://www.urbanspree.com/wp-content/uploa…
Ok sieht genauso fertig aus, genau der richtige Ort für so was.
Aljohol.
Beide Clubs sehen so aus, als wenn die da lecker Tütchen hinter der Theke lagern. Der äussere Anschein trügt aber meist und schon sind wir bei meiner Eingangsfrage.
@Eingangsfrage: Es ist mir ja auch egal, was sie glaubt. Dem Mormonentum selbst stehe ich besonders wegen seiner abstrusen Entstehungsgeschichte und den teils sektenhaften Zügen eher kritisch gegenüber, habe aber kein Problem damit, davon losgelöst, diese Band zu jubelpersern. Die Geschichte von Joseph Smith, der behauptete, irgendwo im Staate New York ein paar Goldtafeln, die kein Mensch je sehen durfte, gefunden und aus einer erfundenen Sprache übersetzt zu haben, um sie dann hinterher den Engeln zurückzugeben, passt für mich einfach nicht ins 19. Jahrhundert.
Aber wie gesagt, ich höre SubRosa ja trotzdem und habe dabei auch kein Gefühl der Beklommenheit, nur weil da eine Frau singt, die an die obige, ganz offensichtliche Fantasy-Geschichte glaubt.
@Underground: Ist ein guter Laden, der schon seit ca 5 Jahren immer mal wieder abgerissen werden soll. Jedes Mal heißt es wieder: "Ja, sagen die schon lange, aber dieses Jahr solls wohl wirklich passieren".
Hat nen Biergarten, Kneipenbereich mit drei Kickern, eine kleine und eine "große" Konzerthalle. Alles insgesamt ungefähr so ranzig, wie es die Aufmachung vermuten lässt, aber dadurch auch irgendwie schön urig.
Sag bescheid, wenn es dich da hin verschlägt. Vor Ort soll sich ein seltenes Wandelwichtel mit der Attacke "einen ausgeben" verstecken.
Danke für das Angebot, wußte schon immer das Pokemons nur betrunken zu ertragen sind. Ich weiß noch nicht, das der Sonntag vor dem Herbstferienbeginn. Wenn würde ich da nicht allein hin gehen. Sag dann Bescheid wenn ich es weiß.
Und was ist nu mit heut Abend?
hab mir gerade einfach mal "wound of the warden" und "killing rapture" auf youtube gegeben ohne irgendne erwartungshaltung (nie zuvor von der band gehört) und bin ziemlich begeistert.. bin seit cult of luna's zusammenarbeit mit julie christmas eh offen für doomigen sluge + postrockiges mit weiblichem gesang, aber abgesehen davon sind die songs auch musikalisch echt ansprechend. "reinen" doom vertrag ich nur in geringen dosen und in bestimmten situationen, aber stilistisch und emotional abwechslungsreich hybride dieser art und qualität mag ich sehr - geile neuentdeckung, danke dafür!
Bitte. Unbedingt mal die beiden Vorgänger anhören. Sind qualitativ auf der selben Höhe.
das werde ich tun - aber erstmal erschließe ich dieses monument
Lass dir mal Zeit mit dem Erschließen, aber vergiss nicht, dir zwischendurch noch dieses Stück vom Vorgänger zu genehmigen:
https://www.youtube.com/watch?v=jM0KxkjL3QY
Und das Stück vom Vorvorgänger: http://www.dailymotion.com/video/xyesb7_be…
das ist fies - derart hin und her zu switschen tut mir musikalischem autisten nicht gut ^^ werd mir den song geben und dann schauen, wo ich starte. naturgemäßig natürlich von hinten nach vorn, aber ausnehmen bestätigen immer mal wieder die regel.
Aber "Wound Of The Warden" ist ein guter Einstieg. Ist schon einfach ein herrliches schlechtgelauntes Brett und macht somit einen guten ersten Eindruck.
Ganz wunderbare Scheibe.
Hey Toni, you did it! thx
Kein Ding.
Scheiße, die Platte bzw. SubRosas gesame Diskographie gibt mir einfach die Chills kontinuierlich auf Knopfdruck. Die z.T. mit Gitarreneffekten belegten E-Violinen, überhaupt: Hab selten eine so stimmige Verschmelzung distorsiver Gitarrenmusik mit klassischen Instrumenten gehört. Klingt auch an Stellen, wo die Violinen die Arbeit der Rockbesetzung mit eher traditionellen Klangbildern konterkarieren, niemals billig dran gepappt (also genau so, wie es der Lacrimosa-Tilo im Interview neulich überwiegend fälschlicherweise von seinen Kompositionen behauptete: Homogen, da alle Instrumente von vornherein gleichberechtigt in der Komposition berücksichtigt wurden).
Dazu der dezent mehrstimmige weibliche Gesang, die wohlüberlegt eingesetzten Growls, die mäandernden Wall of Sounds, die immer wieder von den molllastigen Melodiebögen der Violinen aufgebrochen werden. Diese epische Fähigkeit, heutzutage noch leichtfüßig mehrere durchgehend spannende Fünfzehminüter rauszuhauen. Stunning.
Das ist die Band, der Sound, wonach ich seit Jahren gesucht habe. Sind auf dem besten Wege, die tragende musikalische Rolle in meinem Leben zu übernehmen, vergleichbar mit dem Effekt von Isis oder Oceansize auf mich im letzten Jahrzehnt. Ich sag's jetzt einfach: Spannendste Neuentdeckung der aktuellen Dekade vor dem Hintergrund meiner musikalischen Allzeithelden.
Dank an Toni für's Auftun und an Dogma für's zurück auf den Schirm befördern. Fixt mich trotz paralleler und grandioser Neuveröffentlichungen gerade mehr als alles aus 2017.
Bitte. Live gingen die Violinen leider ein wenig in der Wall Of Sound unter, aber die sollte man trotzdem mal in einer ordentlichen Location sichten. Lohnt!