laut.de-Kritik
Es darf wieder gegroovt werden auf Ibiza.
Review von Daniel StraubAlljährlich, kurz bevor der Weihnachtsmann einem ein paar schöne Maxis unter den Baum legt, gibt Party-Guru Sven Väth den Unschlüssigen, aber Kaufwilligen ein wenig Nachhilfe. "The Sound Of The Sixth Season" vereint auf zwei Silberlingen die Tracks, mit denen der Frankfurter DJ den Sommer über das Amnesia auf Ibiza gerockt hat. Wie in der Vergangenheit, so vertraut Väth auch bei der sechsten Ibiza-Rückschau auf die bewährte Zweiteilung: ein härteres Set, um die Nacht in Form zu gießen - ein chilligeres Set, um die anschließende Afterhour einzufangen.
Den Auftakt zur Clubnacht im CD-Format macht natürlich die Nacht. So finden sich auf der ersten CD durchweg Tracks versammelt, die bestimmt, aber keinesfalls übermütig nach vorne gehen. Tech-House lautet seit geraumer Zeit das Zauberwort rund um den Globus, auch für einstige Vertreter einer härteren Gangart. Adam Beyer hat neulich mit seinem Fabric-Mix bewiesen, dass auch er das Tempo längst gedrosselt hat. Auch Sven Väth verzichtet auf der "Wild" überschriebenen ersten CD auf die Brechstangen-Methode.
Stattdessen gleitet der Mix zunächst im gesetzten Tempo mit schönen Tracks von Gary Martin, Hugh & Pepp und Gabriel Ananda dahin. Letztgenannter ist mit seiner neuen Single "Ihre Persönliche Glücksmelodie" auf "The Sound Of The Sixth Season" vertreten. Eine Kaufempfehlung allemal. Vor allem, weil die Maxi auf der B-Seite noch eine schöne Überraschung bereit hält. Mit T.Raumschmiere und Nitzer Ebb, die ihren EBM-Klassiker "Join In The Chant" rausbrüllen, gewinnt das Tempo an Fahrt. Mit Mathew Jonson hat sich Väth aber für einen versöhnlichen Ausklang der ersten CD entschieden.
Die zweite CD findet ihren Bestimmungsort auf der Afterhour. Dementsprechend präsentieren sich die Tracks von "Life" weniger füllig, deutlich verspielter und natürlich wesentlich verträumter als ihre Gegenstücke auf "Wild". Jay Haze und Isolée stehen exemplarisch für den Geist von "Life". Beide sind mit Tracks ihrer letzten Alben hier zu finden. Mit Alex Smoke kommt auch eines der größten Talente des Techno zu Ehren, bevor Väth mit Ruede Hagelstein seinem Mix eine spürbar schräge Note gibt.
Im letzten Drittel landet mit "Zu Fuss" von Extrawelt auch noch eine Platte vom gefeierten britischen Label Border Community auf den Plattentellern. Gefolgt von einem Stück des Hamburger Produzenten Lawrence. Den Schlusspunkt setzt schließlich der Schweizer Cadenza-Act Serafin mit dem unverkennbar eidgenössisch betitelten Track "Hasenmatt".
Nachdem Sven Väth in der Vergangenheit oft mit dem Format der Mix-CD experimentierte und den Sets häufig eine sterile Nachbehandlung verordnete, erfreut "The Sound Of The Sixth Season" mit seiner Back-To-The-Roots-Attitude. Das Set ist von Hand gemixt, und das darf man dieses Mal auch hören. Ort des Geschehens ist der Cocoon-Club, wo Väth während der kalten Wintermonate nun wieder häufiger zu hören ist. Wer also das Live-Erlebnis sucht und nicht bis zur nächsten Ibiza-Saison warten will, der wird in Frankfurt auf alle Fälle fündig.