laut.de-Kritik

Indie trifft Trap: gute Laune in Berlin.

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Wer Symba nur mit "Angels Sippen" assoziiert, sollte sich schnellstmöglich auf den neusten Stand bringen. Vier Jahre ist es her, seit einer seiner erfolgreichsten Songs online ging. Seitdem war es ziemlich ruhig um den Rapper. 2021 veröffentlichte er die EP "Teamboys Undso", die außer in der Bubble selbst eher unbekannt blieb. Entspannte Beats und teilweise politische Texte in einer Bongzimmer-Atmosphäre - so ließ sich daraufhin Symbas letztes Album "Symba Supermann" am besten zusammenfassen.

Ganz anders "Liebe & Hass", das sich mit Gutelaune-Beats und Sommer-in-Berlin Vibes zwischen Ritter Lean, Ski Aggu und Makko einreiht. Letzterer taucht überraschend in einem Feature auf dem Album auf. "Memos" überzeugt mit dem für Symba typischen Trap-Beat, wobei Makko mit seiner Indie-Leichtigkeit einen Schwung Nostalgie mit einbringt. Ein Feature, mit dem wohl keiner gerechnet hat, und doch funktionieren die beiden hervorragend zusammen.

Auch der Titeltrack "Liebe & Hass" erinnert eher an Indie-Rap als an den üblichen Playboysmafia-Trap-Sound. Er erschien bereits vor einigen Wochen mit einem Musikvideo, das trotz amateurhafter Qualität überzeugt, oder vielleicht gerade deswegen. Verglichen mit Symbas Topsong auf Spotify, "Tagebuch", schlägt er nun eine andere Richtung ein. Klavier und stumpfe Bässe weichen den Sounds von Gitarre und Schlagzeug. Dieser Track hat einen Platz in den Charts verdient. Eine gängige Melodie und ein einfacher Text regen zum Mitsingen an: Perfekte Voraussetzungen, um ein Radio-Hit zu werden.

Natürlich bleibt sich Symba trotzdem treu. Die ersten beiden Songs des Albums, "Bundesliga" und "Bravo Cover" thematisieren, wie üblich: Teamboys, Fashion und Chillen in der Hood, alles, das die Playboysmafia eben so interessiert. Auch die Backgroundvocals erinnern an "Uludağ Und Sorgen" mit Paula Hartmann, einen von Symbas bekannteren Tracks.

Lyrisch scheint das Album diesmal auf den ersten Blick nicht sonderlich mit Tiefe zu glänzen, doch der Schein trügt. Besonders "Bunte Farben" gewährt den HörerInnen einen privaten Einblick in Symbas Leben in Berlin. So heißt es: "Du bist auf Partys und flüchtest vor all den Sorgen in deinem Kopf. Hast ein Gramm in deiner Tasche, weil du brauchst das viel zu oft." Oder: "Meine Mutter ist im Himmel, meine Freunde auf der Street." Ganz unverfälscht singt er, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, und verschleiert seine Aussagen auch nicht mit unverständlichen Metaphern. Erst 2019 berichtete Puls Musikanalyse das erste Mal über Symba, dort waren sie sich nicht so sicher, wie ernst er seine Texte wirklich meint. Das neue Album verdeutlicht dies jedoch.

Trotz gemeinsamen Künstlerkollektivs überraschen Symba und Pashanim mit einem Feature, die Fans sind begeistert. Unter Symbas Instagrampost zum neuen Album finden sich zahlreiche Kommentare, die ihre Freude über die längst überfällige Zusammenarbeit äußern. Der gemeinsame Song "Irgendwas, Irgendwann" beginnt mit einem düsteren Bass und erinnert doch wieder ein wenig an Lieder wie "Late Time" oder "Topboys" aus 2021. Er fällt ganz klar aus dem Raster der restlichen Tracks. Pashanims für ihn typischer Rap wirkt hier völlig fehl am Platz.

In die Kategorie Deutschrap lässt sich dieses Album wohl nicht einsortieren, wobei Symba schon immer ein anderes Image anstrebte. Bei ihm gab es noch nie das Zeug, über das 187 Strassenbande und Konsorten rappen. Während die Kollegen über Waffen schwadronieren, ist es bei Symbas "PS2" aus 2019 die Nerf-Gun.

"Ohne Schlaf" beendet das Album als Bonustrack und beeindruckt vor allem mit einem mitreißenden House-Beat. In einer Zeit, in der Ikkimel und Ski Aggu auf Techno 'rappen', gliedert sich Symba perfekt ein und schlägt somit eine für ihn komplett neue Richtung ein - mit Erfolg. "Ohne Schlaf" zählt zu diesen Tracks, die mit jedem Hördurchlauf besser klingen. Nur der Text wirkt weniger durchdacht: "Das Licht blendet mich, ich bin ohne Schlaf / Und kenn' das Ende nicht, wenn ich Drogen hab' / Und glaub', ich brauche dich, weil bin ohne Plan / Und bist mein Gegengift, sag, wann komm' ich an? Ah" - die klassischen Probleme eines Berliner Jungen.

Außerdem fiel schon früher auf, dass Symba gängige Reimstrukturen nicht so ernst nimmt. Das ist in diesem Track auch wieder der Fall: "Mein Outfit gut und auch noch superteuer. Mein Herz ist kühl und leider superleer. Die Clubschlange, die ist superlang. Und die Ringe von mir superschwer." Doch er verschleiert diese unausgereiften Reime, denn, sind wir mal ehrlich: Ohne Songtext vor Augen wäre das nicht aufgefallen. Der Rapper setzt auf eine melodische Betonung und macht es sich somit leichter.

Obwohl er nun schon länger im Business ist als vergleichsweise sein Kollege Pashanim, zählt Symba zu den weniger bekannten Rappern. Dieses Album verspricht jedoch den großen Erfolg, da es sich perfekt in den derzeitigen Kanon eingliedert. Während das letzte Album als zu weird abgestempelt wurde, bietet "Liebe & Hass" einige besonders gute Lieder. Allgemein gibt jeder Song ein Gefühl von Sommer 2024 und hat gute Chancen, nicht nur bei der Gen Z zu landen, sondern auch die klassische Radiowelt zu erobern. Schade nur, dass der Release so weit im Herbst liegt, so bleibt nur die Sommer-Nostalgie.

Trackliste

  1. 1. Bundesliga
  2. 2. Bravo Cover
  3. 3. Keine Neuen Freunde
  4. 4. Liebe & Hass
  5. 5. Bunte Farben
  6. 6. Irgendwas Irgendwann mit Pashanim
  7. 7. Ferienjob
  8. 8. Memos mit Makko
  9. 9. Trapmoney 2019
  10. 10. Tagebuch
  11. 11. Meine Freunde
  12. 12. Wilde Kerle
  13. 13. Mama
  14. 14. Ohne Schlaf

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