laut.de-Kritik
Solides Fundament für den nächsten Streich.
Review von David HilzendegenSolidität ist ein weitgehend anerkanntes Charakteristikum. Kaum ein Politiker würde sich gegen die Einschätzung sträuben, er mache solide Politik. Dem Mannschaftssportler ist die solide Abwehrleistung seines Teams heilig. Schließlich garantiert nur sie große Erfolge, glaubt man einer alten Fußballerweisheit.
Im Bereich Musik liegt die Sachlage etwas anders. Wer greift schon zu "The Love Movement", wenn er "The Low End Theory" haben kann? Und wer denkt bei Gang Starr zuerst an "The Ownerz" statt an "Moment Of Truth"? Entsprechend stellt sich die Frage: Was will der Hörer mit "Gutter Rainbows", wenn es doch die Sternstunden "Blackstar", Reflection Eternal und "The Beautiful Struggle" gibt?
Die Antwort lautet: skippen oder sich mit solider Hausmannskost zufrieden geben, denn Talib Kwelis neuer Erguss nimmt nur selten richtig an Fahrt auf. Zum Beispiel dann, wenn Jean Grae das Mikrofon übernimmt und als einziger Gast tatsächlich mit Kweli konkurriert. Der Meister kann es nach wie vor: rhythmisch punktgenau Lyrics bringen, die zwar nicht die poetische Tiefe früherer Tage erreichen, aber nach wie vor auf hohem Niveau spielen.
Insofern ist es bedauerlich, dass einzig das von Oh No produzierte "Uh Oh feat. Jean Grae" und Marco Polos "Palookas feat. Sean Price" beattechnisch aufschließen. Atmosphäre ist nämlich über weite Strecken ein Fremdwort. Womöglich verderben viele Köche eben doch den Brei, schließlich stammen die 14 Titel der Platte von 13 verschiedenen Produzenten.
Dazu zählt auch der Deutsche Shuko, dessen mit einem Vokalsample unterlegte "So Low" zwar zum Hinhören anregt, was aber eher an der von Kweli ungewöhnlicherweise gesungenen Hook liegt. In Sachen Gesang hängt der Rapper das schwülstige R&B-Gemisch "Mr. International feat. Nigel Hall" deutlich ab – der Tiefpunkt des Albums. Wirklich spannend ist die Platte erst, wenn das schwergewichtige "Tater Tot" aus den Speakern schwappt oder "Wait For You feat. Kendra Ross" klare Drums und Orgel mit Bläsern verwebt.
Vielleicht sind aber auch die Maßstäbe schuld, die Kweli in seiner Zusammenarbeit mit Hi-Tek und mit "The Beautiful Struggle" in die Höhe geschraubt, bei "Ear Drum" jedoch schon nicht mehr erfüllt hat. Denn schlecht ist auch "Gutter Rainbows" nicht, es steht allerdings im Schatten seiner Vorgänger. Deshalb ist Kwelis fünftes Album auch kein Meilenstein, sondern solides Fundament. Angeblich erscheint schon bald sein sechster Langspieler.
5 Kommentare
Hatten wir nicht schon kürzlich eine Rezi, die mit Festigkeitslehre anfing?
Die Review trifft es m.E. voll auf den Punkt, genau das dachte ich beim hören auch, gut aber irgendwie nicht herrausragend, die Tracks mit der genialen Jean und Price sind tatsächlich die besten, von mir auch ne glatte 3/5
auf dem Album sind eh nur songs, die nicht für "Prisoner of Consciousness" verwendet wurden, und das soll ja dann sein bestes Album werden ^^
Leider nicht so gut wie gedacht.
Der vorab veröffentlichte Song "Cold Rain" is schon fast der Beste.
Bleibt nur zu hoffen das "Prisoner of Consciousness" wieder besser wird.
wieso hat laut.de kein review von redman reggie und t.i. no mercy gemacht ?