laut.de-Kritik
Es tut nicht mehr weh.
Review von Stefan JohannesbergAuch der dritte Durchlauf des fünften Soloalbums der ehemaligen Durchlaucht des Indie-Rap hinterlässt einfach keine Spuren. Keine im Sand, die ich gestern, also beim unglaublich frischen und Spaß machenden "Attack The Block"-Mixtape, noch fand wie Howard Carpendale. Keine im Herzen.
Frei nach "Ich Lieb' Dich Überhaupt Nicht Mehr" von Udo Lindenberg: "Es tut nicht mehr weh / endlich nicht mehr weh / Wenn ich dich zufällig mal wiederseh' / Es ist mir egal / sowas von egal / und mein Puls geht ganz normal ..."
Tja, der Puls. Der dient immer als guter Gradmesser für gelungene Tracks. Bei "Prisoner Of Conscious" drängt er nur selten in den roten Bereich, trotz irgendwie guter Tracks. Ein Widerspruch wie in der Liebe, doch: der Reihe nach.
Über einen entspannten Handclapper von Madlib-Bruder Oh No eröffnet das "Human Mic" das Album zackig gerappt, fehlerlos geflowt und mit cleveren Versen wie "You can't have your opinion but not your own facts".
Während die Zeilen ins Word-Dokument fließen, wird klar: Vielleicht ist der Easy Listening-Charakter der Grund für diese Gleichgültigkeit. Bei "Come Here" schlafe ich fast ein, nur um vom flach-fröhlichen Südstaaten-Jam "High Life" wieder handclappend geweckt zu werden.
80er Keyboard-Sounds langweilen in "Ready Set Go", da nützt auch Talibs A-Game nicht. "They keep us at sea level, so I'm staying on my A game / They local like the C when I express like the A train."
Die eigentlich deplatzierte Hymne auf den real Hip Hop bei "Hold It Now", Public Enemy-Cut inklusive, funktioniert zum Glück und leitet zur stärksten Phase von "Prisoner Of Conscious" über.
Bei "Push Thru" rappt Talib locker mit Currensy und Kendrick Lamar, auch wenn sich Currensy mit "game scars in these rap wars / ain't nothing band-aids won't cover" im Song die Rap-Krone aufsetzt.
"Hamster Wheel" strahlt hellt mit orchestralen Klangebenen und "Delicate Flowers" setzt auf den Sommer-Soul noch einen drauf. Das ist nicht wirklich am Puls, aber für jedes Barbecue auf Balkonien flockig genug.
Zum Schluss spielt Talib leider russisches Raproulette und lässt den Fan verwirrt und enttäuscht zurück. Vom RZA holt er sich einen langweiligen Beat und einen langweiligen Busta ("Rocket Ships").
Nelly – noch mal: Nelly! - schlägt Talib auf seinem eigenen "Before He Walked"-Beat, und bei "Upper Echelon" ehrt er recht lustlos mit Harry Fraud Masta Ace' "Born To Roll". Da holen auch die südamerikanischen Töne und
das Storytelling auf "Favela Love" oder die J Cole-Produktion "It Only Gets Better" den Puls nicht mehr aus dem Entspannungsbereich.
Der letzte Eindruck bleibt ja leider immer. Wie sang der Panikrocker im anfangs zitierten Lied weiter? "Musst nicht glauben / dass ich ohne dich nicht klarkomm'." Und das tut dann doch weh, Talib.
11 Kommentare
Mir gehts ähnlich mit Talib, wurde mir mit der Zeit einfach immer egaler, hat mich nicht mehr geflasht, nicht mehr berührt - obwohl man ihn ja eigentlich mag.
fick die amis fick talib kweli
@lautjustitia (« Mir gehts ähnlich mit Talib, wurde mir mit der Zeit einfach immer egaler, hat mich nicht mehr geflasht, nicht mehr berührt - obwohl man ihn ja eigentlich mag. »):
du hast die lyrics doch eh noch nie verstanden, mit deinem hauptschul englisch. von daher laber mal nicht so dumm rum...
"Nelly - noch mal: Nelly! - schlägt Talib auf seinem eigenen "Before He Walked"-Beat"
Bitter!
Sodi
Ist meiner Dummheit geschuldet, yo.
so muss eine review aussehen
es wird auf jeden song eingegangen und vernünftig argumentiert
weiter so