laut.de-Kritik
Das Klang gewordene Gegenteil von Kamillentee.
Review von Julia KindelDistortion, Schlagzeug, Gaspedal, du brauchst dringend Hilfe im Kopf! Sechs Jahre Funkstille, und The Faint ziehen ihren Hörern jetzt ungeniert wie eh und je dieses harte Brett über den Schädel. "Help In The Head" ist der Opener ihres sechsten Studioalbums und gibt die Richtung für die nächsten 39 Minuten vor: Das Klang gewordene Gegenteil von Kamillentee funkt und blitzt, als hätte Super Mario der gealterten Indiedisko eine Runde Antidepressiva gesponsert und keiner merkt, dass es sich um ein Placebo handelt. Alles wackelt und zuckt, dass die Hirnsuppe nahezu überschwappt. Schnell und hart, jedoch alles andere als euphorisch und sehr drückend.
Die besten Zeiten des New Wave-Elektroclashs sind vorbei, The Faint kleiden ihn jedoch seit 19 Jahren in spannende Ekstase und sie bleiben sich mit jeder Zeile treu. Dabei hatten sie nach der 2008er Tour zum letzten Album "Fasciinatiion" beschlossen, die Band ruhen zu lassen und sich anderen Projekten zu widmen. Die Luft war raus. Das Gefühl 'lästiger Arbeitspflicht' habe den Sänger des Vierergespanns bei der Entstehung der vergangenen Platte begleitet.
"Doom Abuse" sollte der Befreiungsschlag aus der Lethargie werden. So buchte die Band planlos ein Studio, setzte Saddle Creeks Haus und Hof-Produzenten Mike Mogis hinter die Regler und ließ die Dinge einfach geschehen. Ohne Konzept, ohne auch nur eine Zeile geschrieben zu haben, aber mit der Absicht, wieder gemeinsam Spaß an der Musik zu haben, begannen sie die Zusammenarbeit. Die 2012er EP "Evil Voices" entstand und mit ihr die Vorlage für einen neuen Langspieler.
Das in nur dreimonatiger Arbeit entstandene "Doom Abuse" schiebt den Spaßfaktor vor die Erkenntnis harter Realitäten lässt trotz Erwartbarkeit keine Langweile aufkommen. Kein Song ohne die Wiederholung zentraler Satzfetzen, Nintendoesker Soundfrickelei, dem rohen Punk-Schlagzeug und der noisigen Garage-Gitarre. Todd Finks Gesang erdet die Tracks und bewahrt sie davor, in pure Hysterie abzudriften. Unzufriedenheit und Zerstörungswut kanalisieren sich in den Live-Arrangements zu einem ungefilterten Rausch an Abgeklärtheit.
"Doom Abuse" geht stärker voran als seine Vorgänger. The Faint haben das Beste aus ihrer elektronischen Phase ins inspirierende Chaos des Punk transportiert und wirken härter und selbstbestimmter als vor der Pause. Platz zum Atmen gönnen sie ihren Songs zu keinem Zeitpunkt. Kein Track sticht besonders heraus, wenig bleibt hängen. The Faint kommen zum Punkt und setzen ihre große Vision, wieder Spaß an der Musik zu haben, spürbar um. Die ambivalente Mischung aus gewollter Tanzwut und erhabener Desillusionierung überrascht wenig, spannt jedoch einen schönen Bogen zu den wilden Anfangstagen der Band.
1 Kommentar mit einer Antwort
Hierbei muss es sich um eine der schlechtesten und gezwungensten Einleitungen in Lauts Geschichte handeln:
"Das Klang gewordene Gegenteil von Kamillentee funkt und blitzt, als hätte Super Mario der gealterten Indiedisko eine Runde Antidepressiva gesponsert und keiner merkt, dass es sich um ein Placebo handelt. Alles wackelt und zuckt, dass die Hirnsuppe nahezu überschwappt."
Nicht mal Eddy zwingt so viele unpassende, unverwandte rhetorische Mittel in zwei Sätze, nachdem er sich das Hirn für Stunden mit Bier zersetzt hat.
Ab dem zweiten Absatz ist es hingegen sehr gelungen und die Einbindung von Hintergrundinformationen und Klangeindrücken passt und liest sich gut; im Großen und Ganzen sogar weit besser, als die meisten Laut.de Rezensionen und macht Lust mal ins Album reinzuhören.
Nicht so streng, catweazel, das war Julias Einstand hier auf laut. Ich fand, das las sich alles ganz schön.