laut.de-Kritik
Die Geister von Lemmy und Dusty Hill grooven überm Grasland.
Review von Dani FrommAllen, die The Hu als One Trick Pony schmähen, sei zweierlei auf die gerümpften Nasen gehauen, erstens: Wenn das ein eingeschränkt dressiertes Zirkuspferdchen ist, dann aber eins, das mit mächtig wirbelnden Hufen über die Steppe donnert. Zweitens: Habt ihr diese Platte überhaupt angehört? Mangelnder Abwechslungsreichtum gehört nun echt nicht zu den Punkten, die man "Rumble Of Thunder" ankreiden kann.
Mit der Fusion von Metal mit traditionellem mongolischem Folk, seinen ureigenen Instrumenten und den sehr speziellen Gesangstechniken haben sich The Hu inzwischen weltweit eine Fangemeinde erspielt. Five Finger Death Punch und Megadeth haben sich hoffentlich vorher genau angeschaut, was sie sich da ins Vorprogramm geladen haben: Es gibt garantiert einfachere Aufgaben, als nach dieser Truppe auf eine Bühne zu steigen und gegen die entfesselte Naturgewalt nicht abzustinken.
Musikalisch bietet "Rumble Of Thunder" aber ja noch viel mehr als nur Metal-meets-Mongolenmucke, allem voran eine gewaltige Portion Blues- und Hardrock. Tonnenschwer pluckern die Grooves übers Grasland, die Geister von Lemmy und Dusty Hill nicken einträchtig mit den Heiligenschein-bekränzten Häuptern.
"YUT Hövende" birst schier vor Blues, das dem nachgeschobene "Triangle" wirkt im Vergleich schon beinahe poppig, und "Teach Me" mit seinem flotten Gefiddele passte problemlos in den nächsten Pub, überaus tauglich zum Mitgrölen in Bierseligkeit - oder was auch immer sonst man in Ulaanbaatar und seinem weiten Umland so einschenken mag, Hauptsache, vergoren.
"Mother Nature" nimmt mit melodiösen, wesentlich filigraneren Gitarren und im Kontrast zu den gutturalen, schnarrenden Vocals, die The Hu sonst so auffahren, überraschend hellem Gesang mit zu einem knapp siebenminütigem Flug über die Steppe.
In "Bii Biyelgee" überwiegt wieder der Folk, während "Shihi Hutu" dem bluesigen Einstieg ein Riff hinterherschiebt, das direkt aus Eminems "Lose Yourself" gepurzelt scheint. Im Verbund mit den getragenen Saitenklängen wirkt die Nummer allerdings trotzdem, als türme sich am Horizont eine pechschwarze Gewitterfront auf, um dem zum großen Finale aufreitenden "TATAR Warrior" auch die angemessene Kulisse zu bieten.
Die stilistische Bandbreite jedenfalls erleichtert den Zugang zu "Rumble Of Thunder" enorm, weil sie den Einstieg aus unterschiedlichsten Richtungen erlaubt. Allerdings bezahlen The Hu diese Vielseitigkeit mit Härte: Insgesamt wirkt ihr Zweitling wesentlich weniger kompromisslos als ihr Debüt "The Gereg" und entwickelt auch nicht ganz die gleiche Durchschlagskraft.
Die Texte ... ja. Gut möglich, dass lückenhafte Kenntnis des Mongolischen sogar dabei hilft, dieses bombastische Heldenepos zu genießen. Was ich mir so automatisiert zusammenübersetzen lasse, strotzt schon arg vor aufrechten Kriegern und Heimatliebe, Stolz und Ehre, Vaterland und Mutter Natur. Ich bin relativ sicher, dass mir diese geballte Ladung Nationalstolz, ginge sie von deutschem Boden aus, überaus sauer aufstoßen würde.
Allerdings liegen die Tage, in denen wir zwei Weltkriege vom Zaun gebrochen haben, halt auch noch nicht ganz so lange zurück wie die Zeiten, in denen Dschingis Khan und seine Nachfolger ihr Herrschaftsgebiet bis ans japanische Meer und nach Europa hinein ausdehnten. Es steht außerdem wohl eher nicht zu befürchten, dass The Hu mit etwas anderem bewaffnet hier einreiten als mit Pferdekopfgeigen, Maultrommeln und Vocals voller grummelnder Unter- und fein ziselierter Obertöne. So lange sie mit diesem Arsenal alles in Schutt und Asche legen: nur zu.
3 Kommentare
Criiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinge.
Bullshit for the Masses
Das Erste Album war ein strahlender Stern am Himmel. Dieses unselige Machwerk ist eine musikalische Bankrotterklärung.
Es wird den Jungs sehr wohl das Bankkonto füllen, aber dank dieses Albums mutieren The Hu eher zu einer mickrigen Sternschnuppe.
Schade!...
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.