laut.de-Kritik
Knalliger Electro für die kommende Festivalsaison.
Review von Daniel StraubDie Sensationsgier der britischen Yellowpress kennt man weltweit. Es wäre sicher vermessen zu sagen, dass man sich mit den reißerischen Stories nicht ab und an die Zeit ganz wunderbar vertreiben kann.
Auch die Musikpresse auf der Insel folgt anderen Regeln. Hier regiert ebenfalls der Zwang zur Schlagzeile. Das führt dazu, dass es - glaubt man den einschlägigen Gazetten - nirgendwo bessere Newcomer-Bands gibt als in Großbritannien. "The next big thing" im Bereich der elektronischen Musik sind The Japanese Popstars.
Das Trio kommt jedoch nicht aus Japan. Vielmehr verbergen sich dahinter die drei Iren Gary Curran, Gareth Donoghue und Declan McLaughlin. Obwohl sie erst zwei Vinyl-Releases und einige Live-Auftritte verbuchen können, werden sie in Irland in einem Atemzug mit Underworld, Orbital und den Chemical Brothers genannt. Anlass für derlei Vergleiche geben ihre Live-Performances, die ihnen im vergangenen Jahr auch die Auszeichnung "Best Live Act" bei den Irish Dance Music Awards eingebracht haben.
Auf ihrem ihrem Debütalbum "We Just Are" finden sich nun jene Stücke, die sie in den vergangenen drei Jahren intensiven Live-Tests unterzogen haben. Ein Dutzend vielfach partyerprobte Tracks haben es schließlich auf den Longplayer geschafft. Bislang sind alle Tracks bislang noch unveröffentlicht. Einzige Ausnahme sind die beiden Stücke "Dellboys Revenge" und "Sample Whore", die im vergangenen Jahr bereits als Maxi-Vinyl zu haben waren und hier als wuchtiger Einstieg in das Album dienen.
In bester New-Rave-Manier geben die Iren von Beginn an ein hohes Tempo vor. Hände in die Luft - das fordern die knackigen Electro-Tracks von "We Just Are". Ruhepausen sind im Konzept nicht vorgesehen. Die Stücke sollen nur eines: gute Stimmung verbreiten und zum Feiern animieren. Knallige Effekte, schrille Fanfaren und mollige Basslines preschen vor. Das Rezept geht im ersten Drittel des Albums auch ganz gut auf. Spätestens ab der Mitte des Longplayers erschöpft sich diese Formel aber zusehends.
Eintönigkeit und Langeweile machen sich breit. Bei Live-Auftritten mögen derlei Schwächen durch einen Alkohol-Schleier kaschiert werden. Auf CD dagegen werden sie gnadenlos offen gelegt. Hier zeigt sich deutlich, dass der Vergleich mit den großen Live-Acts der elektronischen Musik doch zu hoch gegriffen ist. The Japanese Popstars mögen auf Festivals eine sichere Bank sein, für ihre Studioproduktionen müssen sie sich jedoch mehr einfallen lassen, als sie auf "We Just Are" zu bieten haben.
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