laut.de-Kritik
Das dritte Dopelalbum in fünf Jahren.
Review von Yan VogelDie wichtigste Neuerung vorweg: die Neal Morse Band firmiert nun unter dem Kürzel NMB. Auch wenn die Handschrift von Meister Morse weiterhin tonangebend ist, trägt die Band mit dieser Maßnahme dem gewachsenen Einfluss des Kollektivs Rechnung. In Sachen Output bleibt hingegen alles beim alten. Die Band verbucht mit "Innocence & Danger" das dritte Doppelalbum innerhalb von fünf Jahren auf der Habenseite. Bei diesem proggigen Tripple sind die transatlantischen und solistischen Ausflüge von Morse und Schlagzeuger Mike Portnoy nicht mal mit eingerechnet.
Bei der aktuellen Veröffentlichung handelt es sich um eine reine Songkollektion. Nach der spirituellen Erweckungsreise nach der literarischen Vorlage "A Pilgrim's Progress" aus dem 17. Jahrhundert, die die Alben "The Similitude Of A Dream" und "The Great Adventure" umspannte, entledigt sich das Quintett der konzeptuellen Fesseln.
Die erste CD betiteln die Ausnahmekönner mit "Innocence". Die hier enthaltenen acht Stücke sind eher kurze Exponate mit je unterschiedlichen stilistischen Ausdrucksformen. Der Opener "Do It All Again" ist eine optimistische Neo Prog-Keule mit deutlichen Anleihen an Genesis zu "A Trick Of A Tail"-Zeiten. Nach einem Intro, das das zyklische Motiv von "Dance On A Volcano" zitiert, zeigt die Gesangsaufteilung in der Folge den gewachsenen Teamgeist der Gruppe. Morse beginnt mit der Strophe, Tastenmann Bill Hubauer übernimmt die Bridge, während Gitarrist Eric Gilette den Refrain heroisch vollendet.
"Bird On A Wire" gelingt zupackend durch krachige Synthies und breitbeinig gespielte Akkorde. Die gute Laune in "Your Place In The Sun" wurzelt tief in den Sixties mit den Referenzen Beatles und Beach Boys, während "Another Story To Tell" dem AOR der Achtziger huldigt.
Emergence und "Not Afraid, Pt. 1" fußen beide auf je eigene Art auf der akustischen Gitarre. Während das erste Stück ein Instrumental darstellt mit klarem Fokus auf solistische Fertigkeiten und kompositorische Finessen, ist "Not Afraid, Pt. 1" eine in Drop D-Stimmung gestaltete Wohlfühl-Ballade in der Tradition des Spock's Beard-Klassikers "June".
Das Cover des Simon & Garfunkel-Stückes "Bridge Over Troubled Water" beinhaltet mehr Noten, als die beiden Folk-Barden im Laufe ihres gesamten Lebens gespielt haben und lässt sich neutral betrachtet als Prog-Experiment bezeichnen.
Die zweite, mit "Danger" betitelte Scheibe beinhaltet zwei Longtracks. Das erste überlange Stück, "Not Afraid, Pt. 2", schließt nur des Titels und Themas wegen an den ersten Teil an. Musikalisch gestaltet das Quintett den Song überraschend hart und mit klar voneinander abgegrenzten Parts.
"Beyond The Years" hingegen ist durchkomponiert und mit wiederkehrenden Themen versehen. Aufgrund der stilistischen Bandbreite und der stärkeren Melodien hören wir hier eindeutig das Highlight der Platte. Das zentrale Thema platziert die Band zu Beginn, in der Mitte und am Ende, einmal in klassischer Orchestrierung, dann mit andächtigen Orgelklängen und schließlich als Retro Prog-Abschluss. Dazwischen gibt es eine einprägsame, von Gilette veredelte Hook, einen wilden Jam-Part sowie einen verspielten Flamenco-Teil, der an die Longtrack-Blaupause "The Light" aus dem Jahre 1996 erinnert.
6 Kommentare mit 26 Antworten
Wohlfühlkirchenprog mit (vor)gespielten Emotionen. Ganz schrecklicher Bockmist.
Jepp. Vollkommen eierlos und gefühlsbefreit.
Fast hätte ich mal wieder die Ironie nicht erkannt.
Der Mann hat schon die gospels vertont. Der wird das schon ernstmeinen mit den Emotionen.
Gefühlsbefreit finde ich es eben nicht.
Keine Ahnung ob das Ironie ist. Aber hab ein Video angeskippt und für mich klingt das stellenweise wirklich nach PUR auf Englisch.
Jop, fürchterlich theatralischer Schmalz. Ist ja Pflicht beim Altherrengniedelprog.
Japp. Mehr käsiger Path(r)os als jeder Fetasalat
Ich weiß, dass es das Pathos heißt, aber es ist zu früh für eloquente Witze
Immerhin passen die peinlichen Videos und das scheußliche 3D-Artwork super zur Musik.
Selbst wenn hier einer Jehova sagt....
Ein einziges großes Gruselkabinett. In vielfacher Hinsicht. Und immer wieder die gleiche Masche. Der könnte irgendwann irgendeines seiner Albem unter anderem Namen erneut veröffentlichen, und niemand würde es bemerken. Schon gar nicht dieser Heini von den babyblauen Seiten.
Du bist dir aber bewusst, dass sie auf den BBS auch "morse of the same" kritisieren?
Wenn man eine Band oder einen Künstler nicht leiden kann, wieso muss man dann bei jedem neuen Release ungehört immer wieder die gleichen abwertenden Phrasen posten, anstatt sich einfach zu gönnen, Album und Review zu ignorieren? Gilt scheinbar besonders für alles im Prog Bereich und rund um Portnoy, Petrucci & Co.
Die " Waldorf und Statlers" der Musikerpolizei geben sich hier die Ehre
"Gilt scheinbar besonders für alles im Prog Bereich und rund um Portnoy, Petrucci & Co."
Liegt vielleicht daran, dass ihre Musik Müll ist.
Das Livekonzert vor 2 Jahren in Köln war eines der besten Konzerte ever. Selten habe ich zuvor eine Progband live erlebt, die mit so viel Spielfreude und Brillianz auf der Bühne stand. Wenn ich NMB mit Dream Theater vergleichen würde - die spielen zwar ebenso perfekt, vielleicht sogar noch "perfekter", aber sind auf der Bühne deutlich emotionsloser und man hat eher das Gefühl jeder macht sein eigenes Ding. Bei NMB ist dies ein anderes Gefühl. Etwaige Glaubensbotschaften in deren Musik sind mir egal - es zählt einzig allein die Qualität der Musik für mich. Aber für jeden das seine
War auch in der " Kantine." Eines der besten Konzerte, die ich bisher gesehen habe.
Fantastisches Album. Sie machen ihr Ding. Das Simon u. Garfunkel Cover ist der Hammer.
Der Bezug zu religiösen Themen stört mich persönlich nicht.
Habe die Band schon 2 mal Live gesehen. Jedesmal ein Erlebnis.
Danke, dass es sie gibt.
"Das Simon u. Garfunkel Cover ist der Hammer."
Du bist noch sehr jung und Musik magst Du eigentlich auch nur so als Hintergrundberieselung, oder?
Da muss ich dir Recht geben dass Album ist mehr als gelungen besonders auf der zweiten CD der Titel Beyond the Years ist Super.
Theory9: nein. Bin 54 Jahre alt und seit 40 Jahren Drummer, Gitarrist und Sänger. Aber immer schön von der Tastatur aus verurteilen. ????
Morse of the same, großartiger Musiker, bei den Texten kann ich am laufenden Band brechen, wenn das nicht wäre, reichten ein oder zwei Scheiben vom Neal, da im Prinzip alle nahezu gleich klingen. Alle muss man nicht haben. Die Texte ertrage ich aber nicht. Deshalb ist Neal nur mit TA oder bis Snow bei den Bärten erträglich für mich.
Es geht um die Musik ???? nicht um Beleidigungen.
Hast du mittlerweile nicht mal gemerkt, dass du dir die Emojis sparen kannst???
Tolle Musiker und ich finde auch die beiden letzten Doppelalben der Band ziemlich gut aber irgendwie ist mir das insgesamt zu viel Ouput, es ist schon echt schwer da noch durchzublicken, weil sich das teilweise dann doch ziemlich ähnelt, häufig ist weniger da mehr.
Aber dann wiederum schon nur aus Prinzip 5/5, weil die Virtuosität der Musiker die üblichen selbsternannten Musikgenies und Produzentenprofis hier im Forum immer so schön triggert.
Virtuosität triggert mich selbsternanntes Musikgenie nicht im geringsten, im Gegenteil. Ich bin mit Fusion groß geworden, i.e. Scott Henderson, Herbie Hancock, Zawinul, John Mclaughlin und mehr. Es ist doch viel mehr sie Frage, in welchen Dienst die Virtuosität (in diesem Fall biederer Schnarchprog) gestellt wird.
Du bist mit John McLaughlin und Herbie Hancock groß geworden? Da bin ich ernsthaft beeindruckt!
Dafür kriegst du einen "sich selbst beweihräucherndes selbsternanntes Musikgenie" Kommentargutschein, mit dem ich dir deine bisherigen (und das sind VIELE) und deine nächsten fünf unangebrachten Beiträge nachsehen werde
Aber nicht zu schnell aufbrauchen, enjoy!
Tumbes Namedropping ist unser beider Ding nicht, stimmt's Radiohead9?
Ändert ja auch alles nix daran, dass virtuose Musik nicht zwingend oberschmalzig sein muss, und dass deine Anmerkung Virtuosität betreffend eben ziemlich ins Leere läuft.
Bin langjähriger Fan von Morse / Portnoy Output. In den letzten Jahren haben sie mich immer mehr verloren. Meine Aufmerksamkeit reichte bei "Innocence & Danger" nicht mal die Hälfte des ersten Songs. Ist alles nett und spielerisch brilliant aber leider ein jedes Mal ein bisschen zu erwartet. Die Musik überrascht leider nur noch selten, Melodielinien und Akkordprogressionen sind sehr vorhersehbar.
Schade.