laut.de-Kritik
Nostalgie mit Glanz und Glamour.
Review von Artur SchulzWenn schon covern, dann richtig! Die Puppini Sister schwingen einfach ihren Zauberstab, und schon funkeln frische Klänge im Hörzimmer. Diesmal geht es auf in Richtung "Hollywood" - und die drei Brit-Mädels machen selbstredend auch dort weit mehr als nur eine ordentliche musikalische Figur.
Bei ihrem Besuch in der Film-Welthauptstadt begeben sich die Sisters nicht ins vorlaute Blockbuster-Heute, sondern ins elegante, glamoröuse Gestern. Ihre aktuellen Adaptionen entstammen der goldenen Ära des Unterhaltungsfilms, von "Blondinen Bevorzugt" über "Frühstück Bei Tiffany" bis hin zur "West Side Story". Mittlerweile steuern nun angesagte Stars Liedchen ihres Back-Katalogs zum Soundtrack bei - früher wurden für den jeweiligen Streifen die meisten Songs exklusiv komponiert und eingespielt. Was ganz sicher zu ihrem bis in unsere Zeiten einzigartigem Wiedererkennungswert beiträgt.
Gut, niemand benötigt mehr eine weitere Coverversion von "True Love" (Bing Crosby & Grace Kelly) oder "Moon River" (Audrey Hepburn). Außer, die Puppini Sisters nehmen sich der überstrapazierten Standards an, und veredeln sie neu - paradoxerweise mit dem Handwerk von gestern. Lediglich der Titeltrack "Hollywood" ist eine Eigenkomposition, die sich sauber ins Gesamt-Programm miteinfügt.
Aus dem Tanzfilm-Feger "I Got Rhythm" (Fred Astaire) nehmen die Sisters den großen Orchester-Swing heraus und ersetzen ihn nach bluesigem Intro durch muntere Kontrabass-Passagen. Verspielte Banjo-Einschübe und frohgemut schmetternde Trompeten locken aufs Tanzparkett. Aus "True Love" eleminieren Marcella & Co. den allzudick aufgetragenen Schmalz des Originals.
Die Vorgehensweise der Puppinis funktioniert am besten, wenn sie die altbekannten Intentionen draußen vor lassen. Und dem jeweiligen Song dezent, und doch bestimmt, neue Sichtweisen abringen. Wie etwa in der Umsetzung von "Good Morning" aus Gene Kellys Musical-Highlight "Singin' In The Rain", da schimmert bei den Puppinis eher der Wunsch nach weiterem Verweilen im warmen Bette durch.
"Get Happy" (Judy Garland) lässt das üppige Original-Arrangement links liegen. Hier genügen stimmige Banjo-Picks und eine gefühlvoll umtanzende Fidel, um den Titel in einem neuen Licht glänzen zu lassen. Unwiderstehlich arbeiten die drei aus Kurt Weills "September Song" bewegende Momente heraus.
In Zeiten hochtourig produzierter High-Tech-Ergüsse so vieler Acts gestaltet sich die Aufnahmetechnik der Sisters fraglos wunderlich, doch nie verstaubt. Die Nostalgie-Referenz, den dreistimmigen Gesang stilecht mit nur einem Mikrofon aufzunehmen, erzeugt liebevoll ausgearbeiteten Schellack-Sound in Vollendung. Zeitlos hat eben immer Konjunktur.
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