laut.de-Kritik

Gaebel packt den Tiger in den Tank.

Review von

Er ist und bleibt einer der Lässigsten im Lande. Ein Albumtitel wie "So Good To Be Me" zeugt von großem Selbstwusstsein. Tom Gaebel darf sich das erlauben. Das Zunfthaus der begnadeten Entertainer ist in Deutschland nicht gerade üppig bestückt - umso heißer werden die wenigen echten Könner umschwärmt. Wahre Fans betiteln Tom ohnehin anerkennend als den einzig echten und wahren Dr. Swing.

Geschmeidig lehnt sich "The Cat" an Andy Williams' "Music To Watch Girls By" an. Für "Don't You Worry Baby" packt Gaebel musikalisch gar den Tom Jones-Tiger-Soul in den Tank - mit unwiderstehlich hoher Gutelaune-Oktanzahl. Nach nur zwei Songs ist dem geneigten Hörer schon beglückt schwummrig im Kopf und Tanzbein, dann fliegt einem schon "So Good To Be Me" um die Ohren. Spätestens hier fühlt man sich vollends in die swingenden Sechziger zurückversetzt.

"Ich liebe einfach diesen grandiosen Sound aus der Zeit, als man noch in großen Studios in großer Besetzung große Songs aufgenommen hat. Genau das wollte ich auch immer machen", so der gebürtige Gelsenkirchener, und endlich einmal stimmen Anspruch und Wirklichkeit überein. Die Herangehensweise Gaebels weckt dabei ausschließlich Symphatien: Es geht ihm nicht um die klinisch reine Reanimation des Gestern, sondern den authentischen Rückgriff auf Produktions- und Songwriting-Weise jener Ära.

Nach dem fulminanten Dreier-Auftakt gönnt sich Gaebel zwar hier und da mal eine kleine Verschnaufpause, was stets überdurchschnittliche Kompositionen angeht, der Spaßfaktor bleibt dennoch hoch. Nicht nur aus dem guten alten England bezieht Gaebel seine Inspiration. "How I Love You" stellt eine Hommage an den James Last-Sound der "Non Stop Dancing"-Tage dar.

Neben 12 Eigenkompositionen ist nur ein Cover vertreten, in Gestalt des eigentlich totgenudelten "Wonderful World" von Sam Cooke. Doch so hat man den Track noch nie gehört: Scharfe Bläsersätze umschmeicheln einen lateinamerikanisch angelegten Groove, der auch einem echten Girl from Ipanema in die Beine gehen würde. Überhaupt tummeln sich Gaebel und Orchester gern am brasilianischen Strand: Eine Nummer wie "Like A Samba" erfüllt voll und ganz, was der Titel verspricht.

"Just A Little Bit" rumpelt in sattem Ragtime-Rhythmus, mit sogar richtig schön schmutzigem Blechgebläs, und ist damit jeder zwielichtigen Gaunerspelunke würdig. Für "Here I Go" wirft sich Gaebel wieder in den eleganten Zwirn, und positioniert sich mit seinem musikalischen Cocktailglas stimmig croonend an der Easy Listening-Bar.

Die Schatten werden länger; schon atmen die Nächte draußen kühle Herbstluft. Um noch einen Hauch des Sommers für daheim zurückzubehalten, empfiehlt sich der Erwerb von "So Good To Be Me" unbedingt. Mit Tom Gaebel im Player verlieren kommende ungemütliche Novemberabende garantiert ihren Schrecken.

Trackliste

  1. 1. The Cat
  2. 2. Don't You Worry Baby
  3. 3. So Good To Be Me
  4. 4. Cause I Love You
  5. 5. Like A Samba
  6. 6. Wonderful World
  7. 7. Just A Little Bit
  8. 8. Here I Go
  9. 9. Mad Man
  10. 10. For I Know
  11. 11. How I Love You
  12. 12. No More Goodbyes
  13. 13. Return Of The Cat

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