laut.de-Kritik

Lynchs Liebling kann auch rocken.

Review von

Ich kann mich noch recht gut daran erinnern, als mir der Name Trentemöller das erste Mal begegnet ist. Es war 2005, der Track hieß "Physical Fraktion". Minimal war damals voll in Mode, und obwohl Trentemöller irgendwie in diese Schublade passte, wabberten im Hintergrund dubbige Sounds, die erahnen ließen, dass sich der Newcomer auf mehr als lediglich seine Beats verstand. Eine Ahnung, die sich mit "Lost" eindrücklich bestätigt.

Spätestens seit Kultregisseur David Lynch die Musik von Anders Trentemöller zu einer seiner Inspirationsquellen erklärt hat, begleitet ein ziemlicher Medienrummel inklusive dem damit einhergehenden Erwartungsdruck jedes Albumrelease des Dänen. Das ist auch jetzt bei "Lost", seinem nunmehr dritten Longplayer, wieder so. Viel daraus zu machen scheint sich Trentemöller nicht.

Das verbindet ihn genauso mit seinem Fan wie das Bemühen, sich einengenden Kategorisierungen zu entziehen. In diesem Sinne ist "Lost" die Fortsetzung des Abnabelungsprozesses, der mit seinem zweiten Album "Into The Great Wide Yonder" vor drei Jahren erstmals deutlich hörbar wurde. Trentemöller kehrt elektronischer Clubmusik den Rücken und sucht sich ein künstlerisches Betätigungsfeld, das ihm mehr Freiheiten lässt.

Das hat er gefunden, indem er in den vergangenen Jahren eine Band um sich herum gruppierte. Klanglich verhilft ihm diese zu einer lebendigen Fülle in seinen Tracks und Songs, die mit Sampler und Synthesizer nicht zu erreichen wären. Ein Track wie "Trails" lebt ganz eindeutig von seinem mächtigen Groove. Der erstarrt dank Bass und Schlagzeug aber nicht zu einer starren Beatwalze, sondern entwickelte eine emotionale Dynamik, die so etwas wie das durchgehende Thema von "Lost" bildet.

Um die pulsierenden Grooves herum entwirft Trentemöller einen melodisch-verträumten, oftmals schwelgerischen Kosmos. Das klingt dank hervorragender Vocals von Jana Hunter, Marie Fisker, Ghost Society sowie Gastbeiträgen von Blonde Redheads Kazu Makino und Sune Rose Wagner von den Raveonettes oftmals wie von einem anderen Stern. Nur einmal bei "Never Stop Running" vergaloppiert sich Trentemöller mit Johnny Pierce am Mikrofon in schwülstigem Kitsch.

Das bleibt aber auch der einzige Ausrutscher auf "Lost". Ansonsten gewinnt man den Eindruck, dass sich Anders Trentemöller derzeit reichlich wohl fühlt. Einen Beleg dafür waren auch seine Shows im Sommer. Hier konnte man erleben wie gut Band und Bandleader inzwischen harmonieren und wie gut es der Musik des Dänen tut, auf einer großen Bühne vorgetragen zu werden.

Trackliste

  1. 1. The Dream feat. Low
  2. 2. Gravity feat. Jana Hunter of Lower Dens
  3. 3. Still On Fire
  4. 4. Candy Tongue feat. Marie Fisker
  5. 5. Trails
  6. 6. Never Stop Running feat. Jonny Pierce of The Drums
  7. 7. River Of Life feat. Ghost Society
  8. 8. Morphine
  9. 9. Come Undone feat. Kazu Makino of Blonde Redhead
  10. 10. Deceive feat. Sune Rose Wagner of The Raveonettes
  11. 11. Constantinople
  12. 12. Hazed

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Trentemøller – Lost (Ltd Digipak) €17,98 €3,00 €20,99
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Trentemøller – Lost Reworks (Lp+Mp3) [Vinyl LP] €25,95 €3,00 €28,95

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Trentemøller

In Dänemark kennt wohl fast jeder Clubgänger und Connaisseur elektronischer Tanzmusik den Namen Anders Trentemøller - spätestens seit 2005 auch der …

2 Kommentare mit 7 Antworten

  • Vor 11 Jahren

    Sehr schönes, intensives und abwechslungsreiches Hörerlebnis. Tolle Gastsänger/innen bereichern die kreativen Sounds. Bei "Never Stop Running" höre ich "The Cure" und keinen schwülstigen Kitsch. Aber vielleicht sollte ich mal zum HNO... Tolles Album - 5 Sterne deluxe!

  • Vor einem Tag

    Das Album klingt wie ein D. Lynch Film. Gefällt!

    • Vor einem Tag

      Mir gefällt's auch besser!

    • Vor einem Tag

      Besser? Heißt es hat dir früher nicht gefallen? Oder meinst du es gefällt dir besser als andere Alben von Trentemöller?

    • Vor einem Tag

      Das war nur ein schlechter Trollversuch, weil im vorherigen Faden die Wörter "besser" und "Lost" vorkamen. Es tut mir Leid, dass ich dich als Objekt dafür herangezogen habe. Ich schäme mich jetzt, weil du sehr nett bist. Ich kenne Trentemöller gar nicht.

    • Vor einem Tag

      ...Willkommen auf der Laut-Burg. Zum wöchentlichen Markt gerade aus an der alten Schmiede vorbei und bitte nicht am Zug rütteln, ich trage bereits eine Halskrause. Viel Spaß!

    • Vor 22 Stunden

      Mir erscheint es, als bekäme DieterBeust73 eine überdimensionale Aufmerksamkeit seitens Lost7. Man könnte ja meinen, dieser Herr hätte irgendeine Relevanz.
      Meine Vermutung: Es passt einfach ins politische Meinungsbild der Autoren.
      Abgesehen davon, ist es ja schon belustigend, wie die User die laut'sche Muppet-Show interpretieren. Man könnte meinen, man befände sich in einem Parallel-Universum. Während die Kommentare in der einen Welt von Schmerz und Authentizität geprägt waren, bekommen wir in der Spiegelwelt Superhelden - oder vielleicht besser "Bösewichte" - serviert, die in IncelBINDESTRICH oder Wieselkostümen herumlaufen und dennoch drauf beharren, dass sie "krass" seienPUNKT

    • Vor 20 Stunden

      Irgendetwas hat es mit diesem Herrn von Beust auf sich, dies erscheint mir ganz eindrücklich so zu sein. Was man genau munkelt, vermag ich nicht zu beurteilen, doch dort ist(!) etwas. Ich meine auch, ich habe ihn vor seiner offiziellen Anmeldung bereits hier gesehen, irgendwo, im Kommentarschatten des Undeutlichen. Herr Beust kommt mir fremd vor, er stellt viele Fragen, liefert aber selbst keine Antworten. Was will er? Woher kommt er? Warum existiert Nebel in seinem Avatar? Was ist sein Ziel? Hat er überhaupt ein Ziel(?) und vor allem: wer hat ihn beauftragt?

    • Vor 20 Stunden

      "Irgendetwas ist da draußen, Kollegen. Und ich werde nicht Ruhe geben, bevor ich weiß was es ist."