laut.de-Kritik

Im Düster-Genre um Abwechslung bemüht.

Review von

Hört man den Namen Anders Trentemøller, denkt man zuerst an den atmosphärischen Minimal Techno der 2006er-Scheibe "The Last Resort". Der gehört jedoch längst der Vergangenheit an. Nach dem Remix-Album "The Trentemøller Chronicles" und der Downtempo-Platte "Into The Great Wide Yonder" streckte der Kopenhagener zunehmend seine Fühler in Richtung Dream Pop und postpunkigem New Wave aus. Daran ändert sich auch mit "Memoria" nichts.

Nur verzichtet der 49-jährige Multiinstrumentalist wie zuletzt auf eine Vielzahl an Gastvokalistinnen. Für den Gesang zeichnet nämlich ausschließlich seine Freundin und Mitstreiterin Lisbet Fritze verantwortlich. Zudem schrieb er auch zum ersten Mal "die Texte und die Gesangsmelodien selbst", wie er kürzlich in einem Interview für Kulturnews verriet. Dabei kreisen die Lyrics häufig ums Existenzielle.

Musikalisch drängt sich der Vergleich mit Joy Division immer wieder auf, wie schon der Opener "Veil Of White" mit kühlen Drum-Rhythmen, tieftönender Gitarre, dichten Ambient-Schwaden und der nachdenklichen Stimme Fritzes klarmacht. In "No More Kissing In The Rain" oder "All Too Soon" sorgen helle Shoegaze-Akkorde und euphorische Noise-Rock-Ausbrüche samt verführerischem Gesang für ein paar Lichstrahlen.

Auch sonst bemüht sich der Däne um Abwechslung. In "Glow" bahnen sich rhythmische Techno-Beats durch den Post-Punk-Nebel und in "Swaying Pine Trees" zollt der Skandinavier Depeche Mode seinen Tribut. Psychedelik ("The Rise") und Krautrock ("When The Sun Explodes") begegnet man ebenfalls.

Seine Tracks baut Trentemøller dabei behutsam auf, um ihnen genug Raum zu lassen, ihre einnehmend atmosphärische Wirkung nicht zu verfehlen. Trotzdem geht es in Songs wie "Darklands" oder "A Summer's Empty Room" etwas zu kühl und zu schleppend zu, so dass auch leider eine gewisse Tendenz zum Plätschern besteht. Dafür wartet in der Mitte mit "Dead Or Alive" eine Nummer, die mit trockenem Bass, dystopischen Synthies im Gary Numan-Stil, kraftvollen Drum-Rhythmen und geradlinigen Gitarrenriffs richtig schön nach vorne rockt.

Richtig gut wird es mit Lisbets Stimme. "In The Gloaming" erweist sich als funkelnder Elektropop-Song und "Like A Daydream" klingt mit seinen verträumten Saitenakkorden, hypnotischen Drumrhythmen und dem schwerelos durch den Raum schwebenden Gesang wie ein verschollenes Cocteau Twins-Kleinod aus den 80ern.

Zukünftig sollte sich Trentemøller noch etwas mehr auf seine songwriterischen Fähigkeiten konzentrieren. Eine gewisse Weiterentwicklung innerhalb der eigenen musikalischen Möglichkeiten lässt sich zwar nicht verleugnen, aber im ungünstigen Fall könnte sich der düstere Stil des Dänen früher oder später erschöpfen.

Trackliste

  1. 1. Veil Of White
  2. 2. No More Kissing In The Rain
  3. 3. Darklands
  4. 4. Glow
  5. 5. In The Gloaming
  6. 6. The Rise
  7. 7. When The Sun Explodes
  8. 8. Dead Or Alive
  9. 9. All Too Soon
  10. 10. A Summer's Empty Room
  11. 11. Swaying Pine Trees
  12. 12. Drifting Star
  13. 13. Like A Daydream
  14. 14. Linger

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