laut.de-Kritik
Schlägerei im Jazz-Schuppen.
Review von Manuel BergerTrepalium sind anders. Swing Jazz trifft auf fett groovenden Prog Death. Count Basie meets Meshuggah. Extreme Metal plus Jazz – das gibt's zwar bei Shining auch. Statt es wie Jørgen Munkeby auf die ernste Tour zu machen, setzen Trepalium eher auf die Dschungelbuch-Version der Melange. Saxophon-Solos, Doublebass und Vorschlaghammergitarren reihen sich direkt neben gegrowltem "Schubdubidubdu" ein.
Stürzen wir uns also hinein in die ersten Sekunden von "Damballa Voodoo Doll": Feucht-fröhliche Fluch Der Karibik-Kneipenschlägerei, ein pervers packender Drumbeat, euphorische Big Band-Trompeter, ein wuchtiges "Bow!" – los geht's, tanzt den "Moonshine Limbo"! Wo ihr das tut ist relativ egal. Funktioniert hervorragend im 20er-Jahre Swing-Schuppen, am Strand mit Badehose und Schirmchen-Cocktail, auf der versifften Moshparty im Undergroundkeller oder im heimischen Wohnzimmer.
Mit Schwung in den Sohlen geht's hernach zu "Damballa's Voodoo Doll". Gojiras Joseph Duplantier gibt sich hier als Background-Gröler die Ehre. Diesen Fußwipp-Overkill noch einmal zu toppen ist die Aufgabe von "Possessed By The Nightlife". Mission completed. Aber sowas von. Deutlich schwerer schleppt sich dieses Ungetüm zwar durch die Feierei. Doch ob nun Balu oder King Louie das Tanzbein schwingt ist ja nun wirklich herzlich wumpe.
"Guédé Juice" erinnert dann zumindest mich an Marilyn Manson. Allerdings mit abwechslungsreicherer Rhythmik und schickem Gitarrensolo über tighter Bläserbasis. Ein bisschen Avatar, ein bisschen Tech-Death, jede Menge Big Band. Während die Instrumentenfraktion sich durch wüstes Staccato schunkelt, predigt Voodoo-Priester KK augenrollend und grunzend die neue Religion aller partywütigen Musiknerds. Wie wär's mit dem Prädikat "Screamin' Jay Hawkins des Death Metal"?
Im Gotteshaus Trepalium herrscht zum Glück kein Zölibat. Also kommet in Scharen und holt euch euren "Blowjob On The Rocks". Weil Franzosen bekanntlich Sinn für Stil haben, untermalen sie die romantische Liebesszene mit Flammensäulen und knisterndem Stummfilmpiano. Zum Höhepunkt geleitet ein nostalgisches Super Mario-Riff im Djent-Gewand. Baby, ich komme!
23 Minuten sind nicht lang, aber ganz ehrlich: Einen solchen Abriss auf Albumlänge halten wahrscheinlich nur die wenigsten durch. Insofern ist das gewählte EP-Format hier genau das Richtige. Bei Bedarf drückt man eben einfach die Repeat-Taste und zieht sich "Damballa Voodoo Doll" (das in Frankreich ursprünglich als "Voodoo Moonshine" erschienen ist, im Ausland aus rechtlichen Gründen jedoch einen anderen Namen bekam) einfach nochmal rein. Workout – check. Tanzkurs – check. Musiktheorie – check. Feierabend!
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