laut.de-Kritik
Ein durch und durch gelungenes Electro-Debüt.
Review von Simon LangemannÜber acht Jahre haben Arndt Roerig und Marko Vidovic für ihr erstes Studioalbum gebraucht. Eine Zeit, die sie neben vereinzelter Single-Releases natürlich vorwiegend hinterm Plattenteller verbrachten. Die jahrelange DJ-Erfahrung schlägt sich auf "Introlution" nieder, schließlich gäbe die vielseitige Tracklist passend zusammengemixt auch ein amtliches Liveset her. Gut 78 Minuten lang ballern Tube & Berger dem Hörer ihre Clubbeats um die Ohren und schöpfen die Spielzeit der CD damit voll aus.
Umso mehr scheint sich das Duo um ein abwechslungsreiches Set bemüht zu haben, denn Langeweile kommt in den durchschnittlich fünf Minuten langen Tracks praktisch nie auf. Die Solinger streuen in ihre Arrangements zahlreiche Breaks ein, deren Häufigkeit jeden noch so trägen Club-Besucher auf Trab hielte. Immer wieder mogeln sich dabei per Filter nach hinten gedrängte Themen langsam zurück in den Vordergrund, ehe ein neuer Beat einsetzt und alles abreißt.
Ihr Versprechen, zahlreiche organische Sounds ins Techno-Klangbild einzuflechten, halten die Produzenten über weite Strecken ein. So dienen Gitarre ("Soulgood", "Slipknot") oder Piano ("Introlution") auch als tragendes Element. Alles in den Schatten stellt dabei "La Fogata", eine denkbar fruchtbare Kollabo mit Trompeter Thalstroem. Über orgelähnlichem Synthesizer-Teppich und unterschwelligem Gitarrenostinato schwebend, sorgt dessen spanisch angehauchte Soloeinlage für mehrere Gänsehautmomente. Spätestens hier wünscht man sich vom gemütlichen Zimmer auf eine düstere Tanzfläche.
"Down The System" kombiniert warm pulsierende Bässe mit immer wieder verstreuten Trompeten- und Vocalsamples. Minimalistische, derbe House-Beats gibt es bei "Jam Word Up", einer Zusammenarbeit mit Kittball Records-Kollegin Juliet Sikora auf die Ohren. Schön melodisch geht es dagegen bei "Long Roads" zu, das besonders von Sängerin Meggys melancholischen Strophen profitiert. Das größte Experiment stellt wohl die Symbiose aus clubbigen Beats und verzerrten Rockgitarren in "Evolution & Consciousness" dar.
"Kleines Traumparadies" nennen Tube & Berger ihren finalen Rausschmeißer - ein Songtitel, der bei Liebhabern melodischer Tanzmusik große Hoffnungen weckt. Simple Klavier-Akkordfolgen und pathetische Streicher gleiten über einem gedrosselten Beat dahin und bestätigen die Erwartungshaltung. Wie schon im eröffnenden Titeltrack zeigt sich das Produzentenduo hier von seiner theatralischen Seite, liefert aber einen würdigen Abschluss für sein durch und durch gelungenes Electro-Debüt.
3 Kommentare
sehr sehr gelungenes debüt! absoluter favorit: soulgood. schade, dass sie nicht noch "lazy life" raufgepackt haben, dennoch ein sehr stimmiges und vor allem unerwartet langes album, bei dem sich der kauf lohnt. und thalstroem rockt la fogata natürlich wie eh und je!
klasse album!
gibts übrigens noch ein paar stündchen als free download! sollte jeder zuschlagen der für house was übrig hat
https://www.wetransfer.com/downloads/88e49…